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Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Titel: Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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auf der Tiefe. Und Gott sah, daß sie ausbaufähig war, wenn man es nur richtig anstellte.
    Ursprünglich dachte er dabei an ein dreistufiges Entwicklungsprogramm, bestehend aus einer exklu-siven Wohngegend mit Einfamilienhäusern für allerhöchste Ansprüche, einem ausgegliederten Gebiet für Bürogebäude und die verarbeitende Industrie sowie aus einem großzügigen, speziell ausgebauten Ein-324
    kaufsviertel. Drumherum waren Erholungsgebiete mit vielfältigen Vergnügungsmöglichkeiten geplant, die über ein gitterförmiges Straßennetz leicht zu erreichen sein sollten. Und siehe, es war gut; und möglicherweise hätte das Projekt zwar keinen Preis für vorbildliche Stadtplanung gewonnen, aber es hätte seine Aufgabe erfüllt und die anfänglichen Aufwen-dungen der Kapitalanleger schon nach kurzer Zeit mit vierhundert Prozent Rendite versüßt.
    Das Problem war der Garten Eden-Entwurf (Phase II), und es war wieder einmal diese alte Geschichte: Man beauftragt einen Architekten, er zeichnet die Entwürfe, der Baukostenkalkulator berechnet die Kosten, der Bauunternehmer stellt den Zeitplan auf –
    kurz, kaum kann alles ins Rollen kommen, weigert sich irgend so ein Bürokrat mit blankgescheuerter Hose, die Baugenehmigung zu erteilen. Und man steht da wie doof, mit fast hundertfünfzig Millionen Quadratkilometern nutzbarer Fläche, achtzig Billionen übernatürlichen Ziegelsteinen, sechzig Millionen laufenden Kilometern Gerüstbaustangen, neunhun-derttausend Planierraupen (allesamt auf einem Stecknadelkopf balanciert) und unheilbarer Pla-nungspest am Hals.
    Gott jedoch hat Geduld. Mit einem abfälligen Schulterzucken verließ er den ganzen Schrott und beschäftigte sich mit einem sechs Millionen Quadratkilometer großen Bürogebäudekomplex auf Alpha Centauri. Während er dies und zusätzlich ein paar Reparaturarbeiten im Oriongürtel sowie einige 325
    hübsche Umbauten an landwirtschaftlichen Gebäuden in den Plejaden erledigt hatte, waren in der Garten Eden-Bezirksverwaltung bezüglich der politi-schen Zusammenstellung etliche einschneidende Veränderungen eingetreten. Jetzt saßen dort endlich Leute in verantwortlichen Positionen, mit denen er auch langfristig planen konnte.
    Natürlich mußte es eine öffentliche Anhörung geben; ohne die geht nun einmal nichts. Da die Erde aber noch immer wüst und leer war, stand er vor der Schwierigkeit, daß es keine Menschen gab, folglich auch keine Öffentlichkeit. Ohne Öffentlichkeit gab es auch keine öffentliche Anhörung, also mußte er die etwas zu voreilig getroffene Entscheidung auf die lange Bank schieben, und wieder einmal befand er sich in einer Sackgasse.
    Zu diesem Zeitpunkt trat das Konsortium auf den Plan, das das Projekt mit Risikokapital finanzieren sollte, namentlich die ›Beaumont Street-Entwicklungsgesellschaft für rückwirkende Investitionen mbH‹. Zugegebenermaßen hatten die drei Konsortiumsmitglieder ihr Domizil in einer viele Millionen Jahre entfernten Zukunft, aber sie waren allesamt echte menschliche Wesen und würden sich freuen, eine öffentliche Anhörung abhalten zu dürfen. Kein Problem.
    Das Ergebnis ihrer Beratung lautete wie folgt: Der ganze Zweck von Planungskontrollen und öffentlichen Anhörungen dient lediglich dazu, die Umwelt zu schützen; tatsächlich kann aber keine noch so ein-326
    schneidende Baumaßnahme der Umwelt langfristig wirklich schaden, weil letztendlich – sobald die Zeit gekommen ist die physikalischen Gesetze der Entro-pie dazu führen, daß die Erde sowieso ein natürliches Ende nehmen wird. Die Leere kehrt zurück, die Materie fällt in sich zusammen, und alles wird genauso sein wie es ursprünglich gewesen ist. Schon aus diesem Grund handelt es sich bei dem geplanten Vorhaben nur um einen vorübergehenden Eingriff, der keiner Planungskontrolle und erst recht keiner öffentlichen Anhörung bedarf.
    Am Ende kam es zu einer Vereinbarung: Gott wurde das Recht zugebilligt, die Erde für zehn Milliarden Jahre zu pachten, und kaum war alles vertraglich festgehalten worden, setzten sich die Planierraupen in Bewegung; der Rest ist Theologie. Fast.
    Natürlich waren es die Anwälte, die alles von Grund auf vermasselten; als sie nämlich die Erde an die menschliche Rasse bis zum Jahre 1000 nach Christus weitervermietet hatten, gab es im Kleinge-druckten etliche Unklarheiten. Als nun der Antichrist im Auftrag Gottes auftauchte, um der Menschheit fristgerecht die Kündigung zu überreichen, grinste diese nur, zeigte auf den

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