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Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)

Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)

Titel: Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haynes
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nach oben zu arbeiten und mich dann hinunterzuwinden, gefiel mir. Ich würde mir neue Figuren ausdenken, um die Stange in ganzer Länge zu nutzen.
    Dann zeigte mir Norland den restlichen Teil des Barclay- Herrenclubs. Die beiden Hauptbars, von denen eine im Erdgeschoss lag und einen separaten Seiteneingang von der Straße hatte; den Empfangsbereich, die Garderobe; die verschiedenen Separees und VIP -Lounges rund um die Tanzfläche.
    »Such dir für nachher was Hübsches zum Anziehen aus«, sagte er, als wir wieder im Foyer standen. Der ganze Club wirkte eher wie ein Hotel. »Vor Mitternacht trägst du Abendgarderobe, danach kannst du dich umziehen und beim Tanzen etwas mehr Haut zeigen. Kauf dir ordentliche Unterwäsche.«
    »Alles klar«, erwiderte ich. Der Mann war aalglatt.
    »Du kannst ab halb zehn kommen, wenn du willst. Heute Abend fragst du nach Helena. Ihr werdet vermutlich gegen zwei, drei Uhr tanzen. Es reicht auch, wenn du rechtzeitig zum Tanzen da bist. Wenn du dich verspätest, zahlst du eine Strafe und kommst vermutlich nicht auf die Bühne. Alles klar?«
    »Alles klar«, hatte ich geantwortet und war kurz darauf wieder auf dem Bürgersteig gestanden.

9
    Zum Abendessen aß ich einen Toast. Das war die erste feste Nahrung, die ich seit vierundzwanzig Stunden zu mir genommen hatte, trotzdem kostete es mich Überwindung. Er war trocken, hart und schmeckte nach nichts.
    Ich saß in der Essnische und starrte auf das Stück Papier, das Carling mir gegeben hatte und auf dem seine Telefonnummer stand. Daneben lag Andy Bastens Visitenkarte auf dem Tisch.
    Detective Sergeant
    Andrew Basten
    Schwere Kriminalität
    Warum hatte Carling nicht genauso eine Karte wie der andere? Und wen sollte ich anrufen, wenn ich mir Sorgen machte? Bastens offizielle Nummer auf der Karte mit dem Polizeiwappen von Kent? Oder Carlings Nummer, die er von Hand gerade noch leserlich auf ein Stück Papier gekritzelt hatte? Seine Handynummer. Ich überlegte, was er wohl machte, wenn er nicht im Dienst war. Ob er nach Hause zu seiner Frau ging? Frau … Kinder vielleicht und einen Hund? Bestimmt hatte er einen Hund. Und eine Frau mit einem anständigen Beruf; vielleicht war sie Lehrerin. Oder Krankenschwester. Vielleicht war sie auch Polizeibeamtin. Und zwei Kinder, die am Esstisch saßen und ihre Hausaufgaben machten, wenn er von seinem anstrengenden Tag auf Verbrecherjagd nach Hause kam. Er würde sie auf den Scheitel küssen – ein Mädchen und ein Junge – und seine Frau anschließend fragen, was es zum Abendessen gab, während der Hund um seine Füße scharwenzeln und vor Freude mit dem Schwanz wedeln würde. Er würde eine Flasche Wein öffnen, und sie würden sie leeren – Jim Carling und seine Frau –, wenn die Kinder im Bett waren.
    Oder vielleicht war er geschieden. Er hatte diesen frustrierten Blick. Vielleicht war seine Frau mit einem anderen durchgebrannt – mit einem Polizeibeamten; das taten sie alle irgenwann – und hatte ihn in einem großen Haus zurückgelassen, um das er sich alleine kümmern musste.
    Oder aber er war verheiratet und hatte Affären mit Frauen wie mir, mit verletzlichen Frauen, die er über die Arbeit kennenlernte. Opfer. Er suchte sich eine aus, die ihm gefiel, und brachte sie dazu, mit ihm zu schlafen.
    Ich war doch kein Opfer, oder? Jedenfalls noch nicht.
    Aus irgendeinem Grund musste ich daraufhin an Ben denken. Er hätte mich anrufen können, wenigstens um sich für die Party zu bedanken. Aber das hatte keiner von ihnen getan. Keiner von ihnen wusste, welchen Albtraum ich in der Nacht erlebt hatte. Sie hatten sich alle in den Pub verdrückt und dann weiß Gott wo in London, ohne sich zu bedanken oder sich auch nur zu verabschieden. Alles Arschlöcher, vor allem Lucy. Ich musste daran denken, was sie zu Malcolm gesagt hatte und in welchem Ton. Wie er darauf reagiert und gesagt hatte, dass sie mich noch eines Tages um mein Boot beneiden würde.
    »Das glaube ich kaum.«
    Mir war jedenfalls egal, was sie dachte. Ihre Meinung interessierte mich schon lange nicht mehr.
    Lucy gehörte zu den Menschen, die tatsächlich ein Problem damit hatten, dass ich tanzte.
    Natürlich hatte Ben es ihr erzählt; sie hätte es sonst niemals erfahren. Ich glaube, er wollte sich für das Scheitern unserer sinnlosen, katastrophalen Beziehung rächen. Lucy und ich waren an einem Freitag nach der Arbeit in einen Pub gegangen, hatten kühlen Weißwein aus großen Gläsern getrunken und uns wieder einmal das Maul darüber

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