Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn die Wahrheit nicht ruht

Wenn die Wahrheit nicht ruht

Titel: Wenn die Wahrheit nicht ruht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
Vom Netzwerk:
bestens zu amüsieren. Da frage ich m ich natürlich, weshalb ich mir S orgen gemacht habe.“ Schnippischer hätte es kaum mehr klingen können.
    „Hallo Mama.“
    „Hallo Kind. Seit wann habe ich eigentlich die Ehre, von meiner Tochter nicht mehr nur beim Vornamen genannt zu werden?“
    Leonie wusste, dass sie sich nicht auf diese Diskussion einlassen sollte, denn sie führte zu nichts. Also ignorierte sie die Frage. „Was tust du hier?“
    „Liebes, ich bin deine Mutter und wie es sich gehört, habe ich mich sofort nach deinen besorgniserregenden Anrufen auf den Weg gemacht, um dir beizustehen.“
    „Ach. Seltsam, ich hätte eher Oma und Opa erwartet.“
    „Sei nicht so gemein!“ Entrüstet wich Verena ein Stück zurück. „ Lass sie doch bitte in ihrem wohlverdienten Frieden ruhen.“
    Wohlverdient, ja , so i st es wohl korrekt ausgedrückt. Denn immerhin haben sie mich aufge zogen, dachte Leonie spöttisch. Aber sie wollte sich nicht streiten, also versuchte sie, ihren Ton etwas anzu passen. „Entschuldige. Du hast R echt. Also, ich muss noch eine Weile arbeiten. Möchtest du etwas zu T rinken?“ Die Frage war derart überflüssig, dass Leonie , noch während sie sie aussprach , ein Glas und den Gin holte. Das Tonic liess sie weg.
    Sascha , der nur unweit von den beiden weg stand, kam ins Grübeln. Irgendwoher kannte er die Stimme dieser Blondine. Nur woher? Doch bevor er sich genauer damit auseinandersetzen konnte, wurden seine Dienste von einer kleinen, eher rundlichen Braunhaarigen mit Pagenschnitt in Anspruch genommen.
     
    Leonie hatte gehofft, dass ihre Mutter im Laufe des Abends müde würde, doch sie hielt durch, bis morgens um vier. Also kratzte Leonie, nachdem die meisten Gäste gegangen waren, ihre gesamte Geduld zusammen und marschierte auf sie zu. „Komm, setzen wir uns dort hin.“ Sie deutete auf einen Stehtisch mit zwei hohen Barhockern, ein wenig abseits, so dass sie einigermassen ungestört sprechen konnten. Einem Geistesblitz folgend, schnappte sich Leonie noch zwei Gläser und eine Flasche Whiskey. „Hier.“ Sie stellte ihrer Mutter eines der gefüllte n Gläser hin.
    „Talisker? Gute Wahl, danke. “ Genüsslich nahm Verena einen Schluck, verzog ein wenig das Gesicht als die Flüssigkeit rauchig ihren Hals hinunter rann und eine wohlige Wärme in ihrem Magen hinterliess.
    „Also, ich habe dir etwas Wichtiges zu sagen. Möglicherweise hätte ich es dir schon längst sagen sollen, aber es schien mir nie der richtige Zeitpunkt, bis du mich gestern angerufen und mit diesen Dingen konfrontiert hast. Ich gebe zu, ich habe daran gedacht, dich einfach anzurufen, um es dir zu sagen und wenn mir die Richtung des Gesprächs nicht mehr gefallen hätte, hätte ich dich einfach aus der Leitung geschmissen. Aber ich glaube, ich habe mich schon genug um die Verantwortung gedrückt. Du hast ein Recht darauf es persönlich zu erfahren und alle Fragen beantwortet zu erhalten, soweit ich sie beantworten kann.“
    Einsicht? War das ein Hauch von Einsicht? Jetzt war Leonie neugierig. „Worum geht’s?“
    „Deinen Vater.“
    Erst musste Leonie leer schlucken, dann nahm sie ihr Glas und leerte es in einem Zug, nur um es sogleich wieder zu füllen. Mi t einem Kopfnicken bedeutete sie Verena fortzufahren.
    „Du hattest Recht, du warst schon einmal hier. Du warst noch keine vier Jahre alt. Du, dein Vater und ich hatten hier einen Skiurlaub geplant, doch es g ing von Anfang an alles schief.“ Verena begann ganz von vorne. Sie liess kaum ein Detail der Geschehnisse aus dem Winter des Jahres 1986 aus. All die aufgefrischten Erinnerungen trieben ihr die Tränen in die Augen, doch sie hielt durch, keine einzige erreichte ihre Wange. „Sie haben den Schweinehund , der deinen Vater angefahren hat , nie gefunden“, schloss sie mit bitterer Stimme ihre Geschichte.
    Auf einmal fiel Leonie das Atmen schwer. Ihr schnürte sich die Brust zu, die Beine drohten nachzugeben, in ihrem Kopf begann sich alles zu drehen und sie musste sich konzentrieren, damit sie nicht einfach umkippte. „Und ich habe all die Jahre geglaubt, er wäre einfach abgehauen und hätte uns im Stich gelassen. Warum starb er am Ende trotzdem? Du hast gesagt, die OP wäre gut verlaufen?“
    „Das, mein Kind, wussten die Ärzte leider auch nicht so genau. Die Vitalfunktionen waren gut, doch auf einmal ging’s bergab und ihm versagte das Herz.“
    „Warum hast du mir das nie erzählt? Warum hast du mich einfach im Glauben gelassen, wir

Weitere Kostenlose Bücher