Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)
fragte ich sie nach dem Unterricht noch einmal darüber aus. Sie bot mir an, mich einem Typen vorzustellen, dem Besitzer eines Clubs in South Bank, für den sie gearbeitet hatte. Sie rief ihn von ihrem Handy aus an, und noch bevor ich irgendwelche Einwände äußern konnte, hatte sie einen Termin mit Fitz vereinbart.
Ehrlich gesagt hatte ich mir vorher keine großen Gedanken darüber gemacht,. Ich fand es einfach nur großartig, neben meinem Alltagsjob noch eine zweite Einnahmequelle zu haben. Ich fand es amüsant, die Nacht in einem noblen Club zu verbringen und dabei Geld zu verdienen. Hätte Fitz mich abgelehnt, hätte ich der Sache den Rücken zugekehrt und es nie wieder versucht. Darum ging ich auch in schlichter schwarzer Unterwäsche und Arbeitskleidung, Rock und Bluse, in den Club. Ob ich geschminkt war, weiß ich nicht mehr.
Es war ein Freitag um sieben Uhr abends, und der Club war noch geschlossen. Ich klingelte am Haupteingang einer beeindruckenden Häuserreihe im georgianischen Stil, unweit des Flusses. Ein Mann im Anzug machte mir auf.
»Was gibt’s?«
»Ich habe einen Termin bei Mr. Fitz«, sagte ich und zwar in dem Ton, den ich normalerweise anschlug, wenn ich wichtige Kunden an Land ziehen wollte. Ich fragte mich, was der Typ wohl über mich dachte. Er war groß und fast genauso breit und hatte ein Tattoo, dessen unleserliche Runen sich seinen Nacken hinabschlängelten. Ihm fehlte ein Stück Ohr.
»Du meinst Fitz«, sagte er und führte mich eine Treppe hoch. In dem vornehmen, stillen Flur hingen Kunstwerke. Von den Decken Lüster. »Niemand nennt ihn hier Mister.«
Fitz saß in einem Büro des Clubs, und zwar nur mit einer Arschbacke auf dem Rand eines Schreibtisches, auf dem nur ein Telefon und ein neu wirkender Monitor mit drahtlo ser Tastatur und Maus standen, und telefonierte mit dem Handy.
Er winkte mich herein und zeigte auf einen Stuhl in einer Ecke. Während er in Südlondoner Slang mit irgendjemandem quatschte, warf ich einen Blick auf seinen teuren Anzug und die handgefertigten Schuhe. Er hatte dunkles, sorgfältig geschnittenes Haar und trug eine Sonnenbrille, die seine Augen verbarg. Und das im Haus. Auf mich wirkte er wie ein Arschloch.
»… ja, Kumpel. Nee. Nein, hab’ es nicht gesehen … Ja, wenn du willst. Egal. Gut. Bis später dann, Kumpel.« Anschließend legte er auf.
Ich schenkte ihm mein schönstes Lächeln..
»Dann bist du bestimmt die göttliche Genevieve«, sagte er. Von einem Moment auf den anderen hatte er vom Slang in eine völlig akzentfreie Sprache gewechselt.
»Freut mich«, sagte ich und gab ihm die Hand.
»Karina hat gesagt, dass du was ganz Besonderes bist.«
»Das sollten Sie lieber selbst entscheiden.«
Er nickte abwägend. »Und du hast so was vorher noch nie gemacht?«
»Nein, noch nie.«
»Warst du schon mal in so einem Club?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Sehr gut«, sagte er, ergriff meine Hand und half mir auf die Füße. »Dann lass mal sehen, Genevieve. Ich werde David nachher bitten, dich herumzuführen. Hast du irgendeine Lieblingsmusik, oder sollen wir einfach mal schauen, was gerade läuft?«
Wir waren wieder die Treppe hinunter und durch eine Tür am Ende des Ganges gegangen, die in den großen Saal des Nachtclubs führte, mit Separees, Tischen und Stühlen um eine Tanzfläche, schweren Vorhängen, Kissen und Schum merbeleuchtung. In dieser Bar gab es drei Bühnen, auf denen sich jeweils eine Stange befand. Ich hatte mich gefragt, ob er erwartete, dass ich mich gleich auszog. Hoffentlich nicht.
Er schickte mich auf die größte der drei Bühnen. »Na, dann zeig mal, was du kannst.«
Aus einer versteckten DJ -Konsole dröhnte in ohrenbetäubender Lautstärke Grounds for Divorce von den Elbows. Ich zog meine Schuhe aus und begann, barfuß die Stange zu umkreisen, legte meine Hände darum und wand mich dann empor … Weg war ich. Ich schälte mich schnell aus meinem Rock und führte die restliche Nummer in meiner Unterwäsche vor, knöpfte meine Bluse auf und ließ sie um mich herumwirbeln, während ich mich bewegte. Ich arbeitete mich durch die Nummer, die ich mit Katrina einstudiert hatte, und passte sie an, als die Musik langsamer wurde. Bereits nach den ersten eineinhalb Minuten hatte ich meinen Rhythmus gefunden und begonnen, es zu genießen. Ich fügte sogar noch ein paar zusätzliche Drehungen hinzu. Der Song war schneller zu Ende als erwartet, und nur meine Wangen waren ein wenig gerötet. Ansonsten hatte ich mich nicht
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