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Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Titel: Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Nachttisch. Es war vermutlich das Letzte, was er vor dem Einschlafen sah, und das Erste, worauf sein Blick beim Aufwachen fiel.
    »Ein schönes Foto.«
    »Es gefällt mir, weil es zu den wenigen gehört, auf denen er so aussieht, wie er wirklich war.«
    »Er scheint vor Energie zu vibrieren; ein gutaussehender junger Mann … und so ungeheuer präsent. «
    »So war Frank. Präsent. Im Hier und Jetzt verankert. Er hielt immer die Augen offen, war für alles aufgeschlossen.«
    »Hat es dir gutgetan, seine Freunde heute Abend wiederzusehen?«
    »Das war das Beste, was mir seit langem passiert ist. Von dir abgesehen. Dass ich dir begegnet bin, ist durch nichts zu übertreffen.«
    Sie standen vor dem Bett und küssten sich lange. Neve spürte die magische Nähe des Bettes und Tim ging es vermutlich nicht anders. Doch dann löste er sich von ihr.
    Er öffnete die Schublade des Nachttischchens und holte einen Umschlag hervor. Er setzte sich auf das Bett und strich den Brief auf seinem Schoß glatt. Neve nahm neben ihm Platz. Er sah sie an, versuchte zu lächeln.
    »Ich habe ihn niemandem gezeigt.«
    Ihr Mund war trocken; wortlos nahm sie seine Hand. Er reichte ihr den Umschlag, eine Geste, mit der er sie aufforderte, ihn zu öffnen und zu lesen. Sie zog eine Klappkarte heraus und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, dass ihre Hände zitterten. Auf der Vorderseite waren zwei Personen zu sehen, ein Mann und ein kleiner Junge in Tauchausrüstung, die beide auf dem Meeresgrund standen. Im Hintergrund war von Hand ein U-Boot eingezeichnet. Fische schwammen ringsum. Aus dem Mund des Jungen stiegen Blasen auf, und über den Wellen stand Alles Gute zum Vatertag .
    Als sie die Karte öffnete, fiel ein Blatt Papier heraus. Neve faltete es auseinander und begann zu lesen.
    Lieber Dad,
    alles Gute zum Vatertag! Ich weiß, dass die Karte zu spät eintrifft, und ich kann zu meiner Entschuldigung nur anführen, dass wir hier alle Hände voll zu tun haben. Ich entschuldige mich auch im Voraus für den Sand. Seit einigen Tagen weht hier ein wahnsinniger Wind, und unsere Zelte sind voller Sand. Das erinnert mich an den Strand während der Sommerstürme – außer, dass hier immer die Sonne scheint und der Wind nie aufhört zu wehen.
    Ich wünschte, ich könnte mit Dir tauchen gehen. Ich vermisse das Meer über alle Maßen; der Fluss ist nicht damit zu vergleichen. Ich bin sicher, Du wirst verstehen, dass ich Dir nicht sagen darf, wo ich bin und was ich tue. Das ist ein Vorteil, wenn man aus einer Familie kommt, in der viele Männer im Krieg waren; manche Dinge müssen nicht ausgesprochen werden.
    Grandpa hat mehr mit mir darüber geredet als Du. Vielleicht kann ich allmählich verstehen, warum. Es ist eine Erfahrung, über die Du nicht sprechen möchtest – oder erst in fünfzig Jahren. Aber ich kann Dir sagen, dass meine Kameraden großartig sind, die besten Freunde, die ich je hatte. Wir würden alles füreinander tun, darauf kannst Du Dich verlassen. Ich bin nur einer von vielen in der Truppe, aber manchmal stelle ich mir vor, was ich tun würde, wenn ich meine Männer in den Kampf führen müsste – wenn die ganze Verantwortung auf mir lasten würde. Und wenn ich mir das vorstelle, Dad, denke ich an Dich.
    Ich stelle mir vor, dass Du in jeder Situation Ruhe und Gelassenheit bewahrt hast. Egal, was um mich herum passiert, wenn es laut wird und das Kampfgeschehen näher rückt, ich denke bloß an Dich. Ich denke daran, wie wir einmal tauchen gingen und ein Unwetter losbrach – an all die Blitze, die am Strand, im Boot und ringsum einschlugen. Wir hatten fast keine Luft mehr, aber Du hast meine Hand gehalten, als wir unter Wasser ausharren mussten, hast mir gezeigt, wie man Sauerstoff spart, wenn man ruhig atmet, trotz der Todesangst, die ich hatte; Du hast mich etwas Wichtiges gelehrt und mein Leben gerettet.
    Ich denke auch an das Eisfischen in New Hampshire, als das Auto nicht mehr ansprang, mitten in der Wildnis. Damals hattest Du noch kein Handy, und wir saßen fest, weit und breit kein Haus, nur der zugefrorene See. Eigentlich wollten wir gar nicht fischen, sondern Adler und Falken beobachten, aber an dem Tag hast Du ein Loch ins Eis geschlagen und mir gezeigt, wie man die Angel hinunterlässt und geduldig wartet, bis ein Fisch anbeißt. An diesem Abend haben wir fürstlich gespeist, Dad, und obwohl wir in unserem Zelt halb erfroren waren, wollte ich nicht weg, als der Ranger am nächsten Morgen auftauchte.
    Der Sand in

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