Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)
drehte sich um und sah mich an, und für einen Mo ment sah ich den alten Dylan, der mir mit undurchdringlicher Miene beim Tanzen zugesehen, aber dessen Augen Bände gesprochen hatten.
»Du musst jetzt gehen«, sagte er ruhig. »Nimm Malcolm mit und geh.«
»Das wohl kaum, Liebling«, sagte Fitz.
»Lass sie gehen!«, sagte Dylan. »Du brauchst sie nicht. Du hast gekriegt, was du wolltest.«
»Noch nicht.«
Wie ein bockiges Kind, das nach Aufmerksamkeit lechzt, stieß Malcolm ein weiteres Stöhnen aus, schluchzte und bewegte seine Beine.
Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte. Ich war in Alarm bereitschaft und wusste, dass diese Auseinandersetzung nicht einfach werden würde. Doch mit dem, was als Nächstes kam, hatte ich nicht gerechnet.
»Hältst du endlich die Schnauze, du lästiges Stück Scheiße?«
Fitz zog eine Waffe aus dem Hosenbund seiner Jeans und zielte auf Malcolm. Ich sah die Waffe nur eine Sekunde, bevor er sie abfeuerte. Der Krach in dem kleinen Raum war ohrenbetäubend. Ich zuckte zurück, ohne es zu bemerken, als Malcolm sich auf dem Boden wand. Blut begann aus einer Wunde an der Schulter zu sickern. Dann war er still.
Ich schlug beide Hände vor den Mund und rang nach Luft. Und dann wurde alles noch viel schlimmer. Fitz richtete die Waffe direkt auf Dylans Kopf. Ich kreischte und schrie »Nein! Nein, nein!«, Markus packte mich am Arm und stieß mich in Richtung Schlafzimmer.
Dylan machte einen Schritt auf mich zu, und zum ersten Mal sah ich Angst in seinen Augen. »Nicht!«, sagte er.
Leon Arnold trat zu mir und nahm mir die Sicht. Sie zerrten mich in meinen Schlafraum. Markus machte das Licht an, ich entwand mich seinem Griff und stürzte zur Tür.
»Aber, aber!«, sagte Arnold und stellte sich mir in den Weg. »Du willst doch nicht dabei zusehen, wie er es tut, oder, Viva?«
Ich versuchte, mich an ihm vorbeizudrücken und zur Tür zu gelangen. Doch er schlug mich ins Gesicht. Es war kein kräftiger Schlag, trotzdem zog es mir den Boden unter den Füßen weg, und ich landete bei der Koje. Ich rappelte mich auf und setzte mich hin, in meinem Kopf drehte sich alles. Aus dem Wohnraum hörte ich einen Schrei – war das Dylan oder Malcolm? Ein Schmerzensschrei, gefolgt von einem Schlag, so als sei etwas Schweres umgestürzt.
»Dylan!«, schrie ich, so laut ich konnte, und begann zu schluchzen. Da kam Markus zu mir, zog mich auf die Füße und schlug mir mit der Faust gegen die Schläfe.
Ich hörte, wie Leon Arnold lachte, als ich zu Boden fiel, dann klingelte es in meinen Ohren. Ich hatte Blut im Mund und wurde einen Augenblick ohnmächtig.
Ich wurde über den Boden geschleift. Ich keuchte und hustete und versuchte an den Händen zu zerren, die mich unter den Armen gepackt hatten. Dann wurde ich auf etwas Weiches geworfen – mein Bett? Ich öffnete die Augen. Alles drehte sich um mich, und ich begriff nicht. Mein Herz klopfte wie wild, als mir klar wurde, dass ich mit diesen beiden Männern in meinem Schlafzimmer eingeschlossen war. Draußen im Wohnraum hörte ich Geräusche, Schreie …
»Dylan«, sagte ich.
»Vergiss ihn«, sagte Markus. »Er ist ein toter Mann.«
Das war vermutlich das erste Mal, dass ich ihn überhaupt sprechen hörte. Er sprach mit osteuropäischem Akzent. Die Worte und wie er sie sagte, ließen mir das Blut in den Adern gefrieren.
»Lasst mich gehen«, sagte ich. »Bitte lasst mich gehen!« Meine eigene Stimme klang fremd und erstickt angesichts des Klingelns und Brausens in meinen Ohren. Ich berührte mein Kinn, eine Gesichtshälfte schmerzte.
Leon Arnold durchsuchte meine Kleider. Er hatte die Schubladen aufgezogen und meine Unterwäsche heraus gezogen. Ich versuchte, das Bett zu verlassen, doch Markus stieß mich mit einer Hand wieder zurück.
»Was machst du da?«, fragte ich voller Angst. »Lass das, das gehört mir.«
Im hinteren Teil der Schublade hatte er etwas gefunden, das seine Aufmerksamkeit erregte. »Und was ist damit, Markus? Was meinst du?«
An seiner Fingerspitze baumelte ein paillettenbesetzter Tanga. Den hatte ich ganz vergessen – mehr war von meiner knappen Unterwäsche aus meiner Zeit als Tänzerin nicht übrig geblieben.
Bei seinem Anblick wurde mir schlecht.
»Leg das zurück!«, sagte ich und versuchte selbstbewusster zu klingen.
Daraufhin schien er mich zu bemerken und kam zum Bett. »Du willst uns doch keine Probleme machen, Viva?«
»Verschwinde von meinem Boot, du ekelhafter Zwerg!«, sagte ich.
Er lachte. »Also
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