Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat
geritten, so etwas zu tun? Dieser Typ war kurz davor …« Er hielt inne, rieb sich wütend ein Stück getrockneter Vanillesoße aus einem Augenwinkel heraus und seufzte:
»Ach, jetzt weiß ich, was hier gespielt wird. Das ganze Theater war nur, um ihn daran zu hindern, mir die wenigen Informationen zu verraten, die Sie drei bereits kennen. Hätte er sie mir verraten, dann hätten Sie nichts mehr in Hand gehabt, um mich zu diesen verflixten Konzerten zu zwingen.«
Wenigstens besaß Giovanni den Anstand, Blondel nicht direkt in die Augen zu blicken. Er nickte und antwortete dann: »Schließlich ist es nicht unser Geld, mit dem wir die Ausrichtung der Veranstaltungen vor-finanzieren. Wir sind gegenüber unseren Geldgebern verpflichtet, vernünftige Arbeit zu leisten und …«
Blondel hob drohend die Hand. »Ersparen Sie mir bitte diesen ganzen Unsinn. Wichtig ist jetzt nur, daß wir alles möglichst schnell hinter uns bringen. Sie räumen hier jetzt sofort alles auf und bereiten die Ab-reise vor. Ich gehe wohl lieber erst mal unter die Dusche.«
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Er schüttelte noch einmal ungläubig den Kopf und ging auf den Waschraum zu. Bevor er die Garderobe verließ, warf er Guy, der den Revolver wie einen to-ten Fisch in der Hand hielt, einen vielsagenden Blick zu und sagte in abfälligem Ton: »Hast in letzter Zeit eine Menge geübt, wie?« Dann verließ er den Raum.
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5. KAPITEL
ind Sie sich auch wirklich sicher, daß wir in
»S die richtige Richtung gehen?« erkundigte sich Giovanni besorgt.
»Klar, aber wenn Sie lieber den Weg bestimmen wollen, bitte …«, antwortete Blondel kurz angebunden.
Giovanni zuckte mißmutig die Achseln. Seit dem kleinen Zwischenfall in der Garderobe hatte sich das Verhältnis zwischen Blondel und seinen drei Managern merklich abgekühlt, so daß die ständige Debatte über das richtige Lesen von Karten auch nicht sonderlich hilfreich war. »Nein, danke, das überlasse ich gerne Ihnen. Wenn wir auf diese Weise in der zweiten Eiszeit landen, dann ist das wenigstens nicht mein Fehler.«
Danach gingen sie eine ganze Weile schweigend weiter, bis sie unstrittig in einer Sackgasse landeten, denn plötzlich hörte der Tunnel auf, und vor ihnen befand sich nur noch eine Wand.
»Und nun?« fragte Giovanni aufmüpfig.
»Schon gut, alles in allem könnten Sie recht haben. Schlimm genug.«
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Die beiden setzten sich auf den Boden, und Giovanni zündete ein Feuerzeug an, in dessen Licht Blondel in dem kleinen Buch nachsehen konnte.
»Ach, jetzt ist mir alles klar. Was ich für die Früh-renaissance gehalten habe, ist in Wirklichkeit das Zeitalter der Aufklärung. Sehen Sie? Die eine Zeit ist auf der Karte blau markiert und die andere mit mal-venartiger Farbe. Kann man leicht miteinander ver-wechseln.«
Giovanni schnaufte nur abfällig und fragte verdrossen: »Und wo sind wir jetzt?«
»Na ja, wenn ich recht damit habe, daß wir dahinten vom Weg abgekommen sind, dann ist diese Wand hier der Fall von Konstantinopel. Also sollten wir lieber wieder zurückkehren, bei der nächsten Kreuzung links abbiegen und dann immer geradeaus gehen, bis wir beim europäischen Währungssystem herauskommen. Na, wie hört sich das an?«
Als Antwort erhielt er nur ein gedämpftes Mur-meln, und Iachimo sagte etwas davon, daß man das nächste Mal lieber gleich den längeren Weg nehmen sollte anstelle einer vermeintlichen Abkürzung.
Schließlich schnappten sie sich das Gepäck und gingen zurück. Als sie noch nicht einmal einen halben Kilometer zurückgelegt hatte, landeten sie erneut in einer Sackgasse.
»Das ist ja großartig!« seufzte Giovanni mit tri-umphierendem Unterton in der Stimme und fügte in bescheidenerem Ton hinzu: »Aber was ist hier eigentlich passiert?«
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Blondel trat ein Stück vor und nahm das Hindernis genauer in Augenschein. »Hier muß ein Zeitrutsch stattgefunden haben«, stellte er fachmännisch fest.
»Wir müssen zurück und versuchen, außen herum zu gehen.«
Guy fragte, was ein Zeitrutsch sei.
»So etwas wie ein Erdrutsch, nur noch etwas lästiger, wenn man es eilig hat«, klärte Blondel ihn auf.
»Hier ist ganz einfach die Tunneldecke eingestürzt, und ein Stück aus einer anderen Zeit ist nachgerutscht und blockiert nun den Weg. Früher oder später wird sich jemand aus der Staubehörde darum kümmern, das Ganze wieder zusammenzuflicken.«
»Meinst du nicht eher Baubehörde?« hakte Guy nach.
»Ich meine das, was ich gesagt habe«, beharrte Blondel verärgert.
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