Wenn es dunkel wird im Märchenwald ...: Aschenbrödel
unseren Escorts. Er hat Sunny letzte Woche für ein Geschäftsessen gebucht und sie war völlig von den Socken.“
Die zarten Augenbrauen der üppigen Frau hoben sich verschwörerisch.
„Er muss ein Hengst im Bett sein, das haben auch die anderen bestätigt.“
Leonie hakte sich bei Joy unter.
„Komm, ich stell dich vor, dann hast du Gelegenheit, dieses dunkelhaarige Herzchen daneben näher unter die Lupe zu nehmen.“
Kopfschüttelnd löste Joy sich aus dem Versuch der Schwester, sie hinüberzubegleiten.
„Nein!“
Doch ständig musste sie hinsehen und immer wieder traf sie der Blick des dunkelhaarigen Mannes in dem schicken teuren Smoking und dem schwarzen Satinvisier im Gesicht. Plötzlich wurde seine ungeteilte Aufmerksamkeit unterbrochen, als sich eine blonde Meerjungfrau mit langen Beinen vorstellte und ihn ganz für sich in Anspruch zu nehmen schien. Helenas professionelles Lächeln war selbst aus der Distanz deutlich zu erkennen, während sie versuchte, die beiden Herren in ein Gespräch zu verwickeln. Sie berührte gekonnt immer wieder wie zufällig den Arm des Dunkelhaarigen, als würde sie ihr Revier markieren. Selbst ihr Lachen war unecht und doch so überzeugend, dass es den Männern nicht aufzufallen schien.
Joy beobachtete von der anderen Seite der Tanzfläche die Situation und hoffte inständig, der Dunkelhaarige würde wieder hinübersehen, doch er tat es nicht. Die Musik wechselte zu einem schnelleren Beat und die Fläche vor ihr füllte sich mit Menschen, die ihr die Sicht versperrten.
„Er scheint es dir ja richtig angetan zu haben, also warum gehst du nicht rüber und …“
„Helena könnte mich erkennen und außerdem scheint sie die beiden ja gut im Griff zu haben.“
Gerade hakte sich die Blondine bei dem dunkelhaarigen Mann unter und zog ihn mit sich in eins der offen stehenden Nebenzimmer, die als Lounge dienten. Der Blonde folgte ihnen.
„Ich bin hungrig, lass uns naschen gehen.“
Leonie zog Joy mit sich und bahnte ihnen einen Weg über die Tanzfläche zum Büffet. Joy vergaß die leckeren Speisen und sah durch die offene Tür die drei an einer vom Catering aufgebauten Bar sitzen. Helena warf lachend ihr blondes Haar zurück und schien sich köstlich zu amüsieren.
„Mhhhhh, das muscht du probieren … lecker.“
Leonie hielt ihr ein Käsehäppchen entgegen und schob es Joy in den Mund, als sie gerade dankend ablehnen wollte. Sie lachte kauend.
„Los, schlag zu, dafür haben wir alle schwer geschuftet.“
Joy griff nach einem der kleinen Teller und nahm ein paar der Häppchen auf.
Während sie aßen, erzählte Leonie verschiedene Anekdoten von den anwesenden Gästen, lustige, verrückte Vorlieben einige ihrer Kunden, die zum Ball erschienen waren, und die sie selbst in Säcken gekleidet wiedererkannt hätte. Joy lief mehr als einmal Gefahr, sich beim Essen zu verschlucken vor Lachen. Gemeinsam beobachtete sie, wie Lisa mit einigen Damen die Treppe emporstieg.
„Sieht so aus, als gäbe es ein geheimes Treffen der Madames. Ich würde fast meinen Arsch drauf verwetten, dass sie vorhat, die Häuser zu vereinen.“
„Meinst du wirklich?“
Leonie nickte und stopfte sich ein Kaviareckchen in den Mund.
„Ich habe gehört, dass sie sich letzte Woche mit Antonio Piretti und diesem russischen Mafiaboss getroffen hat.“
Mit geweiteten Augen starrte Joy ihre Halbschwester an.
„Was hat Lisa mit diesen zwielichtigen Typen zu tun?“
Leonie legte ihren Kopf schief und hielt eine sehr bedeutende Pause.
„Glaubst du etwa wirklich, dass Mutter nur diesen Escortservice hier am Start hat?“
Joy wusste, dass es auch Mädchen mit eigenen Lofts in der Stadt gab, die für sie arbeiteten. Prostitution unter dem Deckmäntelchen einer Begleitagentur war das eine, aber organisierte Kriminalität?
„Sie würde doch nie so dumm sein …“
„Ich weiß es nicht mit absoluter Sicherheit, aber irgendwas läuft hier. Sogar die Mädels sagen, dass etwas vor sich geht. Allein, dass sie die Madames der anderen Häuser heute eingeladen hat.“
Leonie räusperte sich, als Joy noch etwas erwidern wollte, dann drehte sie sich um und hielt den Atem an. Der dunkelhaarige Mann stand direkt vor ihr. Für den Bruchteil eines Augenblickes schien nichts mehr zu existieren, außer seinem hinreißenden Lächeln und dem Funkeln seiner Augen.
„Möchten Sie tanzen?“
Noch bevor sie Ja oder Nein sagen konnte, ergriff er ihre Hand und zog sie mit sich. Ein langsamer Schmusesong wurde
Weitere Kostenlose Bücher