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Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Titel: Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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erschienen, vor ihrer bahnbrechenden Erkenntnis, hätte sie möglicherweise kein Wort mit ihm gewechselt. Sie war immer noch ein bisschen sauer auf ihn, aber die blinde Wut war vergangen, ausgetrieben wie ein böser Geist, der Besitz von ihr ergriffen hatte.
    »Mickey, es tut mir leid.«
    »Ist schon gut.«
    »Nein, ist es nicht. Ich weiß, wie sehr du deinen Dad liebst, und es muss grauenvoll gewesen sein, mit ansehen zu müssen, wie er abgeführt wurde.«
    »Das Schlimmste, was ich je erlebt habe.« Allein der Gedanke bewirkte, dass Wut und Verzweiflung sie wieder zu überkommen drohten, obwohl sie sich gefreut hatte, Shane zu sehen, und sie wandte sich um.
    Er legte ihr die Hand auf den Rücken. Sie zitterte, als sie den Druck seiner Finger spürte. Er schob sie behutsam vom Schreibtisch weg und lotste sie zu einem Gemälde, auf dem Schwäne abgebildet waren. Sie warf einen raschen Blick darauf, erkannte auf Anhieb den Ort, der dargestellt war und vertiefte sich in den Anblick ihrer Schuhe.
    »Du siehst sehr hübsch aus.«
    »Ich habe mich nicht einmal umgezogen.« Obwohl ihre Mutter sie vom Polizeirevier direkt nach Hause gefahren hatte, hatte sie absichtlich ihre Schulsachen anbehalten: schwarze Caprihosen, pinkfarbenes T-Shirt, Jeansjacke. Sie musterte Shane, der phantastisch aussah.
    »Es ist egal, was du anhast. Du bist trotzdem sehr hübsch.«
    Sie schüttelte den Kopf, ihre Augen füllten sich mit Tränen. Warum trank ihr Vater, warum hatte er sie im Stich gelassen? Wäre sie wirklich hübsch und liebenswert, hätte ihr Vater das niemals getan.
    »Was ist los?«
    »Ich wollte nicht, dass du ihn so siehst«, flüsterte sie.
    Shane schwieg, und Mickey war froh. Sie wollte nicht, dass er vorgab, nichts bemerkt zu haben, oder sie mit den Worten zu trösten versuchte, dass es nicht so schlimm sei. Sie schauderte und spürte, wie seine Arme sie umfingen, trotz der vielen Leute ringsum.
    Nach einer Weile lösten sie sich voneinander. Der alte Mr. O’Casey kam kurz zu ihnen, um sich zu verabschieden. Highschool-Freunde von Frank tauchten auf, unterhielten sich mit ihrer Mutter und Ranger O’Casey. Dann begann sich die Menschenmenge zu lichten, immer mehr Gäste gingen. Chris Brody machte sich ebenfalls auf den Heimweg. Sogar Dominic di Tibor verließ die Galerie, mit wehendem Cape, nannte ihre Mutter »Bella« und gratulierte ihr zu der gelungenen Ausstellung, diesem großartigen Ereignis.
    Als sich das Ende des Abends näherte, schlenderten Mickey und Shane durch die Ausstellung. Ohne zu reden, nur um die Bilder anzuschauen. Sie betrachteten die zahlreichen Gemälde von Silberreihern, Blaureihern, Turmfalken, Habichten, Schleiereulen, Zwergohreulen und dann – das schönste und zugleich verstörendste Bild – eine Schneeeule.
    Der Anblick war beinahe grauenerregend: Die Eule hatte gerade einen braunen Vogel erlegt – mit geöffneten Klauen und den scharfen Schnabel in das Opfer geschlagen, hielt sie die Beute, und das Blut tropfte in den Schnee. Es war das kraftvollste und gleichzeitig grausamste Bild, das Berkeley gemalt hatte.
    »Dieses Bild scheint irgendwie anders zu sein.« Shane trat näher heran.
    »In vielerlei Hinsicht«, murmelte Mickey.
    »Was glaubst du, warum er die Eule so gemalt hat?«
    »Weil das der Wirklichkeit entspricht. Eulen sind Raubvögel.«
    »Und die Landschaft sieht fremd aus, scheint weit weg zu sein.«
    »Stimmt.« Alle Bilder von Berkeley wirkten vertraut – auf vielen waren im Hintergrund Wahrzeichen von Rhode Island zu erkennen. Point Judith Lighthouse, Hanging Rock, Cliff Walk, Mansion Beach, der hölzerne Pier am Refuge Beach. Doch das Bild von der Schneeeule zeigte eindeutig die arktische Tundra.
    »Glaubst du, Damien war dort?«, fragte Mickey. »In der Arktis?«
    »Muss wohl. Das ist eindeutig Schnee und kein weißer Sandstrand.«
    »Ich habe keine Ahnung, was für ein Vogel das ist, den die Eule in den Fängen hält.« Sie trat näher an das Bild heran, so dass sich ihr Gesicht unmittelbar neben Shanes befand.
    »Ich auch nicht«, erwiderte er, doch als sie den Blick hob, sah er nicht das Bild an, sondern sie, mit einer Eindringlichkeit, die sie erschauern ließ. »Ich wünschte, ich könnte es für dich herausfinden.«
    Mickey nickte. Sie wusste, wie. Sie blickte zu ihrer Mutter hinüber, die mit Mr. O’Casey auf der anderen Seite des Raumes stand. Sie war heute Abend ziemlich hart mit den beiden Menschen ins Gericht gegangen, die sie am meisten liebte – mit

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