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Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Titel: Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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zurück.
    »Keine Ursache«, sagte er lächelnd.
    »Das war sehr …«
    »Mutig?«
    »Ja«, antwortete La Beale Isoud, wobei man ihr die Verwirrung anmerken konnte. »Das war sogar sehr mutig von Ihnen, Mister Goodlet. Sie haben gesehen, daß ich in Gefahr war, und sind, ohne zu zö-
    gern …«
    »Ja, ich weiß, so etwas täte nicht jeder. Aber egal, Sie hatten eben erzählt, daß Sie gerade über diese Nachricht nachgedacht haben.«
    »Ah ja. Also, ich habe mich gefragt, was diese Nachricht um alles in der Welt bedeuten könnte, als 317
    eine weitere Mitteilung aus dem Hyperfax eintraf.
    Und wissen Sie, was da stand?«
    »Nein.«
    »Dort stand zu lesen Hüten Sie sich vor dem einbeinigen Mann, Mister Goodlet. Das gab mir natürlich zu denken, wie Sie sich bestimmt vorstellen können.«
    »Sicher.«
    »Und als ich gerade so etwas wie eine vage Ahnung hatte, traf eine dritte Nachricht ein. Hüten Sie sich vor dem einäugigen Mann. Na ja, und deshalb bin ich natürlich so schnell wie möglich hierhergekommen.«
    »So?«
    »Selbstverständlich.«
    »Möchten Sie ein Wurstbrötchen?«
    »Nein, danke, Mister Goodlet. Ich habe noch zu Abend gegessen, bevor ich hierhergekommen bin.
    Die Frage lautet nun, ob wir es noch rechtzeitig schaffen.«
    »Wer weiß?« merkte Guy gescheit an. »Rechtzeitig wozu?«
    Er hatte das unbestimmte Gefühl, daß La Beale Isoud unter normalen Umständen etwas nur wenig Schmeichelhaftes gesagt hätte, doch schwieg sie dieses Mal.
    Wie schön.
    Vor ihnen befand sich eine Tür auf der Bühnen-eingang – Kein Zutritt! , stand. Auf der anderen Seite davon hörte Blondel gerade zu singen auf, dann 318
    herrschte einen Moment lang absolute Stille, bis ein ohrenbetäubender Applaus losbrach.
    »Jetzt ist Pause!« rief Isoud aufgeregt. »Kommen Sie, schnell!«
    Sie stieß die Tür auf, und bevor Guy sie daran hindern konnte, trat sie hindurch.
    »Isoud!« schrie Guy ihr hinterher, doch es war zu spät. Zu spät, um La Beale Isoud darauf hinzuwei-sen, was auf der Tür stand.
    Guy war unschlüssig, allerdings war dieser Zustand nur von kurzer Dauer. Nach seinem Dafürhalten ging es nicht allein um die unbestrittene Tatsache, daß er heilfroh gewesen wäre, La Beale Isoud endlich vom Hals zu haben; es ging auch um die Frage dieser mysteriösen Nachrichten und vor allem um diesen ebenso rätselhaften Mann, der trotz seines offenbar so ernsthaften Gebrechens von einigen Leuten für sehr gefährlich gehalten wurde. Andererseits …
    Pfeif drauf! sagte er sich und ging La Beale Isoud hinterher.
    Es war kein großer Apfel; doch für einen Mann mit einem dicken Kopf, hervorgerufen durch zuviel Ge-nuß von warmem Bier abends zuvor in seiner Stammkneipe Three Pilgrims, war er groß genug.
    »Aua!« knurrte Sir Isaac Newton wütend. Dann stand er auf, zuckte leicht zusammen und schaute sich nach dem Gärtner um. »George!« brüllte er so laut, wie es sein Zustand zuließ. »Komm sofort hierher!«
    319
    Der Gärtner, ein älterer Mann mit einem Gesicht, das einen krankhaften Hang zur Unehrlichkeit wider-zuspiegeln schien, kam vom Spargelbeet herüberge-trottet. Wie gewöhnlich versteckte er etwas hinter dem Rücken.
    »Hör mal, George, habe ich dir nicht schon letzte Woche gesagt, du sollst diese verdammten Äpfel pflücken, bevor sie vom Baum abfallen und verder-ben können?«
    George verzog keine Miene; eine Übung, die ihm besonders gut lag.
    »Und warum hast du die Äpfel nicht gepflückt, George?«
    »Weiß nicht, Master Isaac.«
    »Dann pflück sie gefälligst jetzt ab, bevor sie noch jemandem ernsthaften Schaden zufügen, verstanden?«
    »Ja, Master Isaac.«
    »Und wenn jemand was von mir will, ich bin im Arbeitszimmer.«
    »Ja, Master Isaac.«
    Kaum war Sir Isaac in sicherer Entfernung, holte George das Bündel hinter dem Rücken hervor, schlug es vorsichtig auf und sah sich vergnügt den Inhalt an.
    Es war eine Taube. Mausetot, und das schon seit einiger Zeit. Doch auch ein armer Mensch braucht etwas zu essen, und bei dem Gehalt, das Master Newton zahlte, blieb eine Taube eine Taube, auch wenn sie bereits stark nach Verwesung roch. Pfeif drauf! George grinste.
    Dann öffnete sich das kleine Eisentor in der Mau-320
    er, und eine junge Frau rannte hindurch. Sie trug lu-stige, altmodische Kleidung, als wäre sie aus einem dieser alten Buntglasfenster entsprungen, bei deren Zerstörung George während der Bürgerkriege tat-kräftig mitgeholfen hatte. Außerdem trug sie eine Art Hexenhut, in dem ein Loch

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