Wenn es Nacht wird in Miami
gekocht?“, fragte er, während er sich setzte.
„Keine Bange, ich habe das Arsen dieses Mal weggelassen. Da ist Weißwein im Eiskühler, wenn Sie möchten.“
„Sie trinken nichts?“
Sie schüttelte den Kopf. „Wir gehen nachher noch ein bisschen joggen.“
Auch Mitch ließ die Flasche ungeöffnet und schenkte ihnen beiden stattdessen Wasser ein. Carly hob inzwischen Rhett in seinen Stuhl, wischte ihm die Hände ab und servierte ihm gegrillten, in kleine Würfel geschnittenen Käse und Gemüse.
Rhett fiel über das Essen her, als hätte er seit einer Woche nichts bekommen.
„Sie hätten mit dem Essen nicht auf mich warten müssen“, meinte Mitch, als er den Appetit des Kindes sah.
Carly winkte ab und setzte sich. „Machen Sie sich darüber keine Gedanken. Rhett tut immer so, als wäre er kurz vorm Verhungern, dabei ist sein letzter Snack erst zwei Stunden her. Ich finde es schön, gemeinsam zu essen. Es fördert das Zusammengehörigkeitsgefühl.“ Ihre kleine Rede brachte ihr einen skeptischen Seitenblick von Mitch ein. „Ich bin so erzogen. Selbst im größten Stress hat meine Mutter immer darauf geachtet, dass die Familie wenigstens ein Mal am Tag zum Essen zusammenkam.“
„Carly, …“
„Essen Sie Ihre Shrimps. Sie brauchen sich gar nicht einzubilden, ich veranstalte das hier für Sie. Es ist vor allem Rhett zuliebe.“
Das war’s dann wohl wieder, dachte Carly, griff nach ihrer Serviette und tupfte sich verlegen die Lippen ab. Es gab etwas an Mitch, das sie beständig dazu reizte, ihn zu provozieren.
„Tut mir leid“, entschuldigte sie sich rasch, „ich wollte nicht unhöflich sein. Ich wollte damit nur sagen, dass es eben nur ein Abendessen ist und nichts weiter. Es war auch keine große Mühe für mich. Della hatte das meiste schon vorbereitet, bevor sie ging.“
Mitch betrachtete sie eine Weile schweigend. Dann schien die Sache erledigt zu sein, und sie begannen zu essen. Während Carly ihre Shrimps genoss, beobachtete sie Mitch verstohlen und bewunderte seine makellos weißen Zähne, mit denen er in das Garnelenfleisch biss, seine sinnlichen Lippen, wie sie sich darum schlossen … Komm wieder zu dir, rief sie sich zur Ordnung. Der Herr dort steht nicht auf der Speisekarte – weder jetzt noch später.
Nach der Vorspeise holte Carly den Schwertfisch vom Grill, und sie nahmen den Hauptgang in Angriff. Mitch füllte sich eine stattliche Portion auf. Sein Appetit schien dem von Rhett in nichts nachzustehen.
„Hatten Sie nichts zum Mittag heute?“, fragte Carly.
„Ich bin nicht dazu gekommen. Wo leben Ihre Eltern jetzt?“
Sie war ihm dankbar, dass er das lastende Schweigen beendete. „In Arizona. Dad kann feuchtes Klima nicht vertragen.“
„Und warum leben Sie nicht bei ihnen? Sie halten doch so große Stücke auf Zusammenhalt in der Familie und all diese Dinge.“
„Daran gedacht habe ich schon. Aber meine Eltern sind ziemlich aktive Ruheständler und haben genug um die Ohren. Wenn ich in einem anderen Bundesstaat praktizieren will, brauche ich eine neue Zulassung. Eventuell hätte ich wochenlang kein Einkommen. Außerdem sind Kinder in der Wohnanlage, in der meine Eltern leben, nicht zugelassen.“
„Lassen Sie Rhett doch hier.“
Sie sah ihn beinahe mitleidig an. „Geben Sie es auf, Mitch.“
„Ein Wort von Ihnen, und Sie sind wieder frei und aller Verpflichtungen ledig“, setzte er trotzdem nach.
„Ich habe Ihnen schon einmal gesagt, dass Rhett keine Belastung für mich ist.“
„Warten wir es ab.“
„Da können Sie lange warten.“
Er blieb skeptisch. Das sagte sich so leicht. Aber er wollte diesen schönen Abend nicht durch eine lange und wahrscheinlich sinnlose Diskussion zerstören. „Sie sind achtundzwanzig, Carly. Sind Ihre Eltern nicht reichlich jung, um schon im Ruhestand zu sein?“
„Sie waren fünfundvierzig und vierzig Jahre, als sie Marlene und mich adoptierten.“
Dann trat wieder Schweigen ein, das nur gelegentlich durch Rhetts friedliches Gebrabbel unterbrochen wurde. „Braucht Mrs. Duncan länger als einen Tag bei ihrer Schwester?“, erkundigte sich Mitch nach einer Weile.
Carly hob den Kopf. Hatte sie eben so etwas wie Mitgefühl bei Mitch herausgehört? „Sie hat nichts gesagt. Aber es wäre natürlich riesig nett, wenn Sie Della anrufen und ihr sagen, dass sie länger bleiben kann, wenn sie dort benötigt wird. Ich habe die Telefonnummer, unter der sie zu erreichen ist.“
„Ich muss wissen, wie lange sie wegbleiben
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