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Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Titel: Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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können.«
    »Himmeldonnerwetter!«, explodierte Tim.
    »Sie haben gesagt, wir brauchen alle jemanden, der uns beschützt«, sagte Shane herausfordernd und gesellte sich zu Tim.
    »Aber nicht ihn. An ihn habe ich dabei nicht gedacht.«
    Mickey sah ihre Mutter fragend an. Doch Neve wandte den Blick ab, ihre Aufmerksamkeit war von etwas gefesselt, das draußen vor dem Fenster vor sich ging, an dem Shane und Mr. O’Casey standen. Mickey erhob sich und sah hinaus.
    Ein Trupp Arbeiter war am Strand unweit des Piers ausgeschwärmt – aus dieser Entfernung glichen sie kleinen dunklen Spielzeugfiguren. Sie harkten den Sand, beseitigten die Reifenspuren des gestrigen Abends und die Überreste des Lagerfeuers, stellten Kameras, Scheinwerfer und ein Zelt auf, das dem Wind mit Sicherheit nicht lange standhalten würde.
    »Sie machen alles startklar für Landrys großen Auftritt«, sagte Shane.
    »Ja.« Tim O’Casey blickte hinaus.
    »Wenn Sie tatenlos zuschauen, wie die Eule stirbt, stellen Sie ihm einen Freibrief aus«, erklärte Shane. »Ihm und seinem Sohn.«
    »Ich tue mein Bestes, um die Eule zu retten«, entgegnete Tim gleichermaßen hitzig.
    »Mrs. Halloran hat gerade gesagt, dass es eine bessere Möglichkeit gibt – diese Auffangstation. Stimmt’s?« Shane drehte sich zu Neve um, die nickte. Mickeys Herz klopfte, als sie sah, wie sich die beiden miteinander verbündeten.
    »Stimmt«, erklärte Neve.
    Tim schüttelte den Kopf. »Wir werden die Eule nicht zu der Auffangstation bringen.«
    »Ich schon, und wenn ich mit dem Fahrrad hinfahren muss.« Shane ließ keinen Zweifel aufkommen, dass seine Androhung ernst gemeint war.
    »Schon gut«, sagte Neve. »Wir nehmen meinen Kombi.« Mickey sah, dass Mr. O’Casey ihnen beharrlich den Rücken zukehrte und stumm aus dem Fenster blickte. Er starrte den Sand an, der vom Wind umhergewirbelt wurde, als könnte er es kaum erwarten, sie loszuwerden, um endlich mit dem Sandsturm allein zu sein.

10
    M anchmal hatte Joe O’Casey das Gefühl, als gäbe es für ihn nur die Welt auf oder unter Wasser – für ihn war das zumindest der Teil, der zählte. Die Lebenswelt seines Bruders war der Himmel gewesen. Zwei völlig gegensätzliche Elemente – und zwei Brüder, die sich sehr nahestanden.
    Aber Damien war schon lange tot.
    Als Joe nun an ihn dachte, fragte er sich, was Damien wohl von der modernen Technologie gehalten hätte, die einen einzigen reichen Mann in die Lage versetzte, U-823 zu bergen, nach Cape Cod zu bringen und in ein Museum zu verwandeln. Dieser Mann behauptete auch noch, der Öffentlichkeit damit einen Dienst zu erweisen, wenn er das rostige alte Wrack, das Fischernetze zerriss und Taucher und Surfer gefährdete, von seinem angestammten Platz entfernte und interessierten Besuchern ein Stück Geschichte zugänglich machte. Doch Joe war zu alt, um solchen PR-Märchen zu glauben; das Projekt diente nur dem Zweck, die Profitgier eines Mannes zu befriedigen, ohne Rücksicht auf die sterblichen Überreste der ertrunkenen deutschen Seeleute oder dem Stolz einer aussterbenden Generation amerikanischer Veteranen.
    Er stand in der Scheune und lauschte den Meldungen im Radio. Er wusste, dass die Sendung im Fernsehen übertragen wurde. Drüben im Haus gab es einen Fernseher. Aber er war mit dem Radio aufgewachsen, hatte sich die Baseballspiele der Red Sox gemeinsam mit seinem Bruder angehört. Es gefiel ihm, dass die Nachrichtensprecher die Ereignisse in wenigen Worten zusammenfassten, den Zuhörern Raum ließen, ihre Phantasie zu benutzen, die Ereignisse mit Leben zu füllen.
    Im Augenblick wünschte er sich allerdings, dass es damit endlich ein Ende hatte. Wie konnte ein Land wie Amerika zulassen, dass seine Geschichte an den Meistbietenden verramscht wurde? Der Nachrichtensprecher beschrieb kurz die illustre Versammlung am Refuge Beach: Der Gouverneur war anwesend, ein Senator, ein Admiral oder zwei, mehrere Kommandanten der Küstenwache … Joe stellte sich die Uniformen vor, die dem Geschehen einen Anstrich von Bedeutung verliehen, ihm einen militärischen Stempel aufdrückten.
    Die Bewohner der Stadt waren in Scharen am Strand erschienen, dick eingepackt, um dem kalten Februarwind zu trotzen. Ganze Familien waren hinausgepilgert – darunter ehemalige Mannschaftsangehörige der USS James. Joe hätte wetten mögen, dass keine Angehörigen der U-Boot-Besatzung erschienen waren. Er fragte sich, ob Tim dort war. Vermutlich.
Refuge Beach war ein staatliches

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