Wenn es dunkel wird im Märchenwald ...: Aladins Wunderlampe
Hüften.
„Ich wollte nicht mehr länger untätig rumsitzen und bin in den Garten gegangen.“
„Was wolltest du denn im Garten?“ Sie lauerte auf seine Antwort.
„Ich wollte Jasmin sehen und fand sie dort. Das war die Gelegenheit. Bei Allah, sie ist wirklich schön, so …“ In seine Augen trat ein verzückter Ausdruck, als er nach den passenden Worten suchte.
Bei seiner Schwärmerei ballte sich Leilas Magen zu einem Stein zusammen. „Sie lispelt“, warf sie ein.
„Süß, nicht wahr?“
„Du findest das süß?“ Leilas Stimme wurde vor Empörung lauter.
„Und sie besitzt ein weiches Herz.“
„Oh, ja …“ Leila rollte mit den Augen und stöhnte auf. Konnte Aladin wirklich so blind sein? Du bist rasend vor Eifersucht, meldete sich eine Stimme in ihr. „Du kennst sie nicht. Von einem einzigen Gespräch kann man niemanden kennen.“ Dann erzählte sie ihm davon, was sie auf der Terrasse beobachtet hatte.
Aladins Gesichtsmuskeln spannten sich an. Er knirschte mit den Zähnen. „Du sagst das nur, weil du mir mein Glück missgönnst. Du bist eifersüchtig auf sie.“ In seinen Augen blitzte es auf.
„Pah! Ich und eifersüchtig! Das ist die Wahrheit. Und wie steht es mit dir? Hast du ihr die Wahrheit gestanden? Dass du ein Bettler bist?“
„Was geht es dich an? Du bist nur mein Dschinn. Du verstehst doch nichts von menschlichen Gefühlen.“ Grob umfasste er ihren Arm und funkelte sie wütend an.
Seine Worte trafen sie tief. Was wusste er schon von ihren Gefühlen!
„Das ist nicht wahr. Wie kann man nur so blind sein. Wenn sie erfährt, wer du bist, wendet sie sich von dir ab. Sie würde nie einen Bettler und Dieb zum Mann nehmen.“ Tief atmete sie ein, um dann einzulenken. „Ich möchte nicht, dass du in dein Unglück rennst.“
„Das tue ich, wenn ich auf dich höre. Ich lasse mir nichts von einem Weib sagen, schon gar nicht von einer, die ein Dschinn ist. Ich wünschte, du kehrst zurück in deine Lampe.“
Seine Worte trafen sie wie ein Fausthieb ins Gesicht. „Du weißt nicht, dass du gerade deinen letzten Wunsch …“ Doch schon war es zu spät.
Leila fühlte den Sog der magischen Kräfte, die sie in die Lampe katapultieren würden. Aladin hatte seinen letzten Wunsch genannt.
Er begann, vor ihr zu verschwimmen, seine Worte verklangen.
Ihr Körper begann sich aufzulösen, als der blaue Zaubernebel sie umgab. Dann zog sie eine gewaltige Kraft rückwärts. Leila wurde durch die auf sie einwirkenden Kräfte gelähmt. Schließlich befand sie sich kurz darauf in der Lampe.
Sie war zornig auf sich selbst und traurig, weil sie Aladin nie wiedersehen würde. Vielleicht musste sie wieder tausend Jahre warten, bis ein Gebieter sie aus der Verbannung erlöste.
Trübsinnig betrachtete Leila den Schatz. Hier hatte alles begonnen. Ihre Begegnung war vielversprechend gewesen und endete in einem Desaster. Es war eine Geschichte, wie sie anderen zuvor auch geschehen war, ein Dschinn, der sich in seinen Gebieter verliebt hatte. Doch das tröstete sie nicht.
Leila streckte sich auf dem Boden aus und schloss die Augen. Deutlich sah sie Aladins Gesicht vor sich, die Leidenschaft in seinen Augen. Sie würde genügend Zeit haben, sich in ihren Träumen nach ihm zu verzehren.
Leila wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als ein Lichtstrahl ihre Lampe traf. Mühsam öffnete sie die bleiernen Lider. Niemand sollte ihre Lampe mehr finden. Und einen neuen Gebieter wollte sie auch nicht. Zu spät. Jemand rieb an der Lampe und mobilisierte ihre magischen Kräfte. Leila wehrte sich dagegen, indem sie versuchte, den blauen Zaubernebel zu unterdrücken. Da klopfte es gegen die Lampe.
„Leila, du hast etwas Wichtiges vergessen“, hörte sie eine vertraute Stimme, die ihr Herz schneller schlagen ließ. Es war Aladin, der die Lampe in seiner Hand hielt.
Sie stand auf und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Aber das verrate ich dir erst, wenn du rauskommst“, ergänzte er.
„Ach, lass mich doch in Ruhe, ist mir egal“, murmelte sie vor sich hin. Dabei war es ihr ganz und gar nicht gleichgültig. Sie verfluchte ihre Neugier.
„Bitte.“ Der warme Klang in seiner Stimme ließ ihren Widerstand schwinden, aber sie zögerte. Bestimmt benötigte er ihre Hilfe wegen Jasmin. Sollte er sie doch allein erobern.
Aladin seufzte auf. „Wenn du nicht freiwillig rauskommst, muss ich dich eben zwingen.“ Unermüdlich rieb er an der Lampe.
Leila spürte, wie die Kräfte in ihr sich entfalteten,
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