Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)
wird …«
»Quatsch, wer interessiert sich schon für Eulen?« Tripp lachte. »Und stören? Wir kommen nicht einmal in ihre Nähe. Eulen sind unheimlich.«
Jennas Blick wurde weicher, nahm den vertrauten Freundinnen-Ausdruck an, schmeichelnd berührte sie Mickeys Hinterkopf an der gleichen Stelle wie Tripp. »Siehst du? Sag ich doch. Niemand wird die Eule behelligen … jetzt komm schon, Mick. Denk dir eine gute Geschichte für deine Mutter aus – wir wissen beide, dass sie sonst nein sagen wird. Samstagabend werden wir uns super amüsieren!«
Und dann schlang Tripp, als könnte er nicht mehr erwarten, dass der Spaß begann, seine Arme um Jenna und küsste sie aufs Neue. Mickey sah aus dem Fenster, auf die Zweige der Bäume, die sich dunkel gegen den Himmel abhoben, das Rosa verblassend mit der einsetzenden Dämmerung. Eine ›Geschichte‹ solle sie ihrer Mutter erzählen, hatte Jenna gesagt, aber eine Lüge gemeint. Mickey dachte an ihren Vater, an seine Lügen, und hatte das Gefühl, dass der Frühling das Nachsehen hatte, weil sich die Waage wieder dem Winter zuneigte.
7
D er Abend war lausig kalt, die Party laut und ungezügelt. Jemand hatte einen CD-Spieler mitgebracht, die Musik war voll aufgedreht, um dem Wind, der vom Meer herüberblies, zu trotzen. Die Jugendlichen unterhielten sich, lachten und scherzten, drängten sich um ein prasselndes Feuer. Flammen loderten auf, sprühten Funken – doch einige der unten liegenden Scheite waren vermutlich noch feucht, denn das gespenstische Pfeifen von nassem Holz unterstrich den ohrenbetäubenden Lärm der Party.
Als sie mit Jenna und Tripp in seinem Jeep durch das Naturschutzgebiet gefahren war – wobei sie die unbefestigte Straße genommen hatten, um nicht gesehen zu werden –, hatte Mickey durch das Kieferngestrüpp Licht bei dem Parkwächter gesehen und sich fast gewünscht, er möge sie entdecken und dem Spuk ein Ende bereiten. Alle hatten Decken mitgebracht. Einige Pärchen lagen bereits eng aneinandergeschmiegt da, in sich selbst versunken, ohne auf die Party zu achten. Andere standen in Grüppchen um das Bierfass und das Lagerfeuer herum, dick eingemummelt gegen den Wind. Partys im Naturschutzgebiet zu feiern war verboten, aber an einem so kalten Abend war die Gefahr, erwischt zu werden, gering. Mickey lehnte sich an den alten Anlegesteg, ein wenig außerhalb des Lichtkreises des Lagerfeuers.
»Hey, amüsierst du dich? Die Party ist klasse, findest du nicht?« Jenna gesellte sich zu ihr, trank Bier aus einem großen Plastikbecher.
»Sie ist ganz okay.« Mickey versuchte selbst vor ihrer besten Freundin zu verbergen, dass sie sich wie ein Fremdkörper unter den Partybesuchern fühlte.
»Sie ist ganz toll «, berichtigte Jenna sie. »Jetzt komm schon, Mick. Wir müssen schließlich irgendwann erwachsen werden.«
»Ich weiß.«
»Deine Mom glaubt, dass du heute bei mir übernachtest – mach dir keine Sorgen, du wirst keinen Ärger kriegen. Hier – trink einen Schluck. Heute gibt es keine Atemkontrolle, deine Mutter weiß von nichts, meinen Eltern ist es egal, und du fühlst dich lockerer.«
»Nein danke.« Mickey schüttelte den Kopf.
Jenna zuckte die Schultern und nahm einen großen Schluck. Mickey beobachtete sie und überlegte, warum sie sich so sonderbar fühlte – wo doch Jenna diejenige war, die Alkohol trank. Sie war von Freunden und Klassenkameraden umgeben, befand sich auf dem Strand, den sie über alles liebte. Sie waren mindestens fünfzig Meter vom Schlafplatz der Eule entfernt, sie musste sich also wirklich keine Sorgen machen. Aber sie hatte ein flaues Gefühl im Magen, wie in der Achterbahn.
Sie hatte ihre Mutter belogen. Es war keine richtige Lüge gewesen, aber auch nicht die ganze Wahrheit.
Was habt ihr heute Abend vor, Jenna und du? , hatte ihre Mutter gefragt.
Oh, ich weiß nicht. Zuerst Hausaufgaben machen. Und danach, keine Ahnung, wir werden sehen. Obwohl sie die ganze Zeit von der Party gewusst hatte. Ihr Herz wurde schwer, wenn sie an die Auseinandersetzungen ihrer Eltern dachte, die sie oft mit anhören musste; ihr Vater hatte behauptet, er sei da oder dort gewesen, und ihre Mutter hatte herausgefunden, dass er gelogen hatte. Das war unfair und hatte ihre Mutter verletzt; und nun tat sie ihr das Gleiche an.
»Jetzt mach schon, trink!«, drängte Jenna und hielt ihr das Bier hin.
Mickey zögerte, dann nahm sie einen großen Schluck, während Jenna den Becher hielt. Schon dieser eine Schluck bewirkte,
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