Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter
klassische Verlegenheitsgeste. Das Ganze war absolut liebenswert, genau wie die Röte, die ihm auf einmal in die Wangen geschossen war.
» Wie findest du es also?« Er wies mit einer Hand auf das Zimmer. Im Gegenzug schenkte ich ihm mein strahlendstes Lächeln. Ich hatte gerade eben genug Mut, um ihm etwas zu gestehen.
» Bevor ich dir meine Meinung zu dem Zimmer mitteile, sollte ich dir wirklich sagen – die Umgebung ist nichts im Vergleich.«
» Im Vergleich wozu?«, fragte er mit gerunzelter Stirn. Ich neigte seufzend den Kopf. Dann sah ich ihm bei meinen nächsten Worten direkt in die zauberhaften Augen.
» Zu dir.« Meine Stimme klang überraschend beherzt, selbst in meinen Ohren.
Wieder beobachtete Joshua mich aufmerksam. Etliche Momente verstrichen, in denen die Spannung beinahe greifbar war. Dann, ganz langsam, hob er einen Arm und streckte mir die Hand entgegen. Ich streckte ebenfalls die Hand aus und legte sie in seine.
Seine Berührung loderte über meine Haut. Diesmal verbreitete sich die Wärme schneller, als verstärke jede erneute Berührung die Wirkung. Und diesmal erreichte das feurige Kribbeln seltsame Stellen an meiner Haut, Stellen, die meine Atmung beschleunigten, bis sie hörbar war. Joshua musste etwas Ähnliches widerfahren sein, denn er schloss die Augen und stieß ein leises Stöhnen aus.
Dieses Geräusch reichte mir. Ich packte seine Hand fest, beinahe heftig, um das Kribbeln zu verscheuchen. Binnen Sekunden spürte ich tatsächlich seine Haut, rau und warm an meiner.
Ich schloss ebenfalls die Augen. Ohne ihn loszulassen, bewegte ich meine Hand über seine und seinen Arm empor bis zu seiner Schulter. Ich näherte mich ihm, bis uns nur noch Zentimeter voneinander trennten. Schließlich legte ich ihm die Hände auf die Brust. Sobald ich den Kontakt zu seiner Haut verlor, wurde alles taub. Doch diesmal war es die Taubheit wert, denn ich war ihm wieder so nah. Ich behielt die Augen geschlossen, selbst als er sich dichter an mich drängte.
» Amelia?«, flüsterte er, die Lippen direkt an meinem Ohr. » Darf ich dich etwas fragen?«
» Ja«, stieß ich beinahe keuchend hervor.
Frag mich alles. Alles! Ich schrie die Wörter praktisch in meinem Kopf. Ich werde dich wieder küssen. Das Risiko ist mir ganz egal.
Joshua hielt einen Herzschlag lang inne und dann …
» Möchtest du Musik hören?«
Das war nicht gerade die Frage, die ich erwartet hatte. Mein Kopf schoss zurück, und ich starrte ihn an. Er hatte ein schelmisches Lächeln aufgesetzt, als habe er meine Gedanken gelesen und absichtlich die Fragen vermieden, die ich mir von ihm wünschte. Ich blickte ein wenig finster drein.
» Quälgeist«, murmelte ich kaum hörbar. Joshuas Grinsen wurde nur noch breiter. Am liebsten hätte ich ihm leicht gegen die Brust geboxt, weil er mich so ärgerte, doch dann fiel mir auf, dass sein Atem genauso unregelmäßig ging wie meiner. Ich seufzte. Solange ihn unser Kontakt auch nur ein klein wenig aus der Fassung brachte, konnte ich ihm verzeihen.
Vorsichtig ließ ich die Hände von seiner Brust sinken und wich zurück. Sobald mehr als ein paar Zentimeter zwischen uns waren, streckte ich mich demonstrativ und gähnte. Ein Bild absoluter Langeweile, völlig gleichgültig. Joshua ließ sich offensichtlich nicht hinters Licht führen, denn er lachte leise über meine Schauspielerei.
» Dann wirst du also endlich für ein bisschen Unterhaltung sorgen? Mit Musik, schätze ich mal?«
Joshua setzte sich auf sein Bett und klopfte neben sich auf die dunkelblaue Steppdecke. Ich erschauerte ein wenig bei der Vorstellung von uns gemeinsam … auf seinem Bett … und dann versuchte ich, das Ganze so gelassen wie möglich hinzubekommen. Kaum auszudenken, wie sehr es die Stimmung ruinieren würde, sollte ich versehentlich von der Steppdecke auf den Boden rutschen.
» Eigentlich«, sagte Joshua, » ist die Musik Teil meines hinterhältigen Plans.«
Ich traute meinen Ohren nicht. » Deines › hinterhältigen Plans‹?«
Er nickte, und sein Gesicht strahlte vor Aufregung. Er schlug ein Bein unter und drehte sich mir noch weiter zu.
» Wir müssen mehr über deine Persönlichkeit herauskriegen, nicht wahr?«
Auf mein Nicken hin fuhr er fort: » Tja, was sagt mehr über deine Persönlichkeit aus als dein Musikgeschmack?«
Ungläubig verzog ich den Mund. » Ist das nicht ein wenig zu einfach?«
Immer noch lächelnd, schüttelte Joshua den Kopf. » Nicht wirklich. Außer, wir finden eine Zeitmaschine
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