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Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Titel: Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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dort sehr viel ruhiger als hier. Sie hat sogar ein Fenster.«
    »Ich …«
    »Na ja, vielleicht habe ich eben etwas übertrieben mit dem Fenster. Ich will sagen, daß die Tür nicht richtig eingepaßt ist. Wenn draußen im Gang eine Lampe brennt, heißt das für dich, daß durch den unteren Türspalt etwas Licht in deine Zelle fällt. Na, ist das nicht toll?«
    »Ja, aber ich …«
    »Und schön gepflegt hat er sie«, fuhr der Wärter vergnügt fort. »Ich meine, der Typ, der gerade gestorben ist. Überall an den Wänden hat er mit Kalk Zeichnungen gemalt. Toll sieht das aus. Immer dasselbe Muster, trotzdem irgendwie beeindruckend –
    sechs gerade Linien von oben nach unten, die von einem Querstrich durchkreuzt werden. Schlicht, aber wirkungsvoll, wenn du weißt, was ich meine.«
    »Ja, aber ich kann doch nicht …«
    Der Wärter lächelte. »Das geht schon in Ordnung.
    Ich weiß, was du sagen willst, aber das war wirklich kein Problem. Im Gegensatz zu den meisten anderen hier hast du uns nie Ärger bereitet und hast jeden Morgen für mich und die anderen Jungs ein freundliches Wort übrig gehabt. Glaub mir, wir Wärter wis-143
    sen so etwas zu schätzen. Und deshalb ist das eben unsere Art, dir dafür zu danken. Ich meine, wenn man Leuten wenigstens nicht einmal hin und wieder unter die Arme greift, in welcher Welt leben wir dann eigentlich, findest du nicht?«
    »Ja, aber …« Der Gefangene blickte unwillkürlich in die Dunkelheit, wo sich der Tunnel befand, an dem alle seine Gedanken Tag und Nacht gehaftet hatten, und das über einen so langen Zeitraum hindurch, daß er sich nicht einmal mehr daran zurücker-innern konnte, wann er …
    Andererseits verhält sich dieser Gentleman äu-
    ßerst freundlich und großzügig zu dir, sagte ihm eine Stimme im Hinterkopf. Er tut alles, um dir zu helfen, und selbst wenn Leute einem einen Gefallen tun oder Dinge schenken, die man eigentlich gar nicht haben möchte, darf man nie vergessen, daß allein die gute Absicht zählt, die dahintersteckt. Alles andere wäre furchtbar undankbar.
    »Vielen Dank auch«, seufzte er schließlich. »Das ist wirklich furchtbar nett von euch.« Er blickte sich ein letztes Mal in der Zelle um. »Ich möchte mich nur noch von meiner Ratte verabschieden, dann komme ich.«
    Das Konzert wurde ein voller Erfolg.
    Dem Namen nach handelte es sich um ein Bene-fizkonzert, bei dem sämtliche Einnahmen zur Finan-zierung eines letzten verzweifelten Versuchs dienen sollten, den islamischen Vormarsch zu stoppen und 144
    Jerusalem wiederzuerobern; folglich stand das Konzert unter dem Motto ›Pflugscharen zu Schwertern für den Kreuzzug‹ und wurde von einer Organisation namens ›Kreuzverband‹ veranstaltet, die durch verschiedene Stände an den Eingängen zusätzliche Einnahmen durch den Verkauf offizieller Tournee-Meßbücher sowie Heiligenbilder und Wappenröcke mit der Aufschrift ›Ich habe an der gewaltsamen Be-kehrung der Welt mitgewirkt‹ erzielte. In Wirklichkeit war der ›Kreuzverband‹ nur eine Tochtergesellschaft der Clairvaux Holdings, die sich wiederum im hun-dertprozentigen Besitz der United Lombard Group of Companies befand, die ihrerseits eine Zweigfirma der Investmentgesellschaft Dritter Kreuzzug (IDK) war (gegründet 1187), in die das Beaumont Street-Syndikat das durch die Jahrhunderte hindurch ange-sammelte Kapital schleuste, um es dort zu waschen.
    Doch selbst wenn die Einnahmen aus solchen Bene-fizkonzerten bei der IDK endlich eintrafen, war das Geld noch immer so schmutzig, als wäre es direkt im Blut des Lamms Gottes getränkt worden.
    Unabhängig davon waren die Zuschauer zu Tau-senden aus dem gesamten christlichen Abendland herbeigeströmt gekommen, und als Blondel O Fortu-na, velut luna, Imperator rex Graecorum, Estuans intrinsecus und andere Nummern aus seiner 1186
    erschienen Hit-Anthologie Carmina Burana sang, mußten sie von den Sicherheitskräften der Tempelritter gewaltsam daran gehindert werden, die Stühle herauszureißen und sie anzuzünden.
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    Nach dem Konzert kam Giovanni hinter die Bühne.
    Er wirkte ziemlich ausgelaugt, und da er seinen Brüdern beim Zählen der Einnahmen geholfen hatte, waren seine Hände von den oxydierenden Silber-münzen völlig schwarz. Das Management hatte fünfzehn Maultiere mieten und dreihundert Tempelritter verpflichten müssen, die nun das Geld nach Paris zur Bank schaffen sollten.
    »Blondel, das war einmalig«, keuchte er außer Atem.
    »Ich meine, wirklich einmalig. Einfach

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