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Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Titel: Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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angefordert, einer Entzugsklinik in Newport. Dort war Kitty Dukakis von ihrem Alkoholproblem geheilt worden. Wie viele andere – sie war nur die bekannteste. Die Entzugsklinik dort gab es nicht mehr; das große Backsteingebäude war einer anderen Nutzung zugeführt worden. Man hatte es in eine Art Wellness-Hotel umgewandelt, oder etwas Ähnliches.
    Natürlich gab es auch andere Entzugseinrichtungen. Hazelnden in Minnesota, beispielsweise. Das Betty Ford Center in Kalifornien. Die Caron Foundation in Pennsylvania. Sie hatten einen hervorragenden Ruf; Prominente begaben sich dorthin, um ihr Leben in Ordnung zu bringen. Er war zwar nicht berühmt, aber für Richard F. Halloran jr. war das Beste gerade gut genug.
    Das Problem war, er hatte kein Geld, um den Aufenthalt zu finanzieren. Seine Krankenversicherung war erloschen – genau wie Neves –, sie hatte ihm ständig Nachrichten hinterlassen und seinen Anwalt per Einschreiben davon in Kenntnis gesetzt, dass für die Behandlung von Mickeys gebrochenem Handgelenk kein Versicherungsschutz bestand. Richard hatte sich blendend gefühlt – sein kleines Mädchen hatte medizinische Hilfe gebraucht und ihre Mutter musste die Versorgung in der Notaufnahme aus der eigenen Tasche bestreiten. Herzlichen Glückwunsch, Halloran – warum genehmigte er sich nicht einen doppelten Wodka, um das zu feiern?
    Also keine kostspieligen Entzugskliniken für ihn. Er würde die Zähne zusammenbeißen und das Ganze schon alleine auf die Reihe bringen müssen. Er konnte nur hoffen, dass sein Herz mitspielte; der Stress, den sein Körper gerade zu verkraften hatte, war die Hölle. Ein Kater war nichts im Vergleich zu den Krämpfen. Er hatte sich die ganze Nacht die Seele aus dem Leib gekotzt – und genauso sah er bei Tageslicht auch aus.
    Er sehnte sich mit jeder Faser nach einem Drink, war aber fest entschlossen, nicht am nächsten Wein- und Spirituosengeschäft zu halten. Die zehn schlimmsten Augenblicke – sie setzten ihm derzeit mit aller Macht zu. Das Bedürfnis, sich zu betrinken, hielt ungebrochen die Spitze. Mickeys Nachrichten auf dem Handy rangierten an zweiter, dritter und vierter Stelle. Großer Gott, sie hatte sich das Handgelenk gebrochen, war wegen des U-Boots einer Panik nahe und hatte einen Freund. Neuigkeiten ohne Ende über Freud und Leid in ihrem Leben, und er hatte weder das eine noch das andere mit ihr geteilt.
    Schlotternd saß er auf dem Fahrersitz und sah zum Haupteingang der Schule hinüber. Sie musste jeden Moment herauskommen. Er wollte sie nur kurz wissen lassen, dass er noch lebte, sie noch liebte – und wieder aus ihrem Leben verschwinden. Ohne ihn war sie wesentlich besser dran.
    Da er keinen Tropfen getrunken hatte, konnte er fahren. Er würde sie nach Hause bringen. Dabei konnte er ihr in groben Zügen erklären, was sich zugetragen hatte. Die Nachricht, die er ihr neulich hinterlassen hatte – während der Unterrichtsstunde, weil er wusste, dass ihr Handy dann ausgeschaltet war –, diente als Fundament für die Geschichte, die er sich zurechtgelegt hatte.
    »Mick, ich bin in Arizona auf eine Goldmine gestoßen. Dort kann man Häuser verkaufen wie Sand am Meer! Ich überweise das Geld so bald wie möglich, aber …« Hier würde er eine Erklärung über Finanzinstitutionen, Rechtsanwälte und Übertragungsurkunden einfließen lassen, unverständlich für alle normalen Sterblichen, mit Ausnahme von Immobilienmaklern. »Aber bei solchen Transaktionen gibt es immer eine Wartefrist von dreißig Tagen, bis die Mittel freigegeben werden. Doch danach sind wir aus dem Schneider, können aus dem Vollen schöpfen.« An dieser Stelle war es besser, einen Satz einzuflechten, in dem er sein Bedauern zum Ausdruck brachte …
    Den Blick unverwandt auf die Schule gerichtet, fragte er sich, ob sie ihm die Geschichte abkaufen würde. Neve hätte ihm kein Wort geglaubt. Sie hatte sich nie so leicht um den Finger wickeln lassen. Sie hatte seine Angst und seine Lügen durchschaut, wollte, dass er professionelle Hilfe in Anspruch nahm. Am Schluss war sie nicht einmal mehr wütend geworden – nachdem Schreien und Weinen keine Wirkung gezeigt hatten. Sie war nur noch traurig gewesen.
    »Mickey liebt dich«, hatte sie gesagt. »Sie braucht ihren Vater. Und du liebst sie; wenn du dich jetzt nicht zusammenreißt und ihr ein guter Vater bist, wirst du dich irgendwann dafür hassen.«
    »Und was ist mit dir?«, hatte er gefragt und ihre Hand zu nehmen versucht. »Liebst

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