Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)
Muster, eine Sonne, alles in Schwarz, kunstvoll und faszinierend. Meine Finger wirkten blass auf seiner tätowierten Schulter.
Er sah mich ganz anders an als im Barclay, so als sähe er mich zum ersten Mal. Und ich hatte, ohne es zu wissen, darauf gewartet, dass er mich genau so ansah. Warum war mir das vorher nie aufgefallen? Warum hatte ich vorher nie gesehen, wie er wirklich war: ein ruhiger, wunderschöner Mann, der auf mich aufpasste. Sein Körper fügte sich nahtlos in meinen, er tat alles im richtigen Augenblick, genau an der richtigen Stelle, mit genau dem richtigen Druck. Ich genoss es, dass er sich bemühte, mich perfekt, langsam und sinnlich zu lieben, um dann die Kontrolle zu verlieren.
Viele Stunden später … Nachdem wir zusammen geschlafen, uns geduscht und uns aus der Minibar etwas zu trinken geholt und uns erneut geliebt hatten, war ich so müde, dass ich das Gefühl hatte, von meinem Körper losgelöst zu schweben … Es wurde langsam hell, ich schmiegte mich an ihn und hielt seine Hand. Er rührte sich nicht, sodass ich dachte, er schliefe.
Ich musste ständig lächeln und hatte das Gefühl, dass mein Leben wieder in Ordnung war, sich alles auf wundersame Weise zum Guten gewendet hatte. Ich würde auf dem Boot leben, und Dylan konnte mich unter der Woche, wenn im Club wenig los war, besuchen. Er konnte mir bei den Renovierungsarbeiten helfen oder sich, falls er das nicht wollte, mit mir betrinken, an Deck meines Bootes sitzen, den Sonnenuntergang bewundern und danach in meine Kabine runtergehen. Wir würden uns stundenlang lieben, vielleicht würde er nach ein paar Monaten seine Arbeit in London aufgeben und mit mir auf das Boot ziehen …
»Das war keine gute Idee«, sagte er.
Der Klang seiner Stimme nach der langen Stille er schreckte mich fast. »Sag das nicht«, flüsterte ich.
Er küsste meinen Nacken, fuhr dann langsam mit seiner Hand an meinem Oberschenkel hinauf zu meiner Hüfte und von der Taille über meinen Rücken und die Schulter zu meinem Gesicht. Ich drehte den Kopf und sah ihn an, er küsste mich.
»Du kannst mich besuchen«, sagte ich hoffnungsvoll, doch noch bevor ich den Satz beenden konnte, schüttelte er schon Kopf.
»Genau das habe ich gemeint, als ich sagte, das war eine schlechte Idee.«
»Warum, Dylan?«, fragte ich heiser.
»Wegen des Päckchens«, sagte er.
»Dann gib es also doch eine andere!«
Er stieß mich weg und setzte sich auf den Bettrand. »Ich versuche doch nur dafür zu sorgen, dass dir nichts passiert«, sagte er.
»Wieso sollte mir was passieren?«, fragte ich.
Er antwortete nicht.
»Du ziehst mich in deine zwielichtigen Geschäfte hinein, bittest mich, etwas für dich zu verstecken. Wie soll ich da in Sicherheit sein?«
»Es ist nicht so, wie du denkst«, sagte er.
»Bescheißt du Fitz? Ist es das?«
Er stand auf und suchte seine Sachen zusammen, und ich wünschte, ich hätte den Mund gehalten, um ihn noch ein wenig länger für mich zu haben. Der Schmerz, den ich in der Nacht zuvor verspürt hatte, als wir uns beinahe getrennt hätten, war wieder da. Nur dass er nach unserer gemeinsamen Nacht noch viel schlimmer war. Vermutlich hatte er recht. Es war keine gute Idee gewesen. Ich konnte seine Wut förmlich riechen.
Ich nahm einen neuen Anlauf. »Wo du bist, bin ich sicher«, sagte ich.
»Bist du nicht.«
»Ich verstehe nicht ganz«, sagte ich kläglich und setzte mich auf.
Er hatte bereits seine Hose angezogen. »Genau«, sagte er. »Du verstehst nicht ganz? Du begreifst gar nichts! Kannst du dich an den Kerl erinnern, den du auf Fitz’ Party an dich rangelassen hast? Und wie sauer ich danach auf dich war? Das hast du wohl auch nicht ganz verstanden, was?«
In seinem Blick lag Schmerz, so als würde ich ihn noch immer verletzen, nur weil ich hier saß, und weil es mich gab.
»Du wolltest, dass ich dir zusehe«, sagte er. »Du hast gesagt, dass du es nur tun würdest, wenn ich dabei wäre. Ich sollte dastehen und dir zusehen.«
Mir blieb vor Staunen der Mund offen stehen. »Das wollte ich, weil ich dachte, wir wären Freunde«, sagte ich. »Ich dachte, du würdest mich beschützen.«
»Ich musste dastehen und zusehen, wie er dir die Finger reinsteckt«, sagte er.
»Du hast mich angesehen, als wäre ich ein Möbelstück.«
»Ich hatte keine andere Wahl. Hätte Fitz erfahren, was ich für dich empfinde, hätte er mir die Eier abgeschnitten.«
»Er hat doch gesagt, dass du mich magst – anscheinend hat er es gewusst.«
»Ja«,
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