Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)
bin, mit dem Sie sprechen wollten?«
»Sie sind doch Mickeys Vater, oder?«
»Ja.« Richard schluckte, wäre vor Scham am liebsten im Boden versunken. Mickey; sie hatte gesehen, wie man ihn in Handschellen mit dem Streifenwagen aufs Revier gebracht hatte.
»Dann sind Sie der richtige Richard Halloran.«
»Was kann ich für Sie tun, Mr. O’Casey?«
»Nennen Sie mich Joe. Klingt ganz so, als hätten Sie einen anstrengenden Tag hinter sich.«
»Ja, war nicht gerade ein Zuckerschlecken.«
»Erzählen Sie mir, was passiert ist.«
Richard sah ihn durch die Gitterstäbe an. War das ein Scherz? Er sollte einem großen Staatshelden erzählen, warum man ihn festgenommen hatte? Plötzlich dämmerte ihm, was für einen Fang er da gemacht hatte. Joe O’Casey war ein erstklassiger potenzieller Kontakt – vom gleichen Kaliber wie Sam Sheridan. Und gute Kontakte konnte er brauchen, sobald er sich wieder auf freiem Fuß befand und Immobilien verkaufen, lukrative Geschäfte abschließen wollte.
»Kennen Sie Sam Sheridan?«, hörte er sich fragen.
»Senator Sheridan? Ich gehöre zu seinen Wählern. Aber lassen wir das. Erzählen Sie mir, was heute passiert ist.«
Richard verzog das Gesicht. Wenn er nur aufstehen könnte; wenn er den diensthabenden Polizisten nur überreden könnte, ihm zu gestatten, die Unterhaltung mit dem Commander in einem Besucherraum fortzusetzen. Die Situation war einfach demütigend. Richard Halloran war jemand, für den das Beste gerade gut genug war; das war eine Botschaft, die er Joe O’Casey unbedingt übermitteln musste.
»Gerne, Joe.« Richard grinste und klopfte gegen seine Tasche. Ach ja – die Polizisten hatten ihm die Zigaretten und das Feuerzeug abgenommen. »Es war ein lausiger Tag.«
»Ja? Warum?«
»Nun, da war dieser Freund meiner Tochter. Nicht übel, aber ein bisschen verstiegen. Wissen Sie, einer von diesen Surfern, die nur Friede, Freude, Eierkuchen und den Strand im Kopf haben. Er hat es gut gemeint, da bin ich mir sicher, aber er hat etwas missverstanden.«
»Und was?«
»Er meinte, ich hätte nach Alkohol gerochen – was lächerlich ist in Anbetracht dessen, dass ich den ganzen Tag keinen einzigen Tropfen angerührt habe –, und er hetzte mir die Polizei auf den Hals. Ich nehme an, meine Tochter hat ihn abserviert und er wollte sich rächen …«
»Sie stinken. Das ist Ihnen doch klar, oder?«
»Entschuldigung?« Richard glaubte, sich verhört zu haben. Ein Mann von Format wie Commander Joe O’Casey sagte ihm so etwas ins Gesicht?
»Sie haben eine Fahne. Wussten Sie das nicht?«
»Joe! Ich sagte doch, ich habe den ganzen Tag keinen Tropfen getrunken.«
»Glauben Sie, das fällt ins Gewicht, mein Sohn? Sie haben so viel Alkohol im Blut, dass Sie ihn noch tagelang ausschwitzen. Als Nächstes wollen Sie mir vermutlich erzählen, dass Sie Wodka trinken und dass der geruchlos ist.«
»Will ich. Und er ist geruchlos.«
»Ach, Richard. Das dachte ich früher auch.«
»Wie bitte?«
»Der Alkohol wird vom Stoffwechsel verarbeitet und, nun, man kann ihn – riechen. Neve hat ihn jedes Mal gerochen, wenn Sie betrunken nach Hause kamen und hofften, dass sie nichts merken würde. Und Ihre Freundin – wie war doch gleich ihr Name?«
»Alyssa.«
»Richtig. Alyssa. Sie riecht ihn auch. Und hofft – wider besseres Wissen, dass Sie Ihr Versprechen dieses Mal halten und die Finger davon lassen. Dass sie und die Familie dieses Mal an erster Stelle stehen. Ich meine Mickey. Und wie ich gehört habe, werden Sie noch einmal Vater.«
»Ich weiß.« Der Gedanke an die Kinder quälte Richard. Nicht nur an seine geliebte Mickey, die schon fast erwachsen war, sondern auch an das neue Baby. Er wollte am liebsten sterben.
»Ihnen ist doch klar, was Sie anrichten, oder?«
Richard nickte. »Ich höre auf, endgültig. Wegen der Kinder, Joe. Dieses Mal schaffe ich es, das schwöre ich.«
Joe saß auf der anderen Seite der Gitterstäbe, die Arme um die Knie geschlungen, und schüttelte den Kopf. »Nein. Sie schaffen es nicht.«
Richard war empört. Was bildete sich dieser Mann ein, so über ihn zu urteilen? Er kannte ihn doch gar nicht.
»Joe. Wie können Sie es wagen! Ich liebe Mickey, und ich freue mich auf das neue Kind!«
»Ich weiß, dass Sie aufhören möchten. Lieber heute als morgen.«
»Ich möchte es nicht nur.« Richard spürte, wie seine Verzweiflung wuchs. »Ich kann jederzeit aufhören. Aus Liebe zu meinen Kindern.«
»Mir brauchen Sie nichts zu erzählen,
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