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Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Titel: Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Sorgen gemacht, wie er an ihren Augen und an ihrem zusammengepressten Mund erkannte, und an der beinahe unmerklichen Art, wie die Anspannung von ihr wich, als sie das Wort ›lebendig‹ hörte. Sie sah Mickey an, die über das ganze Gesicht strahlte. Dann wandte sie sich Tim zu, mit einem so wundervollen und unwiderstehlichen Lächeln, das er noch nie zuvor gesehen hatte.
    »Dürfen wir zu ihr?«, fragte Mickey.
    »Selbstverständlich.« Tim öffnete die Tür. Die beiden stürzten ins Haus, doch Neve zögerte. Sie trug eine marineblaue Daunenjacke und eine handgestrickte grüne Mütze. Die klaren, frischen Farben wirkten lebendig, erinnerten ihn an das Meer im Winter. »Ich freue mich, dass Sie gekommen sind.«
    »Wie ich bereits sagte, wir haben kaum ein Auge zugemacht.«
    »Aus Sorge um die Eule?«
    »Und um Shane und Mickey. Ich sehe erste Anzeichen dafür, dass bei den beiden Gefahr im Verzug ist.«
    »Die erste Liebe.« Er musste sich zwingen, Abstand zu wahren, nicht ihren Arm zu berühren, den Duft ihres Haares einzuatmen.
    »Liebe zu einem fragwürdigen Jungen.«
    »Sie sollten sich vor übereilten Schlussfolgerungen hüten.«
    »Welchen Teil betreffend? Liebe oder fragwürdig?«
    Er war außerstande, zu antworten. Die beiden Worte waren miteinander verwoben, weckten die gleichen schmerzlichen Erinnerungen in ihm wie in Neve. In gewisser Hinsicht war es einfacher gewesen, sich mit Cole Landry auseinanderzusetzen; in ihrer Gegenwart verspürte er eine innere Glut, die ihn bis ins Mark durchdrang, aber er spürte auch den eisigen Wind in den Haaren.
    »Wieso stehen Sie im T-Shirt hier draußen?« Sie berührte seinen linken Bizeps mit ihrer behandschuhten Hand.
    »Weil ich noch nicht dazu gekommen bin, mich anzuziehen.«
    Das T-Shirt war alt und verwaschen, am Halsausschnitt und an den Ärmeln ausgefranst. Früher war es hellblau gewesen, nun sah es grau aus. Die weiße Inschrift, USS James war früher gut lesbar gewesen, doch nun war sie ziemlich verblichen.
    »Sie sollten sich bei dieser Kälte warm halten«, sagte sie sanft und ihre Stimme ließ ihn stärker erschauern als der Seewind. Er nickte und gab ihr zu verstehen, dass er ihre Worte beherzigen würde. Dann hielt er ihr die Tür auf und folgte ihr ins Haus.
    Mickey kniete neben dem Käfig, Auge in Auge mit der Eule. So nahe, dass sie kaum zu atmen wagte. Gestern Nacht hatte sie das verletzte Tier auf den Arm genommen, das völlig benommen am Strand lag. Heute war es in einem Käfig eingesperrt. Beim Anblick der herabhängenden Schwinge begann ihr Handgelenk zu pochen. Sie hatte zwei lange Kratzer im Gesicht, Spuren des gestrigen Angriffs. Es machte ihr nichts aus; die Eule war der schönste Vogel, den sie jemals gesehen hatte.
    »Ich habe nur versucht, dir zu helfen«, flüsterte sie.
    Die Eule erwiderte ihren Blick, ohne zu blinzeln.
    In einer Ecke des Käfigs sah sie eine Schale mit Wasser und ein Stück rohen Fisch. Sie blickte über die Schulter zu Tim O’Casey hinüber.
    »Hat sie gefressen?«
    »Nein.«
    »Auf die Weise wird sie nie gesund«, sagte Shane.
    »Was heißt das?«, fragte Mickey. Shane stand unmittelbar neben ihr; abgesehen von der Zeit in der Notaufnahme, wo man seine Platzwunde genäht hatte, und den wenigen Stunden, die er auf der Couch verbracht hatte, war er ständig an ihrer Seite gewesen. Wie ein selbsternannter Leibwächter.
    »Sie ist schwer verletzt. Der Flügel heilt nicht wie von Zauberhand, wenn sie im Käfig bleibt. Oder der Schnabel. Sie frisst nicht, und wahrscheinlich hat sie keinen Tropfen getrunken, richtig?« Shane blickte Tim O’Casey aufgebracht an.
    »Richtig«, erwiderte Tim.
    Mickey spürte, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten. Sie hatte die schrecklichen Dinge noch nicht überwunden, die geschehen waren. Der gestrige Abend war verschwommen, doch einiges war ihr mit aller Deutlichkeit gewärtig. Es gelang ihr nicht, sich die genaue Abfolge ins Gedächtnis zurückzurufen, sosehr sie sich auch bemühte. Doch bestimmte Augenblicke traten so plastisch hervor wie ein Relief, und sie wusste, sie würde sie nie mehr aus ihrer Erinnerung tilgen können: das Gefühl und der Geruch der feuchten, kratzenden Wolle, als die Decke über sie geworfen wurde; der Schock, den das eisige Meerwasser ausgelöst hatte; der Anblick des U-Bootes und der kreideweißen Gesichter; Shane, in Tränen aufgelöst. So viel war geschehen, und trotzdem hatte ihr Vater nicht ein einziges Mal angerufen, ungeachtet aller Nachrichten, die

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