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Wenn Die Wahrheit Stirbt

Titel: Wenn Die Wahrheit Stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie , Andreas Jäger
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der Polizei doch noch aufgeben und ihre Talente sinnvoll einsetzen könnte. Aber selbst wenn sie als kleine Reporterin anfangen würde, sie wäre immer noch die Tochter des Chefs, und sie würde nie glauben können, dass man sie nur nach ihren eigenen Verdiensten beurteilte.
    Allerdings erwiesen sich die Kenntnisse, die sie sich im Lauf der Zeit quasi im Vorübergehen angeeignet hatte, immer wieder als extrem nützlich. Sie setzte sich an Maeves Computer, loggte sich mit dem internen Passwort der Zeitung ins System ein und startete ihre Recherche.
    Eine Stunde später lehnte sie sich zurück, schwankend zwischen Befriedigung und Verwirrung, und rief Gemma an.
     
    Gemma sammelte gerade Legofiguren vom Wohnzimmerboden auf, als ihr Handy ertönte. Sie erkannte die Nummer und versuchte das Telefon zwischen Ohr und Schulter zu klemmen, während sie ein Wesen, das entfernt einem Dinosaurier glich - denn Toby war offenbar der festen Überzeugung, dass Piraten ständig mit Dinosauriern zu tun hatten -, in den Spielzeugkorb am einen Ende des Sofas warf. Der Korb am anderen Ende enthielt Hundespielzeug, und Gemma fragte sich oft, wie die Hunde es schafften, die zwei auseinanderzuhalten.Wenn jemand sich an fremden Beständen verging, war es im Zweifelsfall eher Toby.
    »Melody?«, sagte sie. »Augenblick.« Sie nahm das Telefon in die Hand, warf einen Teddybären von zweifelhafter Provenienz in den Hundekorb und ging ins Esszimmer, um sich auf die Klavierbank zu setzen. »Okay, jetzt bin ich da. Was gibt’s?«

    Sie lauschte und schlug dabei geistesabwesend erst eine, dann eine zweite Taste an, während die Falten auf ihrer Stirn immer tiefer wurden. »Ahmed Azad? Sind Sie sicher?«
    Duncan kam herein, eine Flasche Bier in der Hand, eine Augenbraue fragend hochgezogen. Er war im Arbeitszimmer gewesen, wo er sich die Berichte über Naz Malik noch einmal durchgelesen hatte. Seit der Warnung aus der Chefetage des Drogendezernats war seine Stimmung ziemlich gereizt gewesen, doch sie hatte sich ein wenig gebessert, nachdem Gemma ihm erzählt hatte, dass die Gilles-Brüder sich für den Nachmittag und Abend von Naz Maliks Tod einen Transporter ausgeliehen hatten. Sogleich hatte er sich darangemacht, die Akten nach einer Erwähnung oder einer Sichtung des Fahrzeugs zu durchforsten.
    »Okay, ich sag’s ihm.« Gemma sah Duncan an. »Danke. Wir sehen uns dann morgen.«
    Als Gemma das Gespräch beendet hatte, rückte Duncan sich einen Stuhl an die Klavierbank. »Für Wein ist es zu heiß.« Er hob die Bierflasche hoch, die schon mit Kondenswasser benetzt war. »Auch eins?« Als sie den Kopf schüttelte, fragte er: »Wer war das? Und was war das eben mit Azad?«
     
    Die Tür ging just in dem Moment auf, als Melody ihr Handy zusammenklappte, und ihr Vater trat ein. Er strahlte über das ganze sonnengebräunte Gesicht.
    »Melody, Schatz - George sagte mir, du seist hier. Warum hast du denn nicht angerufen? Dann hätte ich noch auf dich gewartet und wäre mit dir essen gegangen.«
    »Ich recherchiere nur ein bisschen, Dad. Kein Stress.«
    »Geht es um einen Fall?« Er trat hinter ihr an den Schreibtisch, ehe sie eine Chance hatte, die Bildschirmanzeige auszublenden. Sein Reporterinstinkt war unfehlbar, das musste sie ihm lassen. »› Bangladeschischer Geschäftsmann protestiert gegen Vandalismus
von weißen Schlägertrupps - kritisiert Untätigkeit der Metropolitan Police ‹«, las er. »Sag bloß, du interessierst dich für die Fehlleistungen deiner eigenen Truppe?«
    Melody ignorierte die Spitze. »Nein, Dad. Ich wollte nur etwas über diesen Typen herausfinden. Ich habe ihn heute in einem Club in Spitalfields gesehen. Einem sehr exklusiven Club ohne Namen, dessen Geschäftsführer ein Mann namens Lucas Ritchie ist.«
    Ivan zog nachdenklich die Stirn in Falten. »Ich kenne so einen Laden in Notting Hill. Weine für vierhundert Pfund die Flasche und bildhübsche Hostessen, die man aber nur anschauen darf.«
    Melody drehte sich um und sah zu ihrem Vater auf. »Und was hält Mum davon, dass du dich in solchen Etablissements herumtreibst?«
    Er ließ sie sein Haifischlächeln sehen. »Oh, ich habe sie auch schon ein- oder zweimal mitgenommen. Diese Art von Club ist eine Weiterentwicklung von gesellschaftlichen Institutionen wie Annabel’s und Mark’s - dort kommt nur die Elite rein, aber bei diesen neuen Clubs ist es zusätzlich so, dass nur die Elite sie überhaupt kennt. Die Anonymität ist ein Teil der Attraktivität.«
    »Der

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