Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)
wurde kreidebleich. Seine Augen verengten sich, und Tim wusste, dass er sich gerade einen Feind geschaffen hatte. »Ich verbitte mir jede Bemerkung über meinen Sohn. Sie wissen gar nichts!«
»Wie war es denn, die Polizei im Haus zu haben, am Abend vor der sensationellen Ankündigung?«
»Das lassen Sie mal meine Sorge sein. Die Polizisten wissen, dass sich mein Sohn nur ein wenig amüsieren wollte und dieser Herumtreiber beschlossen hat, Ärger zu machen.«
»Haben sie Josh festgenommen?«
Landry lachte. »Natürlich nicht. Und jetzt gebe ich Ihnen genau zwei Stunden, um den Strand auf Vordermann zu bringen, sonst wird nichts aus meiner Spende.«
»Was für eine Spende?«
»Zwei Millionen Dollar an die Refuge-Beach-Stiftung. Glauben Sie wirklich, der Vorstand ist begeistert, wenn er so viel Geld verliert? Wenn Sie auf stur schalten, garantiere ich Ihnen, dass Sie die längste Zeit einen Job gehabt haben.«
Tim trat über die Schwelle. Die oberste Stufe der Außentreppe war eisig unter seinen bloßen Füßen, der Wind peitschte sein Gesicht und seine nackten Arme, aber er nahm die Kälte kaum wahr. Er war über einen Kopf größer als Cole Landry, blickte auf ihn hinunter und musste an sich halten, um den Kerl nicht am Kragen seines schwarzen Kaschmirmantels zu packen und am ausgestreckten Arm verhungern zu lassen. Er hasste den Gedanken, dass Landry die Polizei eingeschüchtert hatte, aber genau das schien passiert zu sein.
»Sie mögen sich mit Vorstandsetagen, Touristenattraktionen und Fernsehsendungen auskennen, aber was Strände angeht, haben Sie keine Ahnung. Wenn Sie Reifenspuren beseitigt haben wollen, müssen Sie entweder auf die Flut warten oder einen Rechen in die Hand nehmen und sich selber darum kümmern.«
»Sie werden dieses Gespräch noch bedauern«, drohte Landry.
»Das tue ich jetzt schon.« Tim lehnte sich gegen das Geländer der Veranda, verschränkte die Arme und sah zu, wie Cole Landry in seiner großen schwarzen Mercedes-Limousine verschwand. Der Chauffeur trug allem Anschein nach den gleichen schwarzen Mantel wie sein Arbeitgeber; er sah Tim vernichtend an, schließlich wusste er, wer ihn jeden Monat bezahlte, und legte den Rückwärtsgang ein.
»Passen Sie auf, dass der Sand keine Kratzer auf Ihrem Lack hinterlässt«, rief Tim und dachte daran, was Frank wohl zu dem Wind sagen würde, der gerade wehte. Strandmusik …
Die drei Arbeiter – alles keine Einheimischen, aber umgängliche Kerle, wie es schien – stiegen in einen glänzenden roten Lieferwagen. Sie sahen grinsend zu Tim hinüber und hielten den Daumen hoch. Um ein Haar wären sie mit dem Volvo-Kombi zusammengestoßen, der gerade auf den Parkplatz fuhr.
Tim sah auf den ersten Blick, wer hinter dem Steuer saß: Neve Halloran. Mickey hatte auf dem Beifahrersitz und Shane auf dem Rücksitz Platz genommen. Er hatte also doch auf der Couch der Hallorans übernachtet.
»Nicht einmal neun und schon geben sich die Besucher die Klinke in die Hand«, sagte er, als die drei ausstiegen.
»Heute Nacht hat keiner von uns ein Auge zugetan«, gestand Neve.
»Wir wollten sehen, wie es der Eule geht«, sagte Mickey.
»Ja«, bestätigte Shane und sah dem Mercedes nach, der den Strandweg entlangbrauste. »Was wollte Landry denn hier?«
»Mir die Hölle heißmachen, weil der Strand chaotisch aussieht und kein schönes Bild für die Kameras bietet. Ich habe ihm gesagt, dass er sich lieber den Kopf über die Polizei zerbrechen soll, die seinen Sohn jeden Augenblick verhaften kann.«
»Daran scheint ihnen aber wenig gelegen zu sein«, erklärte Neve. »Vor allem, nachdem Shane zugegeben hat, dass der erste Schlag von ihm kam. Ich habe selbst im Revier angerufen – ich weiß, Sie sagten, dass die Ermittlungen laufen, aber ich wollte es nicht dabei bewenden lassen.«
»Shane hat nur die Eule verteidigt, Mom«, sagte Mickey, aber Neve antwortete nicht.
»Dass sich Josh immer noch auf freiem Fuß befindet, hat nichts mit Shane zu tun; das wissen Sie, oder?«, fragte Tim.
Neve schwieg; sie ließ den Blick über den Strand schweifen, als dächte sie darüber nach, was ihrer Tochter widerfahren war.
»Neve?«
»Ich weiß, Sie haben recht«, erwiderte sie ruhig.
»Wie geht es euch beiden?«, fragte Tim mit Blick auf Shanes Platzwunde am Kopf und Mickeys neuen Gipsverband.
»Machen Sie sich um uns keine Sorgen«, sagte Shane. »Wie geht es der Eule?«
»Sie ist noch lebendig.« Tim sah Neve an. Sie hatte sich offensichtlich große
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