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Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Titel: Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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Zeitplan weitermachen wollte – wir hängen übrigens ganz schön hinterher, kann ich dir sagen, und sobald wir wieder auf die Hauptstrecke zurückkehren können, werden wir einige Überstunden einlegen müssen –, als ich einen Typen sah, den ich von früher her kenne.«
    »Wie meinst du das?«
    »Na, genauso wie ich es gesagt habe: Ich habe einen Typen wiedergesehen, den ich von früher her kenne«, wiederholte Blondel, »und zwar von Richards Hof. Er trug eine griechische Polizeiuniform, aber sein Gesicht würde ich immer wiedererkennen.
    Früher am Hof hat er manchmal in der Küche gearbeitet. Er hat mir zugewinkt – weißt du, so, wie man jemanden auf der Straße erkennt – und ist dann wei-tergegangen. Natürlich bin ich ihm gefolgt, und als nächstes erinnere ich mich daran, daß ich vor diesem Postgebäude stand – oder was das war. Also habe ich zu singen angefangen. Dann hast du meinen Gesang erwidert, und dann öffnete sich …«
    »Diese Zellentür?«
    »… der Briefkasten, und ich bin da reingeschlüpft und habe dich gefunden. Na, und nun sind wir hier gelandet. Hast du eigentlich ‘ne Ahnung, wo wir gerade sind? Ich bin einfach den Pfeilen im Tunnel gefolgt. Für mich sieht das hier wie irgendein Heerlager aus.«
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    »Kann gut sein«, antwortete Guy. »Wie kommen wir hier wieder raus?«
    Blondel blickte sich nach allen Seiten um. »Jetzt dräng mal nicht so. Ich glaube nicht, daß ich hier schon mal gewesen bin, jedenfalls eine ganze Weile nicht mehr. Ich würde sogar sagen«, fügte er hinzu und lächelte dabei einen Legionär an, der ihn argwöhnisch musterte, »ich bin hier noch nie gewesen.« Der Legionär zuckte die Achseln und machte sich wieder daran, seinen Schild mit Olivenöl einzureiben.
    »Das Merkwürdige daran ist«, fuhr Blondel fort, wobei er auf die Umzäunung zuschlenderte, in der die zu einer Belagerung notwendige Gerätschaft ab-gestellt worden war, »daß ich kurz davor schon mal jemanden dieses Lied habe singen hören.«
    »Ach ja?«, staunte Guy. »Wo denn?«
    »In den Archiven«, antwortete Blondel. »Das war wirklich eigenartig. Ich muß dort gelandet sein, als ich nach dem Zeitbeben hinter dir hergelaufen bin; die ganze durch das Beben freigesetzte Zeit – die man auch als Lava bezeichnen könnte – wurde zusammengekehrt und in den Archiven entladen, und ich muß irgendwie da reingeraten sein. Danach bin ich da unten wie Falschgeld rumgelaufen, bis ich auf eine Ölbohrinsel gestoßen bin.«
    »Eine Ölbohrinsel?« hakte Guy ungläubig nach.
    »Ja, hin und wieder gibt es davon welche in den Archiven«, klärte Blondel ihn auf. »Natürlich ist das strikt verboten. Jedenfalls hatte ich das riesige Glück, eine Tür zu entdecken, kurz bevor irgend so ein Voll-258
    trottel das ganze Ding hochgehen ließ. Aber da unten war ganz bestimmt jemand, der die zweite Strophe von dem Lied gesungen hat – du weißt schon, L’Amours Dont Sui Epris .
    Ein Jammer, daß ich nicht mehr herausfinden konnte, wer das gewesen ist. Vielleicht sollte ich dorthin noch mal zurückgehen.« Er hielt inne und blickte Guy betrübt an. »Du hast mir übrigens noch gar nicht erzählt, was du die ganze Zeit …«
    Im selben Augenblick kam ein Zenturio in Beglei-tung von zwei Fußsoldaten von hinten auf die beiden zugestürmt und brüllte sie an. Blondel und Guy drehten sich um und wollten sich gerade danach erkundigen, ob sie irgendwem behilflich sein könnten, als man sie mit ziemlich heftigen und unmißverständlichen Worten beschuldigte, von Pompeji und dem Senat bezahlte Spione zu sein, und ihnen befahl, sich nicht von der Stelle zu rühren. Natürlich nahmen die beiden sofort die Beine in die Hand und rannten, was das Zeug hielt.
    »Wegtreten, habe ich gesagt!« wiederholte Cäsar.
    Niemand rührte sich vom Fleck. Alle blickten an seiner rechten Schulter vorbei, um irgend etwas zu beobachten, das hinter seinem Rücken stattfand.
    »Ey! Was ist denn da plötzlich so interessant, daß … ?«
    Cäsar blickte sich nun auch nach hinten um und sah einen ganzen Haufen wütender Soldaten, die zwei ex-zentrisch gekleidete Männer durch das Lager jagten und nun geradewegs auf die Eiche zusteuerten.
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    »Jetzt steht gefälligst nicht wie Schwachköpfe herum!« brüllte Cäsar. »Schnappt sie euch und findet heraus, was die hier …«
    Weiter kam er nicht. Der von den beiden Eindringlingen farbenprächtiger gekleidete Mann war mittlerweile mit enormer Geschwindigkeit herangestürmt und stieß nun mit

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