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Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter

Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter

Titel: Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tara Hudson
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Richtung Auffahrt, um bloß von hier wegzukommen. Aber noch bevor ich entwischen konnte, ließ mich der Klang von Ruths Stimme ein letztes Mal erstarren.
    Als Ruth sprach, flüsterte sie. Doch diesmal tat sie es so laut, dass ich sie hören konnte, selbst quer durch den Garten. Der Klang an sich verursachte mir schon ein Prickeln im Nacken, eisig und grausam.
    » Du bist nicht, was ich erwartet habe«, zischte sie ins Dunkel. » Aber wer immer du auch sein magst – verschwinde! Und komm nicht zurück!«
    Meine erste Eingebung war, mich zu Boden fallen zu lassen, mich wie ein Kind im Mutterleib zusammenzurollen und um einen Albtraum zu beten. Mich einfach wie schon gehabt in Luft aufzulösen.
    Meine nächste Eingebung war zu rufen: Ja, Ma’am, selbstverständlich, Ma’am, und auf der Stelle ihrem Befehl Folge zu leisten.
    Meine letzte Eingebung war mir im Grunde ein wenig fremd. Sie passte nicht so ganz zu meinem Charakter, wie ich ihn seit meinem Tod kennengelernt hatte. Dieser Eingebung folgend, quittierte ich Ruths Ausbruch lediglich damit, dass ich mich so gerade wie nur irgend möglich hinstellte und den Kopf zurückwarf.
    Dann, nach dieser kümmerlichen Trotzreaktion, befolgte ich wenigstens einen Teil von Ruths Anweisungen, indem ich in die schwarze Nacht lief, und zwar schnell.

11
    I ch habe keine Ahnung, wie lange ich umherwanderte, nachdem ich Joshuas Zuhause verlassen hatte. Eine Stunde, vier – wer wusste das schon? Ich wusste nur, dass die Nacht sich zu einem unheilvollen Schwarz verdunkelt hatte. Anders als in der kurzen Rückblende, die ich zuvor erlebt hatte, funkelten keine Sterne am Himmel über mir. Stattdessen bildete ein kränklich aussehender Mond die einzige Lichtquelle. Er selbst war nichts weiter als ein Geist, so glanzlos und matt, dass er am Himmel deplatziert wirkte. Als gehörte er dort nicht hin.
    Wie ich, dachte ich bitter. Ich gehöre auch nicht hierher.
    Na ja, vielleicht gehörte ich hierher, auf die verlassene Straße, die ich jetzt entlangging. Aber gewiss nicht an den Ort, dem ich gerade einen Besuch abgestattet hatte. An den Ort, von dem ich soeben unsanft verbannt worden war.
    Ich rief mir Ruths scharfe Augen und die kalte Stimme in Erinerung und fragte mich: Hatte sie recht? Ich war nicht, was sie von einem Geist »erwartet« hatte. War ich also … schlimmer ? War ich wirklich ein dunkles »Ding« von der High Bridge, wie Eli? Eine böse Kraft in Joshuas Leben, die ihn nur gerettet hatte, um ihn zugrunderichten zu können?
    Ich fühlte mich jedenfalls nicht böse.
    Doch ich musste mich fragen, ob meine gegenwärtigen Gefühle überhaupt eine Rolle spielten. Ich wusste nichts über mich, nichts über mein eigenes Wesen. Die Rückblenden versorgten mich mit ein paar Informationen, aber nur langsam und stückchenweise. Ich war also zu Hause von einer Mutter unterrichtet worden, mit der ich mich offensichtlich stritt, wusste über Differenzialgleichungen Bescheid und hatte den Nerv besessen, mir Kleider wie das auszusuchen, das ich wahrscheinlich bis in alle Ewigkeit tragen würde. Diese dürftigen Einzelheiten verrieten mir allerdings im Grunde nichts über mich – ob ich ein guter Mensch war oder nicht.
    Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, ob ich mein Leben damit zugebracht hatte, Welpen zu treten oder Unterwäsche im Kaufhaus zu klauen.
    Oder natürlich Schlimmeres. Viel, viel Schlimmeres.
    Vielleicht hatte ich das Leben nach dem Tod, das mich laut Eli erwartete, verdient, weil ich während meines Lebens etwas verbrochen hatte oder mit meinem Sterben. War ich ein grausamer Mensch gewesen? War mein Leben so furchtbar gewesen, dass ich mich umgebracht hatte?
    Ich hatte keine Ahnung.
    Auf einmal stieg Frustration in mir empor. Die Rückblenden waren so unzusammenhängend, so bar jeglicher bedeutsamer Einzelheiten, dass ich vielleicht nie wissen würde, wer ich gewesen oder was mit mir geschehen war. Zornig stieß ich den Atem aus und stapfte die Straße energischer entlang.
    Ich achtete wohl nicht darauf, wohin ich trat, denn ich stolperte beinahe über meine eigenen Beine. Erst als ich mich wieder gefangen hatte, nahm ich meine Umgebung wahr, deren Anblick mich noch wütender machte.
    Abgelenkt, wie ich war, war ich an den Ort zurückgewandert, den ich am meisten hasste: die High Bridge.
    Ich stand direkt vor ihr. Ihre Metallträger ragten über mir empor und glitzerten im gelben Mondlicht, als würden sie mir gehässig zuzwinkern.
    » Oh, ist das nicht prima!«, rief

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