Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Titel: Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
Vom Netzwerk:
dass sich ihr Körper leicht und ihr Kopf frei anfühlte, und sie hasste es, weil sie an ihren Dad denken musste und sich fragte, ob er in diesem Augenblick betrunken war.
    »Jetzt geh schon und rede mit ihm.« Jenna leckte sich den Bierschaum von der Oberlippe.
    »Mit wem denn?«
    »Mit Shane. Da drüben!«
    Mickey spürte, wie sie rot wurde und war froh, dass es dunkel war und niemand sie sehen konnte. Ihr Blick wanderte den Strand entlang, zu der Gestalt im Schatten, die auf dem Kamm der Dünen saß. Seine Silhouette war in Sternenlicht getaucht und Mickey sah seine starken Schultern, die schlanken Arme; er schien sich am Strand rundum wohl zu fühlen und in seinem Element zu sein – selbst an einem kalten Februarabend.
    »Auch wenn Tripp und seine Freunde behaupten, er sei durchgeknallt, wir beide wissen, dass er nichts dergleichen ist.« Jenna schob ihre Hand in Mickeys. »Er hat dir geholfen, als du mit dem Fahrrad gestürzt bist. Los, geh schon rüber und rede mit ihm!«
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Mickey, ohne den Blick von ihm zu lassen. Obwohl Shane schon seit Jahren die gleiche Klasse besuchte wie sie, hatte er etwas an sich, das ihn von den anderen abgrenzte. Zum einen war er älter; eigentlich wäre er schon in der dritten Klasse der Highschool, aber er hatte in der Woodland Elementary eine Ehrenrunde gedreht. Wahrscheinlich spielte er deshalb nicht in der gleichen Liga wie sie, weil er ein Jahr älter und Surfer war.
    »Hier, gib ihm das –« Jenna versuchte, ihr das Bier in die Hand zu drücken, aber Mickey wich zurück. »Du meine Güte«, sagte Jenna, aber sie grinste, küsste Mickey auf die Stirn, drehte sie um und gab ihr einen sanften Schubs in Richtung Shane.
    Mickey ging den Strand entlang, folgte dem Pier bis zum höchsten Punkt. Der Sand fühlte sich weich und tief unter ihren grünen Gummistiefeln an. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen, und sie legte sich in Gedanken zurecht, was sie sagen könnte; sie befürchtete, kein Wort über die Lippen zu bringen. Er hatte sich im Sand zurückgelehnt, auf einen Ellbogen gestützt. Als er sich langsam umdrehte und sie ansah, hatte sie das Gefühl, als würde sein Blick sie wie ein Laserstrahl durchdringen.
    »Hallo.« Sie erklomm die Düne, stand vor ihm und sah auf ihn herunter, direkt in seine Augen.
    »Hallo«, erwiderte er.
    »Ich wollte nur …« Sie verlor den Faden. »Was machst du hier?«
    »Ich habe herausgefunden, dass eine Strandparty stattfindet. Und da dachte ich, es sei keine schlechte Idee, die Sache im Auge zu behalten.«
    »Das tust du wohl oft.« Auf der hohen Düne war es entschieden kälter als unten an dem armseligen kleinen Feuer. Ein kräftiger Wind wehte vom Meer herüber, blies ihr die Haare ins Gesicht. Sie versuchte vergebens, sie aus Augen und Mund zu streichen.
    »Setz dich«, forderte er sie auf. »Hier unten ist es wärmer.« Er streckte die Hand aus, um ihr zu helfen. Schweigend saßen sie dicht aneinandergedrängt, direkt auf dem Sand im Windschatten des Piers. Sie hielt den linken Arm ein wenig höher, damit kein Sand in den Gipsverband drang. Die Düne hatte einen Rest Sonnenwärme bewahrt, doch was sie am meisten spürte, war die Hitze, die bei der Berührung von Shanes Arm und Hüfte in ihr aufstieg. Sie hatte das Gefühl, innerlich dahinzuschmelzen wie warmes Wachs.
    »Ich habe dich schon seit einigen Tagen nicht mehr in der Schule gesehen«, sagte sie endlich.
    »Ich dachte, es hätte sich inzwischen herumgesprochen – ich bin bis Montag suspendiert.«
    »Das hast du nicht verdient«, murmelte sie. »Du hast mir geholfen. Du wolltest das U-Boot retten, den Strand und die Eule …«
    »Das interessiert niemanden. Vor allem, wenn man eine Menge Geld machen kann.«
    »Geld?«
    »Ja. Dafür ist Joshs Vater bekannt. Dass er Geld hat wie Heu. Er will ein U-Boot-Museum errichten und noch reicher werden.« Er deutete nach unten, wo die Party in vollem Gang war.
    Mickey blickte hinab. Die Jugendlichen bildeten eine dichte Traube um Bierfass und Feuer. Josh forderte sie auf, die Becher zu füllen. Die Wellen brandeten ans Ufer, die Gischt spritzte bis zum höchsten Punkt des Strandes, netzte Mickeys Gesicht. Die Musik war ohrenbetäubend, aber Joshs Stimme übertönte sie. Dem Meer zugewandt, hob er seinen Plastikbecher.
    »Auf die US-Navy!«, schrie er. »Die U-823 zum Teufel geschickt hat. Und auf meinen Dad, der uns von diesem Schrotthaufen befreit. Morgen kommt eine Filmcrew an den Strand, wenn er die große

Weitere Kostenlose Bücher