Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

dass seine Spielsachen größer waren als die aller anderen.
    »Er wird damit das U-Boot heraufholen und an Land bringen.«
    »Cool, Mann«, meinte Tripp und Jenna lächelte. Mickey fühlte sich innerlich wie ausgehöhlt.
    »Die Bergung wird vom Fernsehen übertragen, und danach wird das rostige alte Wrack nach Cape Cod gebracht und in ein Museum umgewandelt. In Chicago und in England gibt es bereits ein U-Boot, das der Öffentlichkeit zugänglich ist, aber nicht hier bei uns an der Ostküste. Mein Vater meint, das wird die größte Touristenattraktion seit der Eröffnung des Intrepid in New York City.«
    » Intrepid? Was ist das?«, fragte Jenna.
    »Ein verdammt großer Flugzeugträger, der zum Museum umgebaut wurde; dort verlangt man Eintrittsgeld von den Besuchern oder vermietet die Lokalitäten für große Feiern an Firmen.«
    »Das geht doch nicht«, flüsterte Mickey und spürte, wie die anderen sie anstarrten. »Nicht das U-Boot.«
    »Und warum nicht?«
    »Weil …« Weil es uns allen gehört; weil es sich hier in diesem Landstrich befindet; weil dein Vater seine Bedeutung nicht zu begreifen scheint , dachte Mickey, aber sie schwieg.
    »Und überhaupt, wen interessiert das schon? Das hier ist Amerika – und es ist ja nicht so, dass es eines von unseren U-Booten wäre«, sagte Josh. Er hatte goldbraune Augen, kurze lockige Haare und ein Lächeln, bei dem sich nur die Mundwinkel verzogen; eigentlich hätte man ihn als gutaussehend bezeichnen können, aber Mickey nahm den Schatten der Niederträchtigkeit wahr, der sich hinter seinem Blick und seinem Lächeln verbarg.
    »Genau«, stimmte Tripp ihm zu. »Wir können uns freuen, wenn es endlich weg ist. Hey – lasst uns am Strand eine Abschiedsparty veranstalten. Unsere Navy hat es versenkt, und nun wird Joshs Vater die Überreste beseitigen. Wie wäre es, Samstagabend eine kleine Party am Strand?«
    »Gute Idee«, erwiderte Josh. »Wir müssen uns für Washington in Form bringen – die Klassenfahrt wird eine einzige große Party.«
    »Ich bin dabei«, erklärte Jenna.
    »Ich auch«, sagte Isabella.
    Alle blickten Mickey an. Sie hielt ihr gebrochenes Handgelenk und dachte an die Schneeeule. Sie hatte ihren Schlafplatz am Strand, genau gegenüber der Stelle im Meer, an der das U-Boot gesunken war. Sie schloss die Augen, dachte daran, dass die Party sie aufschrecken würde, und hoffte, dass die Eule bis Samstag ihren Flug nach Norden antreten würde. Wenn nicht, musste sie dort sein, um sie schützen zu können.
    »Mickey?« Josh sah sie eindringlich an.
    »Klar.« Sie presste ihre Arme an den Körper, damit ihre Freunde nicht merkten, dass sie zitterten. »Ich komme mit.«

    Die Operation Drumbeat begann nach dem japanischen Überraschungsangriff auf Pearl Harbor am 7. Dezember 1941, als deutsche U-Boote über den Atlantik gesandt wurden, um amerikanische Schiffe anzugreifen. Admiral Karl Dönitz hatte diesen Schachzug seit Jahren geplant und seine Seewölfe auf die Ostküste Amerikas gehetzt. Seine U-Boote waren mit Experten bemannt, Veteranen, die zwischen der Ostküste von Cape Hatteras und dem Golf von St. Lawrence auf der Lauer lagen. Allein in den ersten beiden Wochen versenkten sie zwanzig Handelsschiffe und lieferten Amerika einen Vorgeschmack auf das von Dönitz vorbereitete Massaker.
    Tim O’Casey besaß etliche Geschichtsbände und Fachzeitschriften, die sich mit diesem Thema befassten; er saß an seinem Schreibtisch, las in einem der Bücher und sann darüber nach, wie man der bevorstehenden Herausforderung am besten begegnete. Er wusste, dass Cole Landry sein Unternehmerauge auf U-823 geworfen hatte und eine Kombination aus Hebt die Titanic! und U-Boot-Themenpark anstrebte. Um die Mittel für das Projekt zu beschaffen, hatte er eine Stiftung gegründet, deren Vorstand sich wie ein Who’s who las, bestehend aus Senatoren im Ruhestand, noch überaus aktiven Kongressmitgliedern und hohen US-Marineoffizieren.
    Zu Tims Aufgaben als Ranger des Salt Marsh Refuge gehörte der Schutz aller Wildtiere, die am Barriereriff heimisch waren. Aber er fühlte sich auch für andere Aspekte des Strandes verantwortlich, wie die Riffe und Felsformationen, den Salzsumpf, die Gezeitenzone und einige Schiffswracks unweit der Küste – allen voran U-823. Frank und er waren unzählige Male zum U-Boot hinabgetaucht.
    Er hatte Kugelschreiber und Block zurechtgelegt, machte sich gewissenhaft Notizen, um seine Argumente zu untermauern, und war so in seine Arbeit