Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat
Verpflichtung eingegangen.«
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»Ich habe kein Publikum, und erst recht bin ich kein Künstler«, widersprach Blondel entschieden.
»Künstler tragen Baskenmützen und Kittel und schneiden sich die Ohren ab. Messire Galeazzo, Sie können sich Ihre Vorschläge an den Hut stecken, und das ist etwas sehr Riskantes, solange sich Mister Goodlet in der Nähe aufhält.
Einen guten Tag wünsche ich.«
»Ganz, wie Sie wollen, aber wenn Sie den König wirklich finden möchten, dann …«
Blondel schloß kurz die Augen und seufzte tief.
»Also gut«, lenkte er schließlich ein, »dann lassen Sie mal hören.«
»Nun …«
Doch bevor Giovanni irgend etwas sagen konnte, sprang die Seitentür des Pubs auf, und drei Männer platzten herein. Sie trugen dunkelgrüne Anoraks und hielten große Knüppel in der Hand. Nachdem sie hereingekommen waren, blieben sie stehen und sahen sich nach allen Seiten um. Niemand schien sich von ihrer Anwesenheit besonders gestört zu fühlen.
»Oh, so etwas Langweiliges «, seufzte Blondel.
»Warte hier, Guy.«
Dann stand er auf, zog das Schwert aus der Decke heraus, sprang auf die drei Männer zu und schlug ihnen die Köpfe ab. Ein Kopf rollte über den Fußboden, prallte gegen ein Stuhlbein und blieb mit der Nase an Guys Schuh hängen. Guy starrte entsetzt nach unten. Ihm war speiübel, und neben seiner furchtbaren Angst hatte er vor allem das schreckliche 130
Gefühl, von allen beobachtet zu werden. Diese Sorge war jedoch unbegründet, denn niemand blickte zu ihm herüber.
Hinter dem Tresen schrie jemand auf.
Blondel runzelte die Stirn. »Ich denke, wir sollten uns jetzt lieber auf den Weg machen«, schlug er den anderen vor.
Zwischen der tatsächlichen Wahrheit und dem, was man dafür hält, liegen Welten; und auch wenn die tatsächliche Wahrheit über die Weltgeschichte lediglich darin besteht, daß sie schlichtweg stattgefunden hat, so ist dieser Umstand für die Arbeit derjenigen Leute, die sicherstellen sollen, daß sich die Geschichte nicht wiederholen kann, nicht von großer Bedeutung. Etliche dieser Leute haben ein Büro im Chastel des Larmes Chaudes; und einer von ihnen, der gerade einen Bericht von seinem Hofgeistlichen und Chefeinsatzleiter erhalten hatte, war alles andere als erfreut.
»Narr!« schimpfte er.
Wappenkönig Mountjoy war, jedenfalls im weitesten Sinne, viel zu vergeistigt, um sich durch vulgäre Beschimpfungen aufregen zu lassen. Wie eine Schreibtischlampe bei einem Gewitter flackerte er kurz auf und fuhr dann mit seinem Bericht fort. »Danach haben sie die Einzelteile aufgesammelt und sind zurückgekommen.«
Julius der Zweite fauchte wütend vor sich hin und stocherte mit einem Bleistift auf der Armlehne her-131
um, bis er schließlich zerbrach. »Das ganze Pack fliegt raus!« fluchte er. »Wo soll das alles noch enden? frage ich dich. Man schickt seine drei besten Leute los – seine drei vermeintlich besten Leute –, und was kommt dabei heraus?
Nichts als Saalschlachten, und das zu den unpas-sendsten Gelegenheiten! Ab morgen um diese Uhrzeit arbeiten die alle wieder in der Registratur, hast du mich verstanden?«
Mountjoy nickte nur – die Temperamentsausbrü-
che Seiner Unheiligkeit waren zumeist von kurzer Dauer, und Julius pflegte sich später auch nur selten daran zu erinnern, was er im Zorn gesagt hatte – und fragte:
»Und was passiert in der Zwischenzeit?«
»Gute Frage.« Julius’ Miene klärte sich allmählich auf – das passierte immer, wenn er nachdachte –, und er strich sich gemächlich den Bart, wobei sich kleine blaue Feuerblitze in die Luft entluden. »Was meinst du, wohin er jetzt unterwegs ist?« fragte er schließ-
lich.
»Keine Ahnung«, antwortete Mountjoy. »Aber immerhin haben wir ein paar Informationen über die Männer einholen können, die bei ihm waren.«
Julius hob erstaunt den Kopf und nickte anerken-nend. »Das klingt schon etwas besser. Und was habt ihr herausgefunden?«
Mountjoy kramte ein Notizbuch hervor und berichtete: »Einer von ihnen ist ein britischer Bürger namens Guy Goodlet.«
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»Ja und?«
»Er stammt aus der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts. Irgend so ein Berufssoldat. Zur Zeit des Reichsgrundbuchs, also Ende des elften Jahrhunderts, besaß seine Familie Land in Norfolk, aber ansonsten handelte es sich bei ihnen immer nur um kleinere bis mittlere Freisassen ohne besondere Ab-stammung.«
»Das klingt nicht sehr vielversprechend.«
»Allerdings nicht. Bei den anderen drei Männern
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