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Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Titel: Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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phantastisch.« Er ließ sich erschöpft auf einer Kiste nieder und massierte sich die Handgelenke.
    »Schön«, reagierte Blondel zurückhaltend, während er sich mit einem Handtuch das nasse Haar trocknete.
    »Könnten wir jetzt bitte weitermachen?«
    »Wie meinst du das?« erkundigte sich Giovanni leicht verdutzt.
    »Na, es gibt doch keinen Grund, hier noch länger tatenlos rumzuhängen, oder? Ich dachte immer, du hättest gesagt, ich solle mehrere Konzerte geben.«
    »Sicher, aber jetzt doch noch nicht. Ich meine, alles zu seiner Zeit. Wir …«
    »Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen. Also, wann ist der nächste Auftritt?«
    »Nun warte doch mal kurz …«
    Blondel schüttelte den Kopf. »Schließlich haben wir eine Abmachung getroffen: Ich soll eine be-146
    stimmte Anzahl Konzerte geben, und dann erzählst du mir, was du über das Chastel des Larmes Chaudes weißt. Du hast nichts davon erwähnt, daß zwischen den Konzerten Pausen sind. Ich will diesen ganzen Quatsch möglichst schnell hinter mich bringen, um mich wieder meiner eigentlichen Aufgabe widmen zu können.«
    Giovanni schüttelte sich. »Na schön, aber wenn wir …«
    »Kein Wenn und Aber«, widersprach Blondel heftig.
    »Wo und wann ist der nächste Auftritt?«
    Im selben Augenblick sprang die Garderobentür auf, und drei große Männer, die allesamt in schweren Rüstungen steckten, purzelten herein. Sie legten eine unglaubliche Unbeholfenheit an den Tag, die davon herrührte, daß sie die Tür mit der Schulter aufbre-chen wollten, ohne sich vorher davon überzeugt zu haben, ob sie überhaupt verschlossen war. Verzweifelt versuchten sie, sich an einem Tisch festzuhalten, mit dem Erfolg, daß dieser wie ein Kartenhaus in sich zusammenbrach, dann schlidderten sie über die Steinplatten, prallten gegen die Wand und fielen wie benommen zu Boden.
    Auf ihren Röcken trugen sie ein Wappen, auf dem eine silberne Papstkrone auf schwarzem Feld sowie seitenverkehrt gekreuzte rote Schlüssel, eingefaßt vom Halbmond, abgebildet waren. Blondel zwinker-te mit den Augen, stand einen kurzen Augenblick lang regungslos da, als wäre er in Gedanken versun-147
    ken, dann schnappte er sich einen Feuerlöscher und besprühte die drei Eindringlinge, bis sie fast völlig von dem feuchten weißen Schaum überzogen waren.
    »So, und jetzt versucht mal, eure nächste Übung zu machen.«
    Die drei Männer gebärdeten sich wie wild, doch ließen ihre Reaktionen rasch darauf schließen, daß nicht das passierte, was sie erwartet hatten.
    »Habe ich mir’s doch gedacht!« triumphierte Blondel.
    »Wenn ihr völlig durchnäßt seid, könnt ihr nämlich nicht explodieren, stimmt’s? Ich denke, es ist allmählich an der Zeit, daß wir uns ein wenig miteinander unterhalten, findet ihr nicht?«
    »Wir sagen nichts.«
    »Na gut, wie ihr wollt«, antwortete Blondel grimmig.
    »Guy, blas ihnen die Köpfe weg.«
    »Aber sie tragen keine …«
    Blondel verzog das Gesicht zu einer wütenden Grimasse, dann schnappte er sich die Kopfbedeckungen der lombardischen Brüder, stülpte sie den Gefangenen über und stellte lakonisch fest: »Jetzt tragen sie Hüte.«
    Nur zögernd griff Guy nach dem Revolver. Einer der Gefangenen gab einen gequälten Laut von sich und fragte Blondel mit eindringlicher Stimme, was er denn von ihnen wissen wolle.
    »Als erstes könntest du mir erzählen, wo das Chastel des Larmes Chaudes liegt.«
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    Der Gefangene dachte kurz darüber nach und sagte dann: »Pursuivant, Waffenmeister, acht-sieben-sechs-fünf-acht-sieben-sechs-fünf.«
    Was war das denn? Sollte das ein Kartenverweis oder so was sein?
    »Name, Rang und Kennummer«, mischte sich Guy ein. »Nach der Genfer Konvention ist das alles, was einem ein Kriegsgefangener verraten muß.«
    »Die Genfer Konvention ist aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht unterzeichnet worden«, widersprach Blondel. »Also, mein werter Herr von und zu Pursuivant, diesen ganzen Firlefanz kannst du dir an den Hut stecken, und vielleicht fällt es dir ja leichter, mit einem Loch darin zu sprechen.«
    »Pursuivant, Waffenmeister, acht-sieben-sechs-fünf …«
    »Ach, du kannst mich mal!« fluchte Blondel und sagte dann, an die anderen im Raum gewandt: »Jemand soll mir auf der Stelle Vanillesoße besorgen.«
    Einen Augenblick lang herrschte verdutztes Schweigen im Raum.
    »Vanillesoße?« hakte Giovanni schließlich nach.
    »Richtig, Vanillesoße. Nun machen Sie schon, Giovanni«, forderte Blondel ihn auf. Dann

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