Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat
stampfte zornig herein, knallte eine riesige Schüssel Kartoffelbrei auf den Tisch und stolzierte wieder hinaus, wobei sie nicht vergaß, die Tür laut hinter sich zuzuknallen.
Blondel erschauderte beim Anblick des Kartoffelbreis.
»Also gut«, willigte er schließlich ein. »Dieses ei-ne einzige Mal noch.«
FAX
Absender:
Galeazzo, Galeazzo und Galeazzo Beaumont Street
Londinium
Unser Zeichen: AC/DC
Empfänger: el des Larmes Chaudes Ihr Zeichen: AD/AC
Mitteilung folgt
»Wenn das schon wieder eins von diese Werbefaxen ist, dann werde ich von ihm verlangen, sich bei der Firma zu beschweren«, grummelte Mountjoys Sekretärin. »Ich habe schon genug zu tun und muß nicht noch den ganzen Tag die Treppe rauf- und runterrennen, nur um irgendwelche Werbezettel zu verteilen.«
Herzlichen Glückwunsch! fuhr das Fax fort. Sie sind zum glücklichen Gewinner der monatlichen Lot-terie der Gebrüder Galeazzo-Finanzberatung ausgewählt worden. Diesen Monat besteht der phanta-290
stische Preis aus zwei Karten für das größte Blondel-Konzert aller Zeiten.
»Habe ich’s mir doch gedacht«, zischte Mountjoys Sekretärin, nachdem sie sich zum Faxgerät begeben hatte.
Als sie gerade das Papier abreißen wollte, um es wegzuwerfen, wurde sie von einem Arm daran gehindert.
»Hände weg!« befahl jemand hinter ihr im bar-schen Ton. »Ich will sehen, was das ist.«
»Ja, Sir«, seufzte die Sekretärin schnippisch und trat nur unwillig beiseite.
Während die Nachricht sich langsam aus dem Ge-rät quälte, war dort zu lesen: »Um Ihren phantastischen Preis zu erhalten, müssen Sie nicht mehr tun, als spätestens bis Ende des Monats in einen von den Galeazzo-Brüdern verwalteten Aktienfond Ihrer Wahl 50000 Pfund Sterling oder mehr zu investieren.
Aber beeilen Sie sich! Wenn Sie Ihren phantastischen Preis nicht innerhalb der angegebenen Zeit anfor-dern, dann behält sich die Firma Gebrüder Galeazzo-Finanzberatung das Recht vor, Ihren phantastischen Preis einem anderen glücklichen Gewinner anzubieten. Sämtliche Anfragen bezüglich der von den Galeazzo-Brüdern verwalteten Aktienfonds richten Sie bitte an folgende Adresse …«
Und dann verknüllte sich das Papier, die Tonerpa-trone lief aus, und die Andruckrollen verhakten sich.
Kurz darauf war alles in dem Ding verklemmt, und das Gerät piepste wie hysterisch. Ein Arm langte 291
nach vorn und rupfte das Faxpapier heraus. Jemand öffnete für den erlauchten Gast eine Tür, und er verließ den Raum.
Allmählich kehrte das Leben im Empfangsbüro zur Normalität zurück.
»Wer war das?« wollte Mountjoys Sekretärin wissen, woraufhin sie von den anderen Anwesenden mit ungläubigen Blicken gemustert wurde.
»Wie witzig«, merkte die Bürogehilfin an, »wirklich sehr komisch.«
»Mal im Ernst, wer war das?« Die Sekretärin ließ nicht locker. »Ich habe den Kerl noch nie zuvor gesehen.«
»Das war Mister A.«, klärte sie der Laufbursche auf.
»Und wer ist das?«
»Wenn ich Sie wäre, sähe ich mich das nächste Mal etwas mehr vor«, fuhr der Laufbursche fort. »Es bringt nämlich nichts, sich bei Mister A. auf die falsche Seite zu stellen.« Der Laufbursche dachte kurz darüber nach und fügte hinzu: »Sozusagen jedenfalls.«
»Ich weiß immer noch nicht, wer …«
Aber alle waren bereits mit anderen Dingen beschäftigt; einige kochten Kaffee, andere hefteten Zettel ab, und wieder andere warteten auf den Haustech-niker, der das Fotokopiergerät reparieren sollte.
Mountjoys Sekretärin kratzte sich gerade am Kopf und fragte sich, ob ihr irgendwann etwas entgangen sein könnte, als das Telefon klingelte. Sie eilte zu 292
ihrem Arbeitsplatz zurück und setzte sich den Tele-fonkopfhörer auf.
»Hier el des Larmes Chaudes, kann ich Ihnen behilflich sein?« säuselte sie.
»Ich möchte gern den Inhaber sprechen«, sagte die Stimme am anderen Ende der Leitung. Eine angenehme Stimme, fand Mountjoys Sekretärin; wenigstens keiner von diesen Leuten, die einem gleich den Kopf abreißen wollen.
»Selbstverständlich, und wen darf ich bitte mel-den?« erkundigte sie sich freundlich.
»Mein Name ist de Nesle«, sagte die Stimme.
»Jean de Nesle. Ich gehe davon aus, daß Ihr Chef meinen Anruf bestimmt gern entgegennimmt.«
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8. KAPITEL
ie Atmosphäre auf einem Blondel-Konzert ist D nur schwer zu beschreiben. Und wenn das betreffende Konzert auch noch als das endgültig letzte Abschiedskonzert angekündigt worden ist, dann droht sich die Atmosphäre derart aufzuheizen,
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