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Wenn die Wahrheit nicht ruht

Wenn die Wahrheit nicht ruht

Titel: Wenn die Wahrheit nicht ruht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
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Absichten verfolgte. A ber für dein en Gesichtsausdruck von vorhin, wie auch für den jetz igen , war es da s absolut wert, dir diesen Bären aufzubinden.“
    „Das meinst du jetzt nicht im Ernst, oder?“
    „Doch. Ich werde jetzt nämlich noch einmal zu meinem Vater fahren. Ich hab ’ da noch was zu klären. Aber du könntest mir sicherheitshalber mitteilen, was du heute vorhast, damit ich im Notfall die entsprechenden Rettungsmassnahmen einleiten könnte .“
    „Mensch, an dir ist echt ein Clown verloren gegangen. Aber gut, ich werde heute den Gemeindepräsidenten von damals aufsuchen und ihm ein paar Fragen stellen, insofern sich heute jemand an die Tür wagt. Beim letzten Versuch war das nämlich nicht der Fall. “
    „Wie jetzt, du warst schon mal dort? Woher weiss t du denn , bei wem du klingeln musst?“
    „Die Dame im Tourismusbüro . Ein freundliches Wesen.“
    „Dann hattest du Eliane. Die andere ist nämlich seine Enkelin.“
    Leonie machte grosse Augen. „Du wei ss t einfach so, wer damals der Gemeindepräsident war?“
    „Klar, hättest bloss zu fragen brauchen.“
    „Wieso weiss man so etwas?“
    „Naivchen, ich bin hier aufgewachsen. Das Dorf ist nicht sehr gross, viele sind miteinander verwandt und man kennt sich, meist schon seit Generationen. Dazu komm t, dass die k leine Schlatter immer eher die Aussenseiterin war, was, so sagt man , auf die unzüchtige und rebellische Mutter zurückzuführen ist. Und als Tochter des Gemeindepräsidenten tut man gut daran, weder das eine noch das andere zu sein.“
    „ Augenblick mal. Ich habe also mit der Enkelin des ehemaligen Gemeindepräsidenten gesprochen? Warum hat sie dann so getan, als müsste sie alles erst heraussuchen? Sie weiss doch bestimmt, wo ihr Grossvater wohnt.“
    „ Das tut sie in der Tat. Vielleicht fährt sie im Büro gerne die professionelle Schiene und möchte während der Arbeit nicht mit den persönlichen Beziehungen zu den Menschen hier in Verbindung gebracht werden.“
    „Ja, vielleicht. Vor al lem, wenn ihre Mutter offenbar G rächens schwarzes Schaf ist. Wie heisst sie eigentlich? Möglicherweise habe ich ja auch schon was über sie gehört?“
    „Glaube ich kaum. Man spricht nicht mehr wirklich darüber. Ich glaube, viele wissen nicht einmal mehr , weshalb man ihr aus dem Weg geht. Wie dem auch sei, sie heisst, glaube ich zumindest, Alina oder so was. Galt allgemein als Schönheit, bis sie sich eben durch ihre Liebelei in Verruf brachte. Man erzählt sich, dass eine Hochzeit arrangiert wurde, um das Gerede zu stoppen. Hat aber augenscheinlich nicht geklappt.“
    „Na , wenigstens durfte sie ihren Liebsten heiraten. I ch schätze, es gibt S chlimmeres, oder?“
    „Stimmt. So zum Beispiel die Vermählung mit einem anderen. Denn ihr Liebster war e in unwürdiger Verbrecher, sass wegen Diebstahl im Knast, als die Hochzeit stattfand.“
    „ Wow. Es scheint, als wäre Grächen ein echt gefährliches Pflaster gewesen.“
    „Ja, nicht wahr?“
    Leonie nahm die Veränderung in Sebastians Stimme wahr und sah zu ihm auf. Doch in seinem Gesicht war nicht das Geringste zu erkennen . Nach wie vor umspielte ein munteres Lächeln seine Lippen. Vielleicht hatte sie sich ja getäuscht. „Nun, ich werde mich dann mal meiner Mission stellen.“
    „Okay. Wir sehen uns heute Abend. Ich habe nämlich vor, mich bei Angela zum Essen einzuladen. Also dann.“ Einem Impuls folgend beugte sich Sebastian vor und hauchte Leonie einen Kuss auf die Wange. Die weiche Haut und der Duft ihres Haars, der ihm dabei in die Nase stieg, durchzuckten ihn wie ein en Blitz. Um sich wieder zurückziehen zu können, musste er seine gesamte Beherrschung aufbringen, denn es schien, als würde sich jede Faser seines Körpers gegen die zunehmende kör perliche Distanz wehren.
    Zu sehr mit sich selbst beschäftigt, bemerkte er nicht, dass es Leonie kein bisschen anders erging. Am liebsten hätte sie Sebastian am Kragen seiner Jacke gepackt, sich in seine Arme geworfen und diesen Hauch in einen alles vergessenden Kuss verwandelt. Aber sie tat nichts dergleichen. Im Gegenteil, sie schenkte ihm noch ein kurzes Läch eln und ging davon in Richtung ‚Abendsonne’ .
     
    Erneut erklomm sie die Treppe, die zu der Haustür empor führte und klopfte an. Wieder hatte sie das Gefühl , im Augenwinkel die Bewegung eines Vorhangs wahrgenommen zu haben, doch als sie sich dem Fenster zuwandte, war da abermals nichts. Stattdessen öffnete sich die Tür. Aber nur soweit, dass

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