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Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Titel: Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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anständiger Kerl zu sein, denn Mickey war sehr daran gelegen, dass Richard ihn kennenlernte. Das musste doch bedeuten, dass sie ihn mochte, oder? Sonst hätte sie ihn doch nicht ihrem Vater vorstellen wollen.
    Als er beobachtete, wie sich Mickey mit dem jungen Landry unterhielt, überlegte Richard, ob er vielleicht an allem schuld war. Die Landrys standen für Luxusautos, Luxusanwesen, Luxusuhren: Lektionen, die Mickey seit frühester Kindheit von ihrem Vater gelernt hatte. Er hatte viel Zeit und Mühe darauf verwendet, Dingen hinterherzujagen, die weder von Bedeutung noch von Dauer waren, und dabei alles verloren, was im Leben wirklich zählte.
    Shane wäre für ihn damals ein typischer Verlierer gewesen, ohne Zweifel. Ein junger Mann, der seine Zeit am Strand verplemperte – während andere Geld verdienten, Verbindungen knüpften und elitären Clubs beitraten, die Status und Geschäftsbeziehungen mit sich brachten. Richard hätte es vorgezogen, dass sich jemand wie Tripp Livingston um sein kleines Mädchen bemühte. Doch in eben diesem Augenblick, als er in seinem geleasten Lexus saß, den man ihm bald wegnehmen würde, wusste er, dass ihn das Meer veränderte: Es gab nichts Schöneres für ihn als den warmen Sand, eine frische Brise und das Wogen der Meereswellen, das ihn über Wasser hielt.
    Die Autotür zu öffnen, kostete ihn das letzte bisschen Kraft. Seine Beine zitterten, drohten unter ihm nachzugeben. Schüler, auf dem Weg zum Bus, warfen ihm einen erschrockenen Blick zu – er wusste, dass er nach Gin und zwei Nächten ohne Dusche roch. Er hatte sich nicht rasiert. Sein Blick war verzweifelt und gehetzt; kein Wunder nach allem, was er verloren oder verspielt hatte.
    »Mickey.«
    Sie drehte sich nicht einmal um. Sie lachte und tätschelte dem jungen Landry den Arm, der lautstark eine phantastische Geschichte erzählte und sie mit weit ausholenden Gesten unterstrich – Mickey schien geradezu an seinen Lippen zu hängen, so dass sie ihren Vater nicht bemerkte.
    »Mickey, hallo …«
    Shane sah ihn; als ihre Blicke sich trafen, war Richard auf Anhieb klar, dass der Junge wusste, wer er war. Er hatte gerade sein Fahrrad aufgeschlossen, nun ließ er die Kette fallen und ging zu Mickey hinüber, tippte ihr auf die Schulter. Sie fuhr herum – ihre Augen leuchteten auf, als sie Shane gewahrte, doch dann blickte sie ihn beschwörend an, als wollte sie nicht, dass er sich einmischte, in was auch immer sie mit dem jungen Landry vorhaben mochte. Shane deutete auf Richard.
    »Dad!«
    Vermutlich hatte sie geflüstert, denn er musste die Worte von ihren Lippen ablesen.
    Er lehnte sich an die Wagentür, hob die Hand und winkte ihr zu. Würde sie sich umdrehen und loslaufen, so schnell und so weit weg wie möglich? Er hätte es ihr nicht verdenken können. War ihr seine Anwesenheit peinlich? Hasste sie ihn? Seine Hand zitterte erbärmlich, aber er hielt sie eisern hoch, um sie wissen zu lassen, dass er da war, und um sie von dem jungen Landry wegzulotsen.
    »Dad!«
    Sie rannte auf ihn zu, so ungestüm wie früher, wenn er von der Arbeit nach Hause kam und sie sich mit einem Freudenschrei auf ihn stürzte.
    »Mickey!« Er breitete die Arme aus.
    Er hätte beinahe das Gleichgewicht verloren und prallte gegen den Wagen. Mickey rang nach Luft und zitterte von Kopf bis Fuß, schlimmer noch als er.
    »Mickey, meine Kleine.«
    »Ich dachte, ich würde dich nie wiedersehen.« Den Kopf an seine Schulter gelehnt, ließ sie ihren Tränen freien Lauf.
    »Ich bin ja da.«
    »Ich dachte, du wärst auf und davon.«
    Er musste ihr die Antwort schuldig bleiben, denn genau das hatte er vorgehabt. Er strich ihr über den Kopf und spähte zu ihren Freunden hinüber, suchte Shanes Blick. Es war nahezu unmöglich, zu erraten, was er dachte. Sein Blick war unerbittlich und prüfend, aber gleichzeitig auch unsicher. Jenna flüsterte Tripp etwas zu, daraufhin wandten ihm beide den Rücken zu. Landry sah verärgert aus, weil Mickey ihn wortlos hatte stehenlassen.
    »Alles in Ordnung, Mickey?« Shane kam näher.
    Sie nickte, ohne sich umzudrehen.
    »Alles bestens«, sagte Richard. »Ich bin ihr Vater.«
    »Ich weiß.«
    Richard hörte das Misstrauen in seiner Stimme; er versuchte, Shane einen drohenden Blick zuzuwerfen, doch selbst dazu fehlte ihm die Kraft. Seine Beine drohten nachzugeben. Mickey sanft von sich lösend, bedeutete er ihr, einzusteigen. Sie kam der Aufforderung eifrig nach und nahm auf dem Beifahrersitz Platz.
    Shane trat

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