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Wenn Eltern es zu gut meinen

Titel: Wenn Eltern es zu gut meinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polly Young-Eisendrath
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Unsere Worte und Taten haben einen sehr viel größeren Einfluss auf die sich entwickelnde Persönlichkeit unseres Kindes, als wir vielleicht glauben. Gehen Sie nicht davon aus, dass Sie und Ihre Kinder gleichrangig sind oder dass die Meinungen aller Beteiligten die gleiche Gültigkeit haben. Eine Familie ist keine Demokratie. Sie sollten Ihr Kind vielmehr durch Regeln und Beispiele dazu anhalten, ein freundlicher, autonomer Erwachsener mit guten Manieren und einem gut entwickelten Gewissen zu werden. In den langen Jahren der Abhängigkeit Ihres Kindes ist das eine komplexe und anspruchsvolle Aufgabe. Ihre Aufgabe besteht nicht darin, der beste Freund Ihres Kindes zu sein, sondern es vielmehr darauf vorzubereiten, ein erfülltes und selbständiges Leben zu führen.
    Unsere erste Verantwortung lautet, unserem Kind beizubringen, ein aktives Mitglied seiner Familie, Gemeinschaft, Gesellschaft und Spezies zu werden. Denken Sie an die Wichtigkeit emotionaler Intelligenz (Selbstwahrnehmung, Impulskontrolle, Einfühlung in andere), um glücklich und erfolgreich zu sein, beson ders in Führungsrollen, Beziehungen, Gruppen und in
der Kreativität. Helfen Sie Ihrem Kind, die sechs Lebensregeln des Normalseins und die Fähigkeiten emotionaler Intelligenz anzuwenden.
    Mithilfe einer stetigen Erinnerung an die sechs Lebensregeln des Normalseins können Sie individuelle Erfolge und Leistungen in das rechte Licht rücken. Wenn es unseren Kindern gelingt, sich Privilegien und Status zu erwerben, hängen ihre Leistungen nicht nur von ihnen, sondern auch von der Beteiligung und den Opfern vieler anderer ab. In Wahrheit teilt man seine Verdienste immer mit anderen. Wenn wir diese Verbundenheit empfinden, fällt es uns leichter, uns an Erfolg - unserem eigenen und dem anderer - in einer nicht egozentrischen Weise zu erfreuen. Dadurch nimmt unser Glück zu.
    Im siebten Kapitel habe ich gezeigt, dass wir die Be reitschaft unserer Kinder, das Leben zu würdigen, stärken können, wenn wir ihnen helfen, sensibel für die Übergänge zu werden - Geburt, Alter, Krankheit und Tod. Gesundheit ist für uns alle nur ein vorübergehender Zustand. Wenn wir uns Zeit nehmen, uns um Kranke zu kümmern oder sie zu besuchen, wird uns bewusst, was für ein Geschenk es ist, dass es uns zurzeit gut geht. All die Weisen, wie wir mit anderen an den gemeinsamen Sorgen und Nöten des Lebens teilhaben, können unsere Großzügigkeit, Dankbarkeit und unser Vertrauen stärken - die Grundlagen für unser eigenes Glück.

Vertrauen und Glück
    In der Nähe meines Wohnorts befindet sich die Norwich University, ein 1819 gegründetes, privates Militärcollege, das neben Kadetten auch Zivilstudenten ausbildet. Ich fing an, mich für diese Universität zu interessieren, weil sie aktiv gute Manieren und Leitwerte fördert. Als Beraterin bei ihrer campusweiten Initiative, emotional intelligente Führungsqualitäten zu entwickeln (quer durch die Reihen: für Studenten, Lehrkräfte, Mitarbeiter und Verwaltung) habe ich viel über mich und andere gelernt im Hinblick auf die Ansprüche, die eine Führungsrolle an unseren Charakter stellt. Um die uns innewohnenden Führungsqualitäten zu entwickeln und auszubauen (dafür zu sorgen, dass die Gruppe Dinge umsetzt, während man gute Be ziehungen untereinander aufrechterhält), müssen wir andere konstant im Blick behalten.
    Als ich Martha Mathis, Dekanin der Studenten in Norwich, bei meinen Recherchen für dieses Buch interviewte, fungierte ich noch nicht als Beraterin an der Universität. Martha Mathis ist eine schlanke, attraktive Frau mittleren Alters mit freundlichen Manieren, einem Funkeln in den Augen und einer Art, den Kopf zur Seite zu neigen, als wollte sie sagen: »Wirklich? Glauben Sie das?«
    Zu Beginn meines Gesprächs mit Frau Mathis ging ich davon aus, dass sich in den letzten fünf bis zehn Jahren auch in Norwich veränderte Gewohnheiten der Studenten bemerkbar gemacht hatten - wie etwa Anspruchsdenken und schlechte Manieren -, so wie ich es von anderen Colleges gehört hatte. Als ich sie danach fragte, neigte sie den Kopf und antwortete: »Ich
glaube, Norwich ist anders. Unsere Wurzeln und Fundamente liegen in einem Ehrenkodex und Leitwerten. Für uns haben bestimmte Werte einen höheren Stellenwert als die reine Wissenschaft. Wenn Sie sich auf Norwich einlassen, lassen Sie sich auf ziemlich strenge ethische Regeln ein.« Sie fuhr fort: »Über die Jahre gesehen, sind die Studenten, die hier die besten Erfolgs

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