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Wenn er mich findet, bin ich tot

Wenn er mich findet, bin ich tot

Titel: Wenn er mich findet, bin ich tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Rapp
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Anschließend habe ich im Bett gelegen, konnte aber kaum schlafen. Vanessa und Jana waren auch die ganze Zeit im Container.« Ich mach mein X an die Nummer 6. »Um sieben Uhr in der Früh waren Beck und Tonberg im Küchencontainer, und ich bin mit Riski wieder suchen gegangen, bis die Schnee-Eule mich erschreckt hat und ich gestürzt bin. Genau auf Sandras Grab.« Ich blinzle, aber ich weine nicht.
    »Sandra war deine Bettnachbarin. Habt ihr Streit gehabt?«
    »Nein.«
    »Hat sie mit irgendwem Streit gehabt?«
    »Aus dem Camp? Nein.«
    »Warum siehst du aus wie sie?«
    »Sie wollte, dass ich ihr meine Frisur mache. Sie hatte vorher lange, dunkelblonde Haare. Sie hat sie schwarz gefärbt und gestern hat sie sich meine Klamotten und Skier ausgeliehen.«
    »Hat sie sich öfter Kleider von dir ausgeliehen?«
    Ich schüttle den Kopf. Nein.
    »Hat sie dich gefragt, ob sie sich deine Sachen ausleihen kann?«
    »Nein.«
    Kommissar Mieto will, dass ich unsere Trainingstouren auf dem Umgebungsplan einzeichne. Wieso wir nichtschon gestern die Loipe abgefahren wären, will er wissen. Hultmann übersetzt es.
    »Sandra kann nicht Skilaufen. Wir haben sie gesucht, wo wir eine Chance sahen, sie zu finden.« Ich zeige es Mieto noch mal auf der Karte. »Wenn ich zum ersten Mal laufen würde, dann auf dem festgefahrenen Schnee auf der Schotterstraße.«
    »Sie offensichtlich nicht«, sagt Hultmann trocken.
    »Sandra ist während der Arbeitszeit heimlich losgefahren. Niemand hat gedacht, dass sie die Richtung nimmt, in die Riski immer fährt.«
    »Hatte sie denn einen Grund abzuhauen?«
    »Sie hatte Angst vor einem Dealer in Frankfurt. Den hat sie für den Tod ihrer Mutter verantwortlich gemacht. Das hat sie mir erzählt.«
    »War ihre Mutter süchtig?«, fragt Hultmann.
    »Ja.«
    Er unterhält sich leise mit Mieto und fragt: »Hat Sandra dir erzählt, ob die Drogen ihre Mutter umgebracht haben oder der Dealer?«
    »Der Drogenboss, hat sie gesagt.«
    »Einen Namen?«
    Ich schüttle den Kopf, blinzle, meine Augen brennen.
    »Hatte Sandra etwas gegen ihn in der Hand oder hat sie das angenommen?«
    Was soll ich bloß sagen? Das mit der Knarre, die sie den Leuten an den Kopf gehalten hat, um Geld einzutreiben, sag ich lieber nicht. Die kriegen sonst ein total falsches Bild von Sandra. Sie kennen sie ja nicht. »Sie hat eine Weile für ihn gearbeitet. Dann hat sie Angst bekommen und ist ins Heim, freiwillig. Sie hat erfahren,dass ihre Mutter die Drogen nicht mehr zahlen kann, und kurz darauf war sie dann tot, die Mutter. Wir mussten unsre Handys abgeben. Sandra hat sich eins besorgt und jeden Abend bei dem Boss angerufen. Sie war nur dann beruhigt, wenn sie wusste, dass er in Frankfurt ist.«
    »Was hat sie für ihn gearbeitet?«
    »Gedealt, aber nicht lange. Und Sandra hat keine Drogen genommen«, sag ich schnell. »Sie müssen die Nummer überprüfen, die sie immer gewählt hat.«
    »Ihr habt euch vertraut?«
    Was soll ich dazu sagen? Ich vertrau niemand. »Wir haben uns gut verstanden. Aber von diesen Sachen hat sie mir nur einmal erzählt.«
    Wieder unterbricht Hultmann kurz für eine Unterredung mit Mieto und fragt dann: »Wieso wollte Sandra aussehen wie du?«
    »Wieso? Na, sie hatte ja Angst, dass der Drogenboss sie verfolgt. Vielleicht wollte sie nicht erkannt werden?« Mit so was kenn ich mich aus. Ist doch logisch!
    Mieto lässt mich nicht aus den Augen. Hultmann übersetzt seine Frage: »Wieso wie du? Wieso nicht blond?«
    »Sandra stand auf Mangas, diese japanischen Comics. Sie fand, ich sehe aus wie ’ne Mangafigur, und deshalb hat sie sich selbst so gestylt.« Mir wird schwindelig und schlecht. Ich bin fertig, richtig fertig. »Ich wollte nicht, dass sie mich nachmacht. Ich will ja nicht mal ich sein«, sag ich leise.
    Jetzt redet Hultmann auf Mieto ein, aber der lässt nicht locker. »Was wollte sie sonst noch nachmachen?«
    »Sie wollte mit mir joggen. Sie hat gesagt, alle normalen,modernen Mädchen joggen, und sie wollte gerne ein normales Mädchen sein.«
    »Seid ihr zusammen gejoggt?«
    »Ich muss laufen, weil mich das beruhigt. Ich laufe schon lange und schnell. Ich bin nicht mit ihr joggen gegangen. Wann denn? Wir haben kaum Zeit und ich trainiere mit Riski. Aber ich hätte es machen sollen, dann wäre sie jetzt nicht tot.« Ich kann nicht mehr.
    »Wieso?«
    »Sie war allein da draußen! Ich wäre gelaufen und hätte Hilfe holen können!«
    »Weißt du, woran sie gestorben ist?«
    »Nein«, schluchze ich. »Aber ich

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