Wenn es dunkel wird im Märchenwald ...: Aladins Wunderlampe
mir die Kleidung, wenn ich keine Diener und Titel besitze!“
„Du hast recht, es muss ein Gefolge sein, das noch größer ist als das des Kalifen von Bagdad. Eine Frau wie Jasmin muss beeindruckt werden. Sie ist Reichtum und tausend Diener gewöhnt, die ihr jeden Wunsch von den Augen ablesen, wie du das tägliche Brot. Erst dann wird der Kalif dich empfangen, damit du um ihre Hand anhalten kannst. Doch bedenke, dieses wäre dein letzter Wunsch.“ Aladin nickte. Wahrscheinlich hätte er ihr in diesem Moment alles versprochen, so strahlte das Glück aus ihm.
„Vielleicht kann ich sie auch so beeindrucken“, sagte er und deutete auf sich.
„Aufgeblasener Gockel. Du glaubst doch nicht wirklich, dass sie sofort in deine Arme sinkt, nur weil du gut gekleidet bist.“
„Nun gut, ich will mir Zeit lassen und den letzten Wunsch genau überlegen.“
In Leilas Kehle saß ein dicker Kloß, sie fühlte sich miserabel. Dumme Gans, musstest du es so weit kommen lassen? Dir wird es genauso ergehen wie den anderen Dschinn, die sich in ihre Gebieter verliebt haben. Er wird seinen letzten Wunsch nie dir widmen. Aber du hast es ja darauf angelegt, beschwer dich nicht. Sie musste einfach hoffen, dass Aladin seine Zuneigung zu ihr entdeckte und darüber hinaus diese Jasmin vergaß. Doch die Zweifel in ihrem Inneren wuchsen ebenso wie die Bedenken, das Werben um Jasmin auf einer Lüge aufzubauen. Als hätte Aladin ihre Gedanken erraten, wurde seine Miene plötzlich ernst.
„Was ist, wenn Jasmin erfährt, dass ich gelogen habe?“
„Dann ist sie bestimmt bereits in dich verliebt“, beschwichtigte Leila ihn.
Aber die Falten auf seiner Stirn glätteten sich nicht.
„Wir können sie doch heimlich beobachten. Dann finden wir heraus, welche Vorlieben sie hat, damit es dir leichter fällt, sie zu gewinnen. Vielleicht ergibt sich für dich die Gelegenheit, mit ihr zu reden. Was hältst du von meinem Vorschlag?“
Leila musste zugeben, dass ihre Neugier überwog, um zu wissen, an welche Frau ihr Gebieter sein Herz verloren hatte.
„Ein guter Vorschlag.“ Aladin nickte.
„Gut, lass uns nach Bagdad zurückkehren, damit wir beginnen können.“
Aladin betrachtete nachdenklich Leilas Profil, die sanft geschwungene, kleine Stupsnase und die roten Lippen, die ihn nicht nur an den Rand des Wahnsinns gebracht, sondern ihn auch gebrandmarkt hatten. Nie glaubte er, etwas Wunderbareres erlebt zu haben als die mit ihr geteilten Momente der Lust.
Doch sie war keine Frau, wenn sie auch so aussah und sich anfühlte. Sie war ein Dschinn, ein Dämon, der seinem Gebieter jeden Wunsch erfüllen musste. Wie konnte er das nur vergessen?
Die Sonne versank am Horizont und tauchte die Berge in ein rotgoldenes Licht, als sie Bagdad erreichten. Der wolkenlose Himmel versprach eine sternenklare Nacht. Eine Nacht der Liebenden. Fast hätte Leila laut geseufzt. Wie gern hätte sie diese mit Aladin genossen. Stattdessen galten seine Gedanken dieser Jasmin, die ihr immer unsympathischer wurde. Leila biss die Zähne zusammen und setzte eine gleichmütige Miene auf.
Sie überflogen die Stadt, hörten den Muezzin, der vom Minarett aus die Menschen zum Abendgebet rief. Der Tigris glitzerte silbrig im Mondschein unter ihnen und die letzten Boote segelten in den heimatlichen Hafen ein.
Der Palast des Kalifen war rundum von Fackeln beleuchtet. Lautlos und durchs Dunkel unbemerkt, schwebte der Teppich auf die Gärten zu, in denen unzählige Lampen warmes Licht spendeten. Die Schatten der Flammen tanzten an den Marmorwänden.
Leila vermutete die Prinzessin auf einem Spaziergang durch die Gärten und befahl dem Teppich, inmitten eines verwaisten Atriums zu landen.
„Du bleibst hier und verbirgst dich dort in der Nische“, befahl sie Aladin und deutete auf eine überdachte Mauerecke, die einen Menschen verbergen konnte.
„Du kannst mir nicht einfach befehlen, was ich tun soll. Du bist mein Dschinn, ich erteile die Befehle!“ Empörung schwang in seiner Stimme mit.
„Gut, dass du dich daran erinnerst. Und deshalb werde ich allein die Prinzessin suchen. Ich kann mich im Gegensatz zu dir in eine Fliege verwandeln und unbehelligt Ausschau halten. Du würdest sofort von den Wachen festgenommen werden. Pass lieber auf dich und den Teppich auf. Ich bin gleich zurück.“ Sie klatschte in die Hände, woraufhin sich der Teppich zusammenrollte. Aladin hob ihn auf.
„Lass mich nicht zu lange warten“, sagte er knurrend.
„Keine Angst. Sobald ich
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