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Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Titel: Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Kopf, ließ die Arme unter seine Jacke gleiten und umfing sie; hoffte, noch verweilen zu können.
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, legte die Arme um seinen Hals und küsste ihn … Er spürte, dass sie immer noch wie Espenlaub zitterte, so dass er ihre Hände löste, was ihm schwerfiel, sie in die Taschen seiner Jacke steckte, Neve eng umschlang und mit ihr zum Parkplatz zurückkehrte.
    Als sie das Kopfsteinpflaster erreichten, blieben sie stehen, um Halt zu finden. Sie küssten sich abermals und er erhaschte dabei den Ausdruck in ihrem Blick.
    In ihren Augen spiegelte sich das Sternenlicht, das gleiche Feuer, das auch in ihm loderte. Sie sah so schön und sanft aus, als hätte das Eis in ihr trotz dieser letzten kalten Minuten zu schmelzen begonnen; er fühlte das Gleiche. Tim dachte an die vier Gletscher, die Frank über alle Maßen beeindruckt und die sich ihren Weg vom Atlantik gebahnt hatten. Es gab Zeiten, in denen er das Gefühl gehabt hatte, im Eis gefangen zu sein, auf immer und ewig. Die Schneeeule am Refuge Beach hatte es gespürt – sie war gekommen, um nach ihm Ausschau zu halten, ihn mitzunehmen in die Welt aus Eis, in die er gehörte.
    Doch als er nun in Neves Augen sah, wusste er, dass sie gekommen war, um ihn in ihre Welt zurückzuholen.
    »Danke«, flüsterte er.
    »Wofür?«, flüsterte sie zurück.
    »Ich war innerlich wie erstarrt.«
    »Ich auch.«
    »Du …«, begann er, aber die Worte kamen nicht über seine Lippen. Zum ersten Mal hatte er das Bedürfnis, nicht zu schweigen – er wollte ihr alles erzählen, alles. Doch seine Kehle war wie zugeschnürt.
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn abermals auf den Mund, sah ihm in die Augen.
    »Der Frühling kommt«, flüsterte sie.
    Dann nahm sie seine Hand, und sie gingen über das Kopfsteinpflaster und durch die Schatten des Hafenviertels von Newport, zurück zu seinem Wagen.

17
    A m nächsten Tag hatte Neve das Gefühl, völlig neben sich zu stehen. Wie ein Automat ging sie ihrer Arbeit in der Galerie nach: Aufsperren, E-Mails beantworten, Rückrufe erledigen, Kunden bedienen. Aber sie war nicht bei der Sache.
    Sie hatte sich gestern Abend, als Tim sie nach Hause gebracht hatte, kaum von ihm losreißen können. Sie hatten im Wagen gesessen, in der Auffahrt, um noch ein wenig länger beisammen zu sein. Eine Bewegung hinter der Gardine hatte ihr gesagt, dass Mickey dort stand und auf sie wartete, so dass der letzte Kuss rasch und verstohlen erfolgte.
    Neve hing den Empfindungen nach, die sie auf Bannister Wharf verspürt hatte, als der Wind vom Wasser herüberpeitschte und Tim die Arme um sie gelegt hatte. So kalt und gleichzeitig so warm. Er hatte gesagt, er hätte sich innerlich wie erstarrt gefühlt. Für Neve war es fast noch schlimmer gewesen. Seit ungefähr dem letzten Jahr ihrer Ehe mit Richard hatte sie ein Gefühl gehabt, das James Taylor in seinem
Song so treffend beschrieb: The sky won’t snow and the sun won’t shine .
    Sie war zwischen den Jahreszeiten gefangen – in einem grauen, tristen Nirgendwo am Rande des Winters, zwischen Enttäuschung und zerstörten Hoffnungen. Sie war in dem Glauben aufgewachsen, die Liebe sei das Wichtigste im Leben – und obwohl sie nie ganz aufgehört hatte, daran zu glauben, ertappte sie sich dabei, dass sie »das Wichtigste« in Frage stellte.
    Als sie nun an ihrem Schreibtisch saß, konnte sie nicht aufhören zu lächeln. Sie sehnte sich nach Tim, wollte das Gefühl der Nähe, der Verbindung zu ihm bewahren. Deshalb saß sie vor ihrem Computer und suchte im Internet nach Indizien über Berkeley, die sie bei ihrer Katalogrecherche übersehen hatte und die bestätigten, dass er das Alter Ego von Damien O’Casey war.
    Dann suchte sie nach Informationen über Damien O’Casey selbst; sie entdeckte seinen Namen auf Websites über den Zweiten Weltkrieg: über das Jagdbombergeschwader 492; den Caterpillar Club, zu dem Piloten gehörten, die abgeschossen worden waren; und das Jagdbombergeschwader 44, dem er nach der Auflösung des 492sten Geschwaders zugeteilt worden war. In einer alten Ausgabe des Providence Journal stieß sie auf einen Artikel über Joe O’Casey und seine Raubvogel-Auffangstation, mit einem Zitat von ihm: »Wenn ein Vogel nicht mehr fliegen kann, geht das uns allen nahe. Das habe ich von meinem Bruder Damien gelernt; er feierte Vögel in all seinen Bildern, führte uns ihre Schönheit und Poesie vor Augen. Bei jedem Vogel, dem ich helfe, denke ich an

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