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Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie

Titel: Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Oliver
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dass ich meine Gelegenheit verpasst habe oder was –, aber ich bin plötzlich zu müde zum Reden.
    Durch einen Türspalt sehen wir Brianna McGuire auf dem Badewannenrand sitzen. Sie hat den Kopf in die Hände gelegt und weint.
    Â»Was ist los mit ihr?«, frage ich und versuche das verschwommene Gefühl in meinem Kopf zu bekämpfen. Ich habe den Eindruck, als kämen meine Wörter aus großer Entfernung.
    Â»Sie hat mit Alex Schluss gemacht.« Lindsay hält sich an meinem Ellbogen fest. Sie scheint nüchtern zu sein, aber ihre Pupillen sind riesig und das Weiße in ihren Augen blutunterlaufen. »Du wirst es nicht glauben. Sie hat rausgefunden, dass Nikotin-Nazi Alex und Katie zusammen erwischt hat. Und das, wo er angeblich einen Arzttermin hatte.« Sie wirft Brie einen Blick zu. Es läuft immer noch Musik, deshalb können wir Brianna nicht hören, aber ihre Schultern zucken auf und ab, als hätte sie Krämpfe. »Sie ist ohne ihn besser dran. Dreckskerl.«
    Â»Alles Dreckskerle!«, sagt Elody und hebt ihr Bier, wobei sie etwas davon verschüttet. Ich glaube, sie weiß gar nicht, worüber wir reden.
    Lindsay nimmt ihr den Becher ab und stellt ihn auf ein Tischchen, oben auf ein zerfleddertes Exemplar von Moby Dick . Außerdem steckt sie eine kleine Porzellanfigur ein: einen Schäfer mit blonden Locken und aufgemalten Wimpern. Sie klaut jedes Mal was bei einer Party. Das nennt sie ihre Andenken.
    Â»Wehe, sie kotzt mir den Panzer voll«, flüstert sie und macht eine Kopfbewegung in Elodys Richtung.
    Rob liegt unten auf einem Sofa, aber es gelingt ihm, meine Hand zu nehmen, als ich vorbeigehe, und er versucht mich auf sich zu ziehen.
    Â»Wo willst du hin?«, fragt er. Seine Augen sind unscharf und seine Stimme heiser.
    Â»Komm, Rob, lass mich los.« Ich schiebe ihn weg. Es ist auch seine Schuld.
    Â»Wir wollten doch …« Seine Stimme bricht ab und er schüttelt verwirrt den Kopf, dann sieht er mich mit zusammengekniffenen Augen an. »Gehst du fremd?«
    Â»Red keinen Quatsch.« Ich würde am liebsten den ganzen Abend zurückspulen, die letzten paar Wochen zurückspulen bis zu dem Moment, als Rob sich rübergelehnt hat, mir sein Kinn auf die Schulter legte und mir sagte, er wolle neben mir schlafen, möchte zurück zu diesem stillen Augenblick in dem dunklen Zimmer vor dem blauen Fernseher ohne Ton und dem Geräusch seines Atems und meinen Eltern, die über uns schliefen, zurück zu dem Augenblick, als ich meinen Mund aufmachte und hörte: »Ich auch.«
    Â»Doch. Du gehst fremd. Ich wusste es.« Er kommt schwankend auf die Füße und blickt sich wütend um. Chris Harmon, einer von Robs besten Freunden, steht in der Ecke und lacht über irgendwas, und Rob stolpert zu ihm rüber.
    Â»Hast du was mit meiner Freundin, Harmon?«, dröhnt Rob und schubst Chris. Chris stolpert und stößt gegen ein Bücherregal. Eine Porzellanfigur kippt um und zerbricht und ein Mädchen schreit auf.
    Â»Bist du verrückt?« Chris stürzt sich seinerseits auf Rob und plötzlich sind sie ineinander verkeilt und kämpfen, wobei sie sich gegenseitig durch den Raum schieben, mit Gegenständen zusammenstoßen, grunzen und brüllen. Irgendwie gelingt es Rob, Chris auf die Knie zu zwingen, und dann liegen beide auf dem Boden. Mädchen kreischen und springen aus dem Weg. Irgendjemand ruft: »Vorsicht mit dem Bier!«, gerade als Rob und Chris auf die Küchentür zurollen, wo das Fass steht.
    Â»Komm, wir gehen, Sam.« Lindsay drückt von hinten meine Schultern.
    Â»Ich kann ihn doch nicht einfach so hierlassen«, sage ich, obwohl ein Teil von mir genau das möchte.
    Â»Es ist alles in Ordnung mit ihm. Guck – er lacht.«
    Sie hat Recht. Er und Chris haben bereits genug gekämpft, liegen ausgestreckt auf dem Boden und lachen sich kaputt.
    Â»Rob wird dermaßen sauer sein«, sage ich und ich weiß, dassLindsay weiß, dass ich nicht nur davon rede, ihn auf der Party sitzenzulassen.
    Sie umarmt mich kurz. »Denk dran, was ich gesagt habe.« Dann beginnt sie zu singen: »Just thinking about tomorrow, clears away the cobwebs and the sorrow …«
    Einen Augenblick verkrampfe ich mich, weil ich glaube, sie macht sich über mich lustig, aber das ist nur Zufall. Lindsay hat mich nicht gekannt, als ich klein war, sie hätte damals noch nicht mal

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