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Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)

Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)

Titel: Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haynes
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das hatte ich letzte Nacht zu spüren bekommen. Ich versuchte, mich zu beruhigen. Als ich geschrien hatte, waren innerhalb weniger Minuten fünf Leute von ihren Booten gekommen und hatten nachgeschaut, was los war. Trotzdem konnte ich mich nicht entspannen.
    Ein Handy klingelte.
    Ich saß senkrecht im Bett, mein ganzer Körper war in Alarmbereitschaft. Es klang weit weg, so als käme es von einem anderen Boot.
    Ich schlug die Decke zurück und öffnete die Schlafzimmertür. Das Klingeln wurde lauter.
    Im Wohnraum war es noch lauter. Es war nicht mein Handy, denn das lag zum Aufladen auf dem Esstisch – es war Dylans.
    Schließlich fand ich es; es lag hinter der Sofalehne, wo ich es hingeworfen hatte, als Carling in die Kajüte gekommen war. Es klingelte immer noch. Auf dem Display leuchtete der Name GARLAND auf.
    Eine Welle der Erleichterung durchflutete mich.
    »Hallo?«
    Am anderen Ende der Leitung herrschte Schweigen.
    »Bist du’s?«, fragte ich mit zittriger Stimme.
    Immer noch nichts. Atmete da jemand? Ich war mir sicher, dass jemand am anderen Ende der Leitung war. »Rede mit mir«, sagte ich. »Bitte, sag doch was. Bitte!«
    Nichts.
    Ich legte auf, warf das Handy aufs Sofa zurück und begann zu heulen. Ich wartete kurz, ob es noch einmal klingelte – vergebens. Außer der Stille des Bootes und meinem eigenen Schluchzen war nichts zu hören.
    Auch wenn er kein einziges Wort gesagt hatte, hatte es sich doch wie ein Abschied angefühlt. Er wusste das mit Caddy; er musste wissen, wie chaotisch mein Leben war … Warum war er nicht hier? Warum hatte er mich nicht angerufen, um mir zu sagen, was ich tun sollte, oder ein Treffen organisiert? Er interessierte sich nicht für mich, nicht wirklich. Was auch immer zwischen uns gewesen war – für mich war die einzige Nacht mit ihm magisch gewesen, ihm hatte sie nichts, rein gar nichts bedeutet.
    Ich ging wieder ins Bett und vergrub mein Gesicht in den Kissen, bis ich keine Tränen mehr hatte.
    Stunden später lag ich immer noch wach, war zu erschöpft, um mich zu bewegen, und starrte tränenlos zur Luke hinauf. Ich war erst zu dem Schluss gekommen, dass es ihm völlig egal war, was mir passiert war. Und dann fand ich eine völlig andere Erklärung.
    Immerhin hatte er angerufen. Und trotz meiner schrecklichen Zweifel hatte er sich auch nicht verabschiedet. Er hatte gar nichts gesagt. Warum bloß? Plötzlich bekam ich Angst, er könnte in Schwierigkeiten stecken. Hatte er versucht mich anzurufen, war aber irgendwie daran gehindert worden? Brauchte er Hilfe? Und wenn ja, was konnte ich tun?

10
    Ich war immer stolz auf meine Fähigkeit gewesen, mich neuen Gegebenheiten in meinem Arbeitsumfeld anzupassen, doch das Tanzen im Barclay stellte hohe Anforderungen an meine Lernfähigkeit.
    Nach dem Vortanzen war ich nach Hause zu meinem Klei derschrank gegangen und hatte nach geeigneten Kleidungsstücken gesucht. Schließlich hatte ich mich für ein blaues Samtkleid entschieden, das ich beim letzten Geschäftsessen getragen hatte. Und für ein paar Oberteile und Röcke, die ich anzog, wenn ich mit meinen Freunden ausging. Dazu schwarze Spitzenunterwäsche mit rosafarbenen Schleifchen.
    Ich wusste nicht, ob das in Ordnung war.
    Jedenfalls war ich nicht nervös, als ich in den Club zurückkehrte. Er hatte sich bereits mit Menschen gefüllt, die Musik war laut genug, dass sich die Mädchen vorbeugen mussten, um sich mit den Männern an der Bar zu unterhalten, aber nicht so laut, dass sie nicht gehört hätten, wenn man sie aufrief.
    Helena stand hinterm Tresen. Sie war klein, um die vierzig, und ihre Miene gab zu verstehen, dass sie sich nichts gefallen ließ. In der ganzen Zeit, die ich dort gearbeitet habe, hat sie nie einen glücklichen Eindruck auf mich gemacht; selbst wenn sie lachte, wirkte sie genervt. Sie hatte dunkles Haar, das sie hochgesteckt trug und das sie mit ihren High Heels ein paar Zentimeter größer erscheinen ließ.
    »Hast du das schon mal gemacht?«, hatte sie mich gefragt und meinen Namen auf einer Liste notiert.
    »Nein«, hatte ich geantwortet.
    »Hat man dir die Regeln erklärt?«
    »Ich denke schon. Keine Verbrüderungen und so weiter?«
    Sie hatte mich angelächelt, vielleicht aber auch nur das Gesicht verzogen. »›Keine Verbrüderungen‹. Das gefällt mir. Wenn du gut bist und sie dich haben wollen, musst du pünktlich bis spätestens um elf im Club sein. Kommst du zu spät, zahlst du Strafe.«
    In der Umkleide war noch viel los, obwohl viele

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