Wenn es Nacht wird in Miami
will. Wenn es länger dauert, muss ich jemanden von der Zeitarbeitsfirma kommen lassen, der sich um die Küche und das andere Personal kümmert.“
„Aber Mitch. Wir sind doch erwachsene Menschen, die für sich selbst sorgen können. Ich kenne mich inzwischen in der Küche aus. Und die anderen wissen selbst, was sie zu tun haben, auch wenn Della ein paar Tage weg ist.“ Carly bemerkte, dass Mitch sie durchdringend ansah. „Was ist?“
„Was bezwecken Sie damit? Sie arbeiten doch selbst den ganzen Tag. Warum wollen Sie sich das antun, hier noch Hausfrau zu spielen?“
„Nehmen Sie doch nicht immer gleich alles persönlich. Es ist ja nicht so, als würde ich das für Sie tun. Rhett und ich müssen ja schließlich auch etwas essen. Außerdem koche ich gern.“
Mitch sah aus, als ob er dazu noch etwas sagen wollte, ließ es aber und widmete sich wieder dem Fisch. Als er seinen Teller geleert hatte, lehnte er sich zurück und meinte, mehr im Ton einer sachlichen Feststellung als eines überschwänglichen Lobs: „Das war sehr gut.“
„Und bestimmt wesentlich gesünder als das, was Sie sonst essen.“
Er warf ihr einen finsteren Blick zu. „Fangen Sie bloß nicht auch noch an, mich erziehen zu wollen.“
Sie hob die Hände. „Würde mir im Traum nicht einfallen.“ Obwohl, dachte sie, einige kleine Verhaltenskorrekturen könnten sicherlich nicht schaden. Immerhin bestand Hoffnung. Ein Kind im Haus hatte schon manches Wunder bewirkt.
Wie aufs Stichwort meldete sich Rhett und begann, auf seinem Kindersitz unruhig zu werden.
Mitch erhob sich vom Tisch. „Kümmern Sie sich ruhig um den Jungen. Ich räume inzwischen ab.“
Carly stutzte. Dass er selbst etwas im Haushalt tun würde, hatte sie nicht erwartet, schon gar nicht, nachdem er es so ungnädig aufgenommen hatte, dass Mrs. Duncan nicht da war. „Danke für das Angebot“, antwortete sie, „aber ich glaube, Rhett möchte lieber mit Ihnen spielen.“
„Nein.“ Die Abfuhr kam so prompt und heftig, dass Carly regelrecht erschrak. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, räumte Mitch die Teller und die Schüsseln zusammen und trug sie ins Haus.
Carly schaute ihm nachdenklich hinterher. Das wird eine harte Nuss, dachte sie.
Mitch kehrte dem Fenster zum Garten bewusst den Rücken. Er wollte von Carly und Rhett, die draußen im Garten tobten und lachten, eine Weile nichts hören und sehen. Er räumte die Reste beiseite und stellte das Geschirr in den Geschirrspüler.
Carly konnte ihm nichts vormachen. Er war sich sicher, dass sie auf subtile Art versuchte, ihn in eine ganz bestimmte Richtung zu lenken. Aber ebenso sicher war, dass er nicht darauf hereinfallen würde – auf selbst gekochtes Essen, das sie auf den Tisch brachte, wenn er müde von der Arbeit nach Hause kam, auf dieses ganze Vater-Mutter-Kind-Getue und all die anderen rührenden Inszenierungen häuslichen Glücks. Das kannte er schon, und das hatte er hinter sich. Die große Enttäuschung, die er erlebt hatte, als er sich früher einmal auf derlei eingelassen hatte, schmerzte noch immer. Das war auch der Grund, warum er sich von Rhett fernhielt. Wenn er erst einmal sicher war, dass Rhett bei ihm blieb und Carly ihn nicht mehr wegnehmen konnte, war immer noch Zeit, mit seinem kleinen Halbbruder Freundschaft zu schließen. Der gegenwärtige Burgfriede zwischen Carly und ihm war trügerisch. Jederzeit konnte sie ihre Meinung ändern und mit Rhett von dannen ziehen. Solange Mitch nicht mit Brief und Siegel das Sorgerecht für das Kind hatte, standen sein Erbteil und alles, was ihm lieb und teuer war, auf dem Spiel.
Mitch klappte die Geschirrspülmaschine zu. Plötzlich fiel ihm auf, dass es draußen still geworden war. Er blickte aus dem Fenster und sah Carly am Fischteich hocken. Augenblicklich war er alarmiert. War Rhett ins Wasser gefallen? Mitch hatte den Gärtner schon mit der Einzäunung des Teichs und des Pools beauftragt, aber das Material war noch nicht geliefert worden. Mitch eilte in den Garten hinaus.
Hinter einer Rosenhecke schließlich fand er sie beide. Sie lagen friedlich nebeneinander auf dem Bauch im Gras und betrachteten die Koikarpfen, wobei Carly das Kind an seiner Windelhose festhielt, während sie ihm die zutraulichen Fische zeigte.
Mitchs Herz schlug heftig. Das lag nicht an der kurzen Strecke, die er gelaufen war, sondern an Carlys langen Beinen, die ihr weiter Rock nicht einmal zur Hälfte bedeckte. Die schlanken Fesseln, die zarte, von der Sonne gebräunte Haut,
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