Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Titel: Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
Vom Netzwerk:
Unterlagen für die Eltern mitgibt, erwarte ich, dass du sie hier auf den Küchentisch legst.« Sie schlug mit der Handfläche auf die Tischplatte, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen.
    »Warum soll ich die Klassenfahrt mitmachen, wenn ich nur Ärger mache?«
    »Willst du nicht mit?«
    Mickey zuckte die Schultern. In Wirklichkeit wäre sie liebend gerne mitgefahren: Kirschblüten, die Bauwerke aus Alabaster, in einem Hotel übernachten, die Begegnung mit einem Abgeordneten von Rhode Island und vielleicht sogar mit dem Präsidenten selbst. Aber wozu sollte das Ganze gut sein, wenn Shane nicht dabei war?
    »Nicht wirklich.«
    Neve beobachtete sie und erriet ihre Gedanken. Mickey sah es – im Lächeln ihrer Mutter lag ein Anflug von Belustigung, ja sogar Verständnis. »Warum? Weil Shane nicht mitfährt?«
    »Kann sein.« Mickey errötete und fragte sich, woher ihre Mutter immer wusste, was in ihr vorging.
    »Junge Dame, das ist kein überzeugender Grund. Er wird bei deiner Rückkehr noch hier sein.«
    »Es ist ohnehin zu spät. Der Termin für die Anmeldung ist vorbei.«
    »Ich rufe den Direktor persönlich an, wenn es sein muss. Du fährst mit. Und noch etwas, Mickey.«
    »Was?«
    »Ich liebe dich. Aber bitte, rede offen mit mir. Geheimnisse …« Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Sie verletzen oft mehr, als sie helfen.«
    »Ich hab dich auch lieb.« Mickey gab ihrer Mutter einen Kuss und umarmte sie extra lange – zum einen, weil die Aussicht, doch nach Washington zu fahren, sie innerlich aufwühlte, und zum anderen, weil sie immer deutlicher das Gefühl hatte, dass ihre Mutter Zuwendung brauchte. Neve umfing sie, drückte einen Kuss auf ihren Scheitel. Mickey wusste, dass ihr Haar nach Salz roch, weil sie so viel Zeit mit Shane am Strand verbrachte. Aber sie wusste auch, dass Neve den Salzgeruch liebte.
    Jetzt musste sie nur noch eine Möglichkeit finden, das Geld für Shane aufzubringen, so dass er ebenfalls mitfahren konnte. Doch zuerst galt es, ihrer Mutter zu helfen. Ihre Augen waren so traurig, dass es ihr das Herz brach. So verwirrt sie gestern Abend auch darüber gewesen sein mochte, dass ihre Mutter wegen eines anderen Mannes glücklich schien, sie hatte gespürt, dass etwas Wunderbares mit ihr geschah. Und trotz aller noch offenen Fragen, es gab nichts Wichtigeres, als ihre Mutter glücklich zu sehen.
    »Was ist passiert, Mom?«
    »Nichts, worüber du dir Sorgen machen müsstest.«
    »Bitte sag es mir.«
    Doch Neve rang sich nur ein müdes Lächeln ab, gab Mickey einen Kuss und starrte wieder auf den Tisch. Mickey zog sich in ihr Zimmer zurück, um Shane anzurufen, aber beim Anblick ihrer Mutter wurde ihr Herz immer schwerer. Neve sah aus, als wäre sie am Boden zerstört, und wenn sie ihre Mutter nicht so gut gekannt und gewusst hätte, dass sie der liebste, beste Mensch auf der Welt war, hätte man meinen können, sie hätte etwas Schreckliches angestellt.

    Kaum läutete es, nahm Shane auch schon den Hörer ab. Seine Mutter schien die ganze Woche lang rund um die Uhr zu telefonieren, mit Major Dickweed von Camp Lejeune, ohne Rücksicht darauf, ob er mal anrufen wollte. Shane hatte den Major am anderen Ende erwartet und freute sich unbändig, als er Mickeys Stimme hörte.
    »Hallo!«
    »Stell dir vor, ich fahre nach Washington!«
    »Aha.« Shanes Herz sank. »Ich dachte, du willst nicht.«
    »Ich dachte, es geht nicht – aber Chris, die Freundin meiner Mutter, hat alles verraten und nun sagt meine Mutter, dass ich doch mitfahren kann.«
    »Wie hat Chris davon erfahren?«
    »Von Josh, ausgerechnet. Als wir gestern Abend den Imbiss verlassen wollten, kam er gerade zur Tür herein und hatte nichts Besseres zu tun als zu sagen, ich müsse unbedingt mitkommen. Irgendwas in der Art. Dieser Vollidiot.«
    »Du sagst es.« Shane lag auf seinem Bett und starrte an die Decke, sah genau vor sich, worauf das Ganze hinauslief: In Washington hatte Josh freie Bahn und würde Mickey zeigen, dass es besser war, mit einem reichen Jungen befreundet zu sein, als mit einem, der es sich nicht einmal leisten konnte, sein Auto reparieren zu lassen. Chris, die Freundin von Mickeys Mutter, hatte so getan, als sei sie ungeheuer beeindruckt, dass er mit seinem Surfbrett unter dem Arm Fahrrad fuhr, aber ihm war klar gewesen, dass sie ihn für einen Versager hielt.
    »Josh ist ein Widerling«, sagte Mickey. »Ich habe keine Ahnung, warum er sich überhaupt die Mühe macht, mit mir zu sprechen, wo er doch wissen müsste,

Weitere Kostenlose Bücher