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Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Titel: Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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darum geht’s nicht. Weit gefehlt sogar. Es ist nur so, daß diese Typen völlig aufgelöst reagieren, wenn man sie auszu-fragen versucht.«
    »Ich weiß nicht recht, aber vielleicht solltest du sie nicht so einschüchtern, wenn du …«
    »Nein, nein, du verstehst mich nicht«, unterbrach ihn Blondel. »Wenn ich sage aufgelöst , dann meine ich das auch so: Sie lösen sich buchstäblich in sämt-136
    liche Bestandteile auf. Wenn man sich nicht sofort duckt, fliegen einem die Brocken nur so um die Ohren – Beine, Arme, Nieren und so weiter.«
    Guy riß die Augen auf. »Du meinst, sie … ?«
    »Ja, sie explodieren«, bestätigte Blondel. »Sag mal, wo führt eigentlich dieses Kabel hin?« Er folgte dem Verlauf des Kabels bis zur Rückwand eines großen Verstärkers und zog es heraus. »So, das ge-fällt mir schon besser. Mit diesen ganzen technischen Spielereien könnte ich mich nie anfreunden.« Er zog das Mikrofon aus der Halterung und klopfte dagegen.
    Nichts geschah. »Wenn man ohne Hilfsmittel in einem Saal nicht mehr gehört werden kann, dann sollte man sich auch nicht als Sänger bezeichnen, finde ich.
    Warum diese Kerle explodieren, ist mir natürlich genauso schleierhaft wie dir. Trotzdem tun sie’s. Das merkwürdigste daran ist, daß sie dabei offenbar keinerlei Schaden nehmen, denn etwa einen Monat spä-
    ter sind die schon wieder auf den Beinen, und zwar mit einem Holzknüppel in der Hand.«
    »Willst du mir damit sagen, daß es sich dabei um dieselben Männer handelt, die explodieren oder denen du den Kopf abschlägst?«
    »Ganz genau«, bestätigte Blondel. »Jedenfalls ist das fast alles, was ich über diese Kerle weiß. Natürlich auch noch, daß sie irgend etwas mit dem Chastel des Larmes Chaudes zu tun haben. Schließlich tragen sie die Amtstracht des Chastels.«
    »Schön, und was ist nun dieses Chastel …«
    Blondel hatte ihm den Rücken zugekehrt, um auch 137
    noch die Stecker der restlichen Mikrofone an den überall herumstehenden Galgenstativen herauszuzie-hen.
    Guy hielt es seinerseits für angebracht, es lieber dabei bewenden zu lassen, zumal er zu dem Schluß gelangt war, daß ihm La Beale Isoud mal den Buckel runterrutschen konnte. Sollte es irgendeine Möglichkeit geben, in die eigene Zeit zurückzukehren, dann wollte er sie nutzen. Na ja, und wenn nicht, wollte er sich hier (wo immer dieses Hier auch sein mochte) niederlassen und sich nach einer Arbeit umsehen.
    Jedenfalls hatte er von diesen auf merkwürdige Weise explodierenden Meuchelmördern die Schnauze gestrichen voll. Außerdem ging ihn das alles einfach nichts an.
    »Wo ist er denn hin?« fragte ihn eine Stimme von hinten. Es war Giovanni, der Seniorpartner.
    »Er wollte sich um irgendwas kümmern«, antwortete Guy. »Irgendwas Technisches, soweit ich weiß.
    Hören Sie, darf ich Sie mal was fragen?«
    Giovanni runzelte neugierig die Stirn. »Sicher.
    Worum geht’s denn?«
    »Kennen Sie Blondel eigentlich schon lange?«
    »Das kann man wohl laut sagen«, antwortete Giovanni grinsend.
    Guy nickte besonnen. »Dieses ganzes Zeug über Zeitreisen und Behörden und Richard Löwenherz …
    also, das stimmt doch alles gar nicht, oder?«
    »Wie bitte?«
    »Ich meine, das alles ist doch nicht wirklich wahr, 138
    stimmt’s? Nichts davon ist oder wird tatsächlich geschehen oder wie man das auch immer ausdrücken will. Das alles ist nur …«
    »Natürlich ist das alles wahr«, schnitt ihm Giovanni entrüstet das Wort ab. »Wie kommen Sie überhaupt darauf, etwas anderes zu behaupten?
    Schließlich sind Sie jetzt selbst hier und erfahren es am eigenen Leib. Also muß es wahr sein, oder finden Sie nicht?«
    »Ich …« Guy ordnete seine Gedanken. »Na ja, offen gestanden kann ich mich nur schwer damit abfinden«, sagte er schließlich, wobei er den Blick durch den Zuschauerraum schweifen ließ, »daß ich hier mit dem Hofsänger von Richard dem Ersten bin, der gleich inmitten des Hundertjährigen Krieges in einer eigens für ihn gebauten Halle ein Konzert geben wird, und das mit Hilfe von Lautsprechtürmen und einer Verstärkeranlage, die die Geräte, die es in meinem eigenen Jahrhundert gibt, wie zwei mit einem Telefondraht verbundene Cola-Dosen aussehen läßt.
    Ich nehme an, Sie verstehen, daß ich ein wenig verwirrt bin.«
    »Natürlich kann ich Sie verstehen«, versicherte ihm Giovanni. »Und ich glaube sogar, ich kann Ihnen helfen.«
    »Ach, wirklich?«
    Giovanni lächelte. »Das nehme ich jedenfalls an.
    Sie wollen mir eigentlich

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