Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)
hinzu.
»Die Jagdbomberstaffel 492«, flüsterte Joe.
»Wir standen Ihrem Bruder nahe«, meinte George. »Sehr nahe.«
Mickey sah, wie Joe sich straffte, zu den Männern hinüberging, zitternd die Hand hob und salutierte. Die anderen Männer standen hocherhobenen Hauptes da und erwiderten den Gruß. Sie sah, wie ihre Mutter die Hand vor den Mund schlug – aber sie blickte dabei nicht zu Joe hinüber. Ihre Augen waren auf die Eingangstür der Galerie gerichtet, wo Shane gerade über die Schwelle trat, gefolgt von Ranger O’Casey.
»Damiens Bruder.« George streckte den Arm aus, um Joe die Hand zu schütteln.
»Sie waren für ihn ebenfalls wie ein Bruder.« Joe umarmte ihn. »Sie alle, ohne jeden Zweifel.«
Neve ging auf Tim zu. Sie sah in seine Augen, und Zeit und Raum versanken. Er war kurz nach seinem Vater gekommen und hatte das Gespräch zwischen ihm und Damiens Mannschaftskameraden mitgehört. Sie wusste, was er vom Kriegseinsatz seines Vaters und Damiens hielt, und dass er glaubte, Frank habe sich deshalb verpflichtet gefühlt, sich freiwillig zu melden.
»Ich habe ihn nie in Uniform gesehen«, sagte Tim und sah an Neve vorbei. »Ich wusste gar nicht, dass er sie aufgehoben hat.«
»Was glaubst du, warum er sie heute Abend trägt?«
»Damien zu Ehren, nehme ich an«, erwiderte Tim, wandte den Blick nach einem Moment von seinem Vater und sah Neve an. Sie spürte, wie er sie mit den Augen verschlang. Sie trug ein ärmelloses schwarzes Cocktailkleid, das ihre Schultern freiließ, dazu eine schlichte Silberkette, die bis zur Mulde ihrer Brüste reichte, und Schuhe mit hohen Absätzen. Sie hatte beim Ankleiden die unsinnige Hoffnung gehabt, dass Tim doch noch erscheinen würde, und nun war er wirklich da.
»Ich freue mich sehr, dass du gekommen bist«, sagte sie.
»Genau genommen hätte ich es gar nicht ausgehalten, wegzubleiben.«
»Komm, ich zeige dir die Ausstellung. Möchtest du ein Glas Champagner?«
Er nickte und Neve rief einen Kellner herbei, der Champagnergläser auf einem Silbertablett herumreichte. Neve nahm eines für sich und eines für Tim. Sie bahnten sich ihren Weg durch die Galerie, durch die Menschenmenge. Neve hätte sich gewünscht, sie wären alleine, damit Tim sich in Ruhe die Werke seines Onkels anschauen und die Stille spüren konnte, die in jedem einzelnen verkörpert war – nicht, dass sie ihm unbekannt waren, aber es war ein unerhörtes Glück, so viele seiner Bilder an einem Ort zeigen zu können.
In der Galerie war es alles andere als still. Neve und Tim schlenderten durch den Raum, blieben vor jedem Bild stehen, begrüßten Bekannte. Neve errötete, als sie bemerkte, wie die Leute sie heimlich beobachteten und miteinander tuschelten.
»Sie reden über uns«, sagte Tim.
»Könnte sein.«
»Sie sehen uns zum ersten Mal in der Öffentlichkeit zusammen. Newport nicht mitgerechnet.«
»Man muss zwei Brücken überqueren, um nach Newport zu gelangen.« Sie lächelte unmerklich. »Deshalb sind wir der Entdeckung entgangen.«
»Damit ist Schluss. Die Neuigkeit verbreitet sich gerade wie ein Lauffeuer.«
»Ich dachte, du würdest mich nie mehr wiedersehen wollen; ich hatte gehofft, dass du heute Abend kommst, aber damit gerechnet habe ich nicht, wenn ich ehrlich bin.«
»Ich auch nicht.« Er blickte zum Schreibtisch hinüber, wo Shane und Mickey in eine lebhafte Diskussion vertieft waren. Neve folgte seinem Blick.
»Mickey hat sich furchtbar aufgeregt, weil Shane die Polizei benachrichtigt hat.«
»Er hat richtig gehandelt«, sagte Tim.
»Ich weiß. Die rote Karte hat Mickeys Vater dringend gebraucht. Im Augenblick befindet er sich noch auf dem Revier, sofern seine Freundin nicht schon die Kaution bezahlt und ihn herausgepaukt hat. Er versteht es meisterhaft, Geschichten zu erzählen, und hat bestimmt eine Ausrede parat, anderen die Schuld an diesem Desaster in die Schuhe zu schieben. Ich wünschte beinahe, er hätte wirklich getrunken – dann würden sie ihn in eine Entzugsklinik einweisen.«
Joe O’Casey hatte bei Damiens früheren Mannschaftskameraden gestanden, doch als er Tim entdeckte, entschuldigte er sich und kam herüber. Die beiden O’Caseys blickten sich wortlos an.
»Und? Hat Neve nicht ganze Arbeit geleistet?«, sagte Joe schließlich, legte den Arm um Neves Schulter und sah Tim herausfordernd an.
»Mit der Ausstellung? Ja, das hat sie.«
»Unsere Familie kann stolz darauf sein, Neve.«
»Stimmt.« Tim sah sie an.
»Es ist anders gekommen als
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