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Wenn die Wahrheit nicht ruht

Wenn die Wahrheit nicht ruht

Titel: Wenn die Wahrheit nicht ruht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
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    Schnell dachte sie nach und erinnerte sich an eines ihrer Abenteuerbücher, die sie als Kind immer gelesen hatte. Der Blick auf den Boden stellte sie zufrieden. Sie ging zu dem ihr nur allzu bekannten Bauernschrank und nahm sich einen der vielen Bögen Papier. Dann ging sie zurück zur Tür und schob das Papier unter dem Türblatt hindurch. Insgeheim beglückwünschte sie die Erbauer alter Häuser dafür, dass sie vor allem in Kellern zwischen Tür und Boden jeweils genug Abstand gelassen hatten , dass ein Kin d die Hand hätte unten durch st ecken können.
    Dann öffnete sie an ihrem Taschenmesser die Ahle und begann im Schloss herumzustochern. Es dauerte nicht lange, bis mit einem dumpfen Plumpsen der Schlüssel aus dem Schloss zu Boden fiel - direkt auf das Papier. Leonie zog nun das Papier unter dem Türrahmen hindurch und hätte beinahe lauthals herausgelacht, als sie den Schlüssel vor sich liegen sah. Ein bisschen f ühlte sie sich wie Miss Marple.
    Ohne weiteren Widerstand liess sich die Tür öffnen und Leonie fand sich in einem grosszügigen, jedoch etwas muffigen Kellergewölbe wieder. Schnell steuerte sie die Treppe in die obere Etage an. Bevor sie hier ihr Glück versuchte, legte sie ein Ohr an di e Tür und lauschte angestrengt.
     
    Selbstsicher trat Sören an die Treppe vor der Eingangstür heran und sprang sie leichtfüssig in geschmeidigen Bewegungen hoch. Dann zählte er bis zehn und klopfte an. Nichts rührte sich. Die Möglichkeit, dass nach dem tragischen Vorfall niemand öffnen wollte , kam ihm gar nicht in den Sinn. Also versuchte er es erneut. Diesmal etwas lauter. Der dritte Versuch wirkte bereits forsch und ungeduldig.
    Als sich wiederum nichts rührte, liess er von der Tür ab. Vorsichtig lehnte er sich zu dem Fenster daneben. Die Augen vor äusseren Einflüssen abschirmend spähte er in das Innere des Hauses. Der Vorhan g stoff verwehrte ihm aber den Einblick. Abgesehen davon war es viel zu dunkel.
    Missmutig und etwas enttäuscht darüber, dass er nicht wie geplant den verirrten Touristen mimen konnte, stellte er sich wieder gerade hin und dachte nach. Irgendwie musste er herausfinden, ob jemand im Haus war. Und diese n J emand galt es abzulenken. Nicht auszudenken, was geschehen würde, wenn man Leonie in dem Haus entdeckte!
    Um nicht allfällige neugierige Nachbarsaugen auf sich zu ziehen, trat er den Rückzug an. Unten an der Treppe angekommen wanderten seine Augen zu dem von der Finsternis verhüllten Teil des Gebäudes , ohne wirklich etwas zu sehen. Denn mit den Gedanken war er ganz woanders. Irgendeine Möglichkeit musste es doch geben. Und dann plötzlich kam ihm die Idee.
     
    Immer noch ein Ohr an das Türblatt gedrückt , kniete Leonie auf der ausgetretenen staubigen Stufe der Kellertreppe. Sie meinte eben noch ein Klopfen gehört zu haben, war sich aber nicht sicher. Jetzt war es jedenfalls still. Irgendwie zu still. Wo war Sören? Wo war die Frau?
    Die Tür , die den Wohnraum und das Kellergeschoss voneinander trennte , war zwar stabil gebaut und aus massivem Holz, aber Leonie sollte doch dennoch wenigsten s gedämpft hören, wenn auf der anderen Seite ein Gespräch geführt wurde. Da war aber überhaupt nichts. Hin - und hergerissen wog Leonie ab, was nun zu tun war. Riskierte sie, entd eckt zu werden oder zog sie ab?
    Auf einmal hörte sie dann doch ein Geräusch. Leonie horchte auf und versuchte zu erkennen , was es war. Wieder presste sie das Ohr an die Tür. Aber irgendetwas war seltsam. Erneut raschelte es. Dann auf einmal begriff sie. Das kam nicht von hinter der Tür, das kam aus der Finsternis hinter ihr. Unmittelbar nachdem sie verstand en hatte , reagierte sie auch schon ohne weiter nachzudenken. Hastig richtete sie sich auf und betätigte die Türfalle. Erleichtert stellte sie fest, dass diese nachgab. Im nächsten Augenblick stand sie im Flur des Hauses. Eilig drückte sie die Tür wieder ins Schloss und lehnte sich mit dem Rücken dagegen .
    Die Augen geschlossen , horchte sie auf i hr wild gegen die Rippen polterndes Herz. Sie meinte, man müsse es meilenweit hören. Über der ganzen Aufregung hatte sie vergessen, dass sie sich in diesem Augenblick auf dem Serviertablett präsentierte. Also schluckte sie die Angst hinunter, öffnete die Augen - und starrte direkt in ein eichenholzbraunes Augenpaar unmittelbar vor ihr.
    Sie hätte beinahe laut geschrien, hätte es ihr die Kehle nicht im selben Augenblick zugeschnürt. Ihre Panik niederkämpfend sog

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