Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie
auf den Beinen und werde weiter umhergestoÃen, zwischenden Leuten hin und her katapultiert, als wäre ich eine Flipperkugel, während ich versuche, aus dem Zimmer zu kommen. Ich merke, wie ich andere trete und ihnen meine Ellbogen in den Rücken ramme, aber es ist mir egal. Ich muss hier raus.
SchlieÃlich gelingt es mir, aus dem Haufen auszubrechen. Juliet versperrt den Eingang. Sie sieht mich gar nicht. Sie steht da so unbeweglich wie eine Statue und hat die Augen fest auf etwas hinter meiner Schulter gerichtet. Sie sieht Lindsay an. Da wird mir klar, dass sie es auf Lindsay abgesehen hat â Lindsay ist diejenige, die sie am stärksten hasst â, aber davon geht es mir auch nicht besser.
Gerade als ich mich an ihr vorbei in den dunklen Flur dahinter schieben will, geht ein Beben durch ihren Körper und sie blickt mich an.
»Warte«, sagt sie und packt mich am Handgelenk. Ihre Hand ist kalt wie Eis.
»Nein.« Ich mache mich los und gehe weiter, stolpere vorwärts, wobei ich beinahe an meiner Angst ersticke. In meinem Kopf blitzt ein wildes Durcheinander aus Bildern von Juliet auf: Juliet, die vornübergebeugt mit ausgestreckten Händen stolpert, in Bier getränkt; Juliet, die in einer Blutlache auf dem kalten Boden liegt. Ich kann nicht klar denken, die beiden Bilder vermischen sich in meinem Kopf, und ich sehe, wie sie durch das Zimmer wandert, während alle anderen lachen, ihre Haare klatschnass, triefend, blutgetränkt.
Ich bin dermaÃen in Gedanken, dass ich Rob im Flur erst sehe, als ich direkt vor ihm stehe.
»Hey.« Er ist inzwischen betrunken. Zwischen seinen Lippen steckt eine unangezündete Zigarette. »Hey, du.«
»Rob â¦Â« Ich drücke mich an ihn. Die Welt dreht sich. »Lass uns hier verschwinden, okay? Wir fahren zu dir. Ich bin jetzt bereit, nur du und ich.«
»Wow, Cowgirl.« Die eine Hälfte von Robs Mund hebt sich langsam, aber die andere Hälfte kann nicht so richtig mithalten. »Nach der Zigarette.« Er setzt sich in Richtung der hinteren Zimmer in Bewegung. »Dann gehen wir.«
»Nein!« Ich schreie beinahe.
Er dreht sich schwankend zu mir um, und bevor er reagieren kann, habe ich ihm schon die Zigarette aus dem Mund gerissen und küsse ihn. Ich halte sein Gesicht zwischen meinen Händen und presse mich an ihn. Er braucht einen Moment, bis ihm klar wird, was los ist, aber dann fängt er an mich über meinem Kleid zu befummeln, er lässt seine Zunge kreisen und stöhnt ein bisschen.
Wir taumeln durch den Flur, fast, als würden wir tanzen. Der Boden unter mir gibt nach und schwankt. Rob stöÃt mich aus Versehen ans Geländer und ich schnappe nach Luft.
»âtschuldigung, SüÃe.« Er kann gar nicht mehr gerade gucken.
»Wir brauchen ein Zimmer.« Ich höre, wie im hinteren Teil des Hauses gerade der Gesang losgeht: Psycho, Psycho. »Jetzt sofort.«
Ich nehme Robs Hand und wir stolpern durch den Flur, gegen den Strom der Leute, die in die andere Richtung wollen, um zu sehen, was der Lärm zu bedeuten hat.
»Hier rein.« Rob haut so fest er kann gegen die erste verschlossene Tür, an der er vorbeikommt, die mit all den Aufklebern. Es kracht und wir fallen hinein. Ich küsse ihn wieder und versuche mich dem Gefühl unserer Körper, die sich so nah sind, und seiner Wärme hinzugeben, versuche das lauter werdende Gelächter aus dem hinteren Zimmer auszublenden. Ich tue so, als wäre ich nur ein Körper, dessen Verstand so leer und verschwommen ist wie ein Fernseher voller Schneegestöber. Ich versuche zu schrumpfen, mich auf meine Haut zu konzentrieren, als existierte kein Gefühl auÃer dem unter Robs Fingern.
Sobald wir die Tür zugemacht haben, ist es stockfinster. Die Dunkelheit um uns herum wird von nichts erhellt â entweder gibtâs hier keine Fenster oder sie sind verhängt. Es ist so dunkel hier drin, dass es geradezu schwer wirkt, und plötzlich ergreift mich die hysterische Furcht, in einer Kiste festzusitzen. Rob, der mich umklammert hält, schwankt inzwischen so sehr, dass mir ganz schwindelig wird. Eine Welle der Ãbelkeit überkommt mich und ich schiebe ihn rückwärts, bis wir auf etwas Weiches stoÃen: ein Bett. Er kippt nach hinten und ich klettere auf ihn.
»Warte«, murmelt er.
»Das wolltest du doch, oder?«, flüstere ich. Sogar jetzt noch kann ich das
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