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Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie

Titel: Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Oliver
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ist. Wie hast du das gemacht? , versuche ich zu sagen, aber ich bringe nichts heraus.
    Â»Sam.« Kent spricht mit mir und ich habe das Gefühl, dass er mehrals einmal meinen Namen nennt. Ich spüre einen Druck und es dauert einen Augenblick, bis mir klar wird, dass er mir die Hände auf die Arme gelegt hat. Es dauert einen Augenblick, bis mir klar wird, dass ich überhaupt noch Arme habe, und es ist, als würde ich in diesem Moment zurück in meinen Körper krachen, und mit Wucht stürzt alles auf mich ein, was ich gesehen habe, und meine Beine geben nach und ich sacke zusammen. Kent fängt mich auf und hält mich fest.
    Â»Was ist passiert?«, flüstere ich benommen. »Ist Elody …? Ist Juliet …?«
    Â»Pssst.« Seine Lippen sind direkt an meinem Ohr. »Du bist ja völlig durchgefroren.«
    Â»Ich muss zu Lindsay.«
    Â»Du stehst hier schon seit über einer Stunde. Deine Hände sind eiskalt.« Er schlüpft aus dem dicken Pullover, den er trägt, und hängt ihn mir um. In seinen Wimpern haben sich weiße Schneeflocken verfangen. Er legt sanft seine Hände unter meine Ellbogen und führt mich zurück zur Zufahrt. »Komm. Du musst ins Warme.«
    Ich habe nicht die Kraft zum Diskutieren. Ich lasse zu, dass er mich zurück zum Haus führt. Er hält mich die ganze Zeit fest und obwohl er meinen Rücken gerade mal berührt, habe ich das Gefühl, dass ich ohne ihn hinfallen würde.
    Es kommt mir so vor, als erreichten wir Kents Haus, ohne uns überhaupt fortzubewegen. Dann sind wir in der Küche und er zieht einen Stuhl hervor und drückt mich darauf. Seine Lippen bewegen sich und seine Stimme klingt tröstlich, aber ich verstehe nicht, was er sagt. Dann liegt eine dicke Decke über meinen Schultern und ich spüre einen stechenden Schmerz in meinen Fingern und Zehen, als das Gefühl zurückkehrt, als würde mich jemand mit heißen spitzen Nadeln stechen.Trotzdem höre ich nicht auf zu zittern. Meine Zähne klappern wie Würfel in einem Becher.
    Die Bierfässer stehen immer noch in der Ecke und überall stehen halb leere Becher herum, in denen Kippen schwimmen, aber die Musik ist aus und ohne Leute fühlt sich das Haus völlig anders an. Mein Verstand konzentriert sich auf eine Menge kleiner Details und prallt von einem zum anderen wie ein Tischtennisball: das gestickte Schild über der Spüle, auf dem steht: Martha Stewart wohnt nicht hier ; die Schnappschüsse, die am Kühlschrank hängen, Kent und seine Familie irgendwo am Strand, Verwandte, die ich nicht kenne, alte Postkarten aus Paris, Marokko, San Francisco; reihenweise Becher hinter Glas, auf denen Sprüche stehen wie Her mit dem Koffein und It’s Tea Time .
    Â»Ein Marshmallow oder zwei?«, fragt Kent.
    Â»Was?« Meine Stimme klingt krächzend und seltsam. All meine anderen Sinne kehren auf einmal zurück: Ich höre die Milch, die in einem Topf heiß gemacht wird; ich sehe jetzt deutlich Kents freundliches und besorgtes Gesicht, in seinen zerzausten braunen Haaren schmelzen einzelne Schneeflocken. Die Decke auf meinen Schultern riecht nach Lavendel.
    Â»Ich tu einfach zwei rein«, sagt Kent und wendet sich wieder dem Herd zu. Eine Minute später steht ein riesiger dampfender Becher (auf diesem hier steht: Wo es heisse Schokolade gibt, bin ich zu Hause ) mit schaumiger heißer Schokolade – der echten, nicht der löslichen –, in der große Marshmallows schaukeln, vor mir. Ich weiß nicht, ob ich laut darum gebeten habe oder ob er einfach meine Gedanken gelesen hat.
    Kent sitzt mir gegenüber am Tisch und sieht zu, wie ich einen Schluck trinke. Die Schokolade schmeckt köstlich, gerade süß genugund nach Zimt und noch etwas, das ich nicht genau herausschmecken kann, und mit etwas ruhigerer Hand stelle ich den Becher ab.
    Â»Wo ist Lindsay?«, frage ich, als mir das Bild wieder einfällt, wie Lindsay vor allen kniet und sich übergibt. Sie kann nicht bei Verstand gewesen sein – so etwas würde Lindsay nie in der Öffentlichkeit tun. »Ist alles in Ordnung mit ihr?«
    Kent nickt, den Blick fest auf mein Gesicht gerichtet. »Lindsay geht es gut. Sie musste zur Überwachung ins Krankenhaus, um zu gucken, ob sie einen Schock hat oder so. Aber sie kommt wieder in Ordnung.«
    Â»Sie … Juliet kam so schnell.« Ich schließe die Augen und

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