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Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie

Titel: Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Oliver
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Gelächter und Gekreische – Psycho, Psycho  – hören, das die Musik schwach übertönt. Ich küsse Rob fester und er kämpft mit dem Reißverschluss meines Kleids. Man hört Stoff reißen, aber es macht mir nichts aus. Ich schiebe das Kleid bis zur Taille runter und Rob geht auf meinen BH los.
    Â»Bist du sicher, dass du das auch willst?«, lallt Rob mir ins Ohr.
    Â»Küss mich einfach.« Psycho, Psycho. Die Stimmen hallen durch den Flur. Ich schiebe meine Hände unter Robs Fleecejacke und ziehe sie ihm über den Kopf, dann küsse ich ihn auf den Hals und unter dem Kragen seines Polohemds. Seine Haut schmeckt nach Schweiß und Salz und Zigaretten, aber ich küsse ihn weiter, während seine Hände über meinen Rücken und hinunter bis zu meinem Po fahren. Das Bild von Mr Daimler auf mir – und die gesprenkelte Decke – taucht aus der Dunkelheit auf, aber ich schiebe es weg.
    Ich ziehe Rob das T-Shirt aus und jetzt berühren sich unsere nackten Oberkörper. Unsere Haut macht dauernd diese komischen, schmatzenden Sauggeräusche, wenn unsere Bäuche sich berühren und wieder voneinander lösen. Irgendwann fallen seine Arme seitlich herunter. Ich küsse ihn weiter, bewege mich auf seiner Brust immer weiter nach unten und spüre die flaumigen Haare, die dort vereinzelt wachsen. Brustbehaarung fand ich schon immer eklig; noch etwas, worüber ich heute Abend nicht nachdenke.
    Rob ist verstummt. Wahrscheinlich ist er geschockt. Ich bin bisher nie so weit mit ihm gegangen. Wenn wir sonst rummachen, ergreift er normalerweise die Initiative. Ich hatte immer Angst, etwas falsch zu machen. Es fühlt sich komisch an, sich so zu benehmen, als wüsste man, was man tut. Wir waren bisher noch nicht mal beide ganz nackt.
    Â»Rob?«, flüstere ich und er stöhnt leise. Meine Arme zittern, nachdem sie so lange mein Gewicht aushalten mussten, deshalb stehe ich auf. »Soll ich mein Kleid ausziehen?«
    Schweigen. Mein Herz klopft schnell, und auch wenn es kalt in dem Zimmer ist, kitzeln mir Schweißtropfen auf den Unterarmen. »Rob?«, frage ich noch einmal.
    Unvermittelt stößt er einen tierischen, schnaubenden Schnarchlaut aus und dreht sich um. Das Schnarchen hält in langen Wellen an.
    Eine Weile lang stehe ich einfach da und höre zu. Wenn Rob schnarcht, erinnert mich das immer daran, wie ich auf der Veranda saß, als ich klein war, und Dad dabei zugesehen habe, wie er enge Kreise auf seinem sechs Jahre alten Sears-Sitzmäher zog, der so laut brummte, dass ich mir die Ohren zuhalten musste. Trotzdem ging ich nie rein. Es machte mir Spaß, die ordentlichen schmalen Rasenstreifen zu betrachten, die er hinterließ, und die Unmengen winziger Grashalme, die durch die Luft wirbelten wie Balletttänzerinnen.
    In dem Zimmer ist es so dunkel, dass ich ewig brauche, bis ich meinen BH und das blöde Pelzding wiedergefunden habe; ich muss auf allen vieren danach tasten. Ich bin nicht sauer. Ich spüre überhaupt kaum etwas, denke nicht wirklich, sondern hake nur Dinge ab, die ichzu erledigen habe. Den BH finden. Das Kleid hochziehen. Zur Tür rausgehen.
    Ich schlüpfe durch die Tür auf den Flur. Die Musik wummert in normaler Lautstärke und die Leute gehen in dem hinteren Zimmer ein und aus. Juliet Sykes ist weg.
    Ein paar Leute gucken mich komisch an. Ich sehe bestimmt furchtbar aus, habe aber keine Energie, um mir darüber Gedanken zu machen. Eigentlich erstaunlich, wie gut ich mich im Griff habe. Obwohl mein Hirn total vernebelt ist, denke ich ganz deutlich: Erstaunlich, wie gut ich mich im Griff habe. Lindsay wäre stolz auf mich.
    Â»Der Reißverschluss an deinem Kleid ist auf.« Carly Jablonski kichert.
    Hinter ihr sagt jemand: »Was hast du denn da drinnen gemacht?«
    Ich ignoriere sie. Ich gehe einfach weiter – treibe eigentlich eher, ohne genau zu wissen, wohin –, schwebe die Treppe hinunter und hinaus auf die Veranda und dann, als mich die Kälte durchfährt wie ein Messer, zurück ins Haus und in die Küche. Plötzlich kommt mir die Vorstellung des dunklen, stillen Hauses, das friedlich hinter dem Bitte draussen bleiben -Schild liegt, voller Quadrate aus Mondlicht und erfüllt von dem leisen Ticken alter Uhren, sehr attraktiv vor. Also gehe ich da lang, durch die Tür, durch das Esszimmer, durch das Durchgangszimmer, wo Tara die Vase runtergeworfen

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