Wenn es fesselt, ist es keine Freiheit
(oder mehrere) als Sündenbock herhalten muss, dann hängt die ganze Familie in Rollen- und Streitmustern fest. Das bedeutet: Es gibt viel Angst, es kommt zu Kampf- oder Fluchtverhalten und die Familie entwickelt sich nicht weiter.
Es kann sein, dass der Sündenbock gar nicht der Bösewicht ist, sondern einfach nur die schwächste Person in der Familie. Die ganze Familie kritisiert oder attackiert dann dieses Mitglied, um es zu verletzen oder zu verdrängen, weil sie glaubt, diese Person sei für sie alle von Schaden. Alle meinen, es gäbe keine Probleme mehr, sobald diese Person verschwunden sei. Wenn eine Familie Negativität projiziert und denjenigen angreift, der Negatives zu verkörpern scheint oder es einfach »verdient«, attackiert zu werden, kann sie damit viel von ihrer eigenen Angst verstecken. Einen zum Sündenbock zu machen ist für jede Familie destruktiv. Sobald so etwas in einer Familie geschieht, frisst sie sich sozusagen selbst auf. Der Sündenbock wird meistens hinausgedrängt oder emotional isoliert. Manchmal sterben diese Menschen sogar, wenn sie noch zusätzlich die Märtyrer-Rolle angenommen haben.
Bewusstheit ist der entscheidende Faktor, wenn es darum geht, die Familie wieder aufs Gleis zu bringen. Verleugnung, Schuldgefühle und Angst können jedoch dafür verantwortlich sein, dass Heilung und Weiterentwicklung durch Widerstände und Selbstgerechtigkeit blockiert werden. Die Familie wird darauf bestehen, dass allein der Sündenbock die Verantwortung für das Problem trägt und sonst keiner in der Familie.
In Wirklichkeit ist der Sündenbock genauso mit der Familie verbunden und engagiert sich genauso für sie wie alle anderen Mitglieder. Er nimmt einfach nur alles auf sich, was in der Familie offenbar vergiftet ist, und agiert es entsprechend aus, damit es kein anderer tun muss. Wenn es wirklich schlecht um die Familie bestellt ist, wird sich diese Person sogar in Konflikte mit Autoritäten von außerhalb begeben. Das ist dann ein Ruf nach Beistand, mit dem unterbewusst versucht wird, Hilfe von außen für eine Familie zu bekommen, die in einer echten Notlage ist.
In einer Familie, in der ein Mindestmaß an Bewusstheit vorhanden ist, könnte jedes Mitglied anfangen, sich mit den anderen darüber auszutauschen, worin seine Angst besteht, besonders im Hinblick auf den nächsten Schritt in Richtung Erfolg und Intimität. Das würde die Familie auf die echten Themen und die wahren Ziele hin ausrichten.
Wenn jemand einen anderen zum Sündenbock macht, steht dahinter entweder die Angst vor dem nächsten Schritt oder die Befürchtung, selbst zum Sündenbock erkoren zu werden. Wenn einzelne Familienmitglieder den Sündenbock sehr selbstgerecht beurteilen, dann hat dies etwas mit versteckten Schuldgefühlen wegen ähnlicher Ichvorstellungen zu tun. Die Familie wird stärker und wächst besser zu einer Einheit zusammen, wenn jeder realisiert, dass alle Familienmitglieder zum Team gehören und dass jeder die verborgenen Ichvorstellungen aller anderen Familienmitglieder widerspiegelt – jene Ichvorstellungen, die man bei sich selbst verdammt, abgespalten und auf den Sündenbock projiziert hat. Der wird zwar unterbewusst, aber kollektiv ausgesucht.
Eine Heilmethode aus Hawaii
Die hawaiianische Heilmethode Ho’oponopono wendet sich direkt an dieses Problem des Sündenbocks und findet instinktiv die unterbewussten und unbewussten Muster, die geheilt werden müssen. Unterbewusste Muster bestehen darin, dass wir anderen die Schuld beziehungsweise Verantwortung für das zuschieben, was wir selbst tun. Bei unbewussten Mustern spiegelt jeder in unserer Umgebung unsere eigenen Selbst- und Ichkonzepte wider.
Ein Ho’oponopono beginnt mit einer Entschuldigung: Es tut mir leid . Damit ist gemeint: »Es tut mir leid, dass ich dich jener Verbrechen beschuldigt habe, von denen ich glaubte, ich hätte sie selbst begangen. Ich entschuldige mich dafür, dass ich versteckte Elemente meines Bewusstseins auf dich projiziert habe. Es tut mir leid, dass ich dich für meine Schuldgefühle bestraft habe.«
Die nächsten Worte sind: Bitte verzeih mir . »Bitte verzeih mir, dass ich dich habe Sünden begehen lassen, von denen ich glaubte, sie selbst begangen zu haben. Bitte vergib mir, dass ich dich ausgenutzt habe. Verzeih mir, dass ich dich als Vorwand benutzt habe, um mir meine Angst oder meine Schuldgefühle nicht ansehen und mich dann weiterentwickeln zu müssen. Es tut mir leid, dass ich dich einer Schuld
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