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Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Titel: Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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glücklicherweise ebenfalls rechtzeitig ausweichen konnte, gefolgt von einem Veilchen-bombardement, das bis an die rückwärtige Wand reichte, so daß die Blumen im ganzen Raum verteilt wurden.
    Nachdem alles vorüber war, seufzte Isoud mürrisch:
    »Vielen Dank auch, könnte ich jetzt bitte noch einen Staubsauger bekommen?«
    Die Glocke ertönte zum wiederholten Male, und ein wunderschöner verchromter Edelstaubsauger rollte aus dem Gerät und blieb neben ihr stehen.
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    Auch er war mit einer Schleife geschmückt, die sich allerdings in dem Stromkabel verheddert hatte.
    Isoud seufzte. Das Hyperfax war auf seine Art ganz nützlich, aber nun verstand sie auch, warum es stets geheißen hatte, es brauche eine gewisse Test-phase, bevor man es auf den Markt bringen könne.
    »Also gut. Jetzt schalte bitte vom Empfang– auf den Sendemodus um.
    Ich will das alles hier zurückschicken.«
    WIE DU WILLST
    Die Klappe öffnete sich, und durch die Halle blies ein kräftiger Wind. Kurz darauf waren die Feder, die Erdbeeren, das Eis, die Veilchen und der Staubsauger wieder verschwunden – ebenso zwei Kissen und ein Absatz von Isouds Schuhen. Doch machte Isoud lieber nicht viel Aufhebens darum, und bedankte sich statt dessen bei dem Gerät, obwohl sie längst zu dem Schluß gekommen war, daß es sinn-voller gewesen wäre, wenn sie sich mit ihrer Sticke-rei befaßt hätte.
    Als sie schließlich aufstand und gerade das Gerät abschalten wollte, ertönte die kleine Glocke erneut.
    Ein Mann purzelte aus der Klappe, rollte ein paarmal über den Teppich und blieb schließlich vor dem Bü-
    cherregal liegen. Auf dem Bildschirm stand: WIEDER AUF EMPFANG
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    »Ach, wirklich?« erboste sich Isoud. »Bitte geh sofort wieder auf Sendemodus!«
    Der Schirm flackerte auf – eine Art digitales Schulterzucken –, und der Mann wurde langsam den Weg zurückgezogen, den er kurz zuvor gekommen war. Als er mit dem Kopf gegen ein Tischbein stieß und einen mitleiderregenden Laut ausstieß, drückte Isoud unwillkürlich auf die Pausentaste. Der Bildschirm wurde grellweiß.
    »Aua!« stöhnte der Mann.
    Als Isoud ihn sich genauer ansah, staunte sie nicht schlecht. »Ach, Sie sind doch dieser Mister Goodlet, nicht wahr? Möchten Sie vielleicht eine Tasse Tee?«
    Blondel wachte auf, rappelte sich unter Schmerzen hoch und sah das Hinweisschild, auf dem stand: HIER ENTLANG
    Das schien keinen großen Sinn zu machen. Aus dem wenigen, das er in seiner Umgebung erkennen konnte, entnahm er, daß er sich inmitten eines leeren Raums befinden mußte, und das einzige Licht rührte von dem schwach glühenden Hinweisschild her. Nirgendwo war ein Dach, eine Decke, der Himmel, Wände oder irgend etwas anderes zu sehen, das als Orientierungshilfe hätte dienen können, und aus dem Hinweisschild selbst wurde nicht einmal ersichtlich, in welche Richtung der empfohlene Weg gehen sollte. Andererseits hielt er diesen Zeitpunkt nicht gerade für geeignet, sich lauthals zu beschweren. Soweit er 173
    es beurteilen konnte, war er nämlich gerade in der Zeit ertrunken, und wahrscheinlich war es ratsamer, sich unauffällig zu verhalten, falls er wirklich tot sein sollte.
    Die Scheide, in der eigentlich das Schwert stecken sollte, war leer, und eine rasche Untersuchung förderte zutage, daß ihm alle seine geliebten kleinen Hilfsmittel abhanden gekommen waren, die er sich im Laufe seines langen Lebens als Zeitreisender an-geeignet hatte: zum Beispiel die Karte mit dem Tun-nelnetz; der Spiegel, in dem sich Dämonen in ihrer wahren Gestalt zeigten; seine für jeden Zweck ver-wendbare Netzkarte, der Personalausweis, der Paß, der Museumsausweis und die Telefonkarte; selbst die Uhr mit integriertem Rechner und sein Kamm. Andererseits hatte er sich außer ein paar blauen Flecken und einem stechenden Schmerz im linken Handgelenk offenbar keine weiteren Verletzungen zugezogen, also blieb ihm noch ein Rest von Hoffnung.
    Dum spiro spero, wie der Lateiner sagt.
    Er entschied sich, einfach loszugehen; zwar wußte er nicht, in welche Richtung, aber das war ihm egal, zumal er auch die praktische Streichholzschachtel mit dem in den Deckel eingelassenen Kompaß verloren hatte. Zuversichtlich marschierte er in die totale Finsternis hinein und begann sogar, vor sich hin zu pfeifen. Dann fiel ihm ein, daß er, zumal er diesen Weg noch nie zuvor entlanggegangen war, es ruhig auf einen Versuch ankommen lassen könnte, und sang L’Amours Dont Sui Epris .
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    Aus der Dunkelheit heraus strahlte

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