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Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)

Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)

Titel: Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haynes
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Mädchen bereits draußen im Club waren. Ich entdeckte einen klapprigen Barstuhl, warf meine Umhängetasche daneben, zog meine Jeans aus und mein Kleid an. Die anderen Mädchen ignorierten mich völlig. Sie redeten wild durcheinander, lachten und schrien, der ganze Raum versank im Chaos von Klamotten, Make-up und verschiedensten Parfümwolken.
    »Was dagegen, wenn ich mich hier hinsetze?«, hatte ich gefragt und den Stuhl an den Rand eines Schminkspiegels gezogen. Eine Blondine vollendete gerade ihren Look mit Lipgloss.
    »Meinetwegen«, hatte sie gesagt. »Ich bin fertig.«
    Ich hatte den Spiegel für mich allein. In kürzester Zeit war das Zimmer leer, nur ich und ein weiteres Mädchen waren noch da. Obwohl sie unglaublich hohe Schuhe trug, war sie kleiner als ich, hatte langes braunes Haar und große blaue Augen.
    »Bist du neu?«, hatte sie mich gefragt.
    Ich hatte genickt. »Sieht man mir das etwa an?«
    »Nur daran, dass du noch nicht draußen bist. Du verschwendest Geld.«
    »Ich komme erst später dran.«
    Sie hatte gelacht. »Mein Gott, du bist tatsächlich neu hier, was? Nur weil du nicht auf der Bühne bist, heißt das doch nicht, dass du nicht arbeitest. Du solltest dich draußen ins Zeug legen.«
    Ich sah sie verblüfft an.
    »Geh raus, red mit den Leuten, bring sie dazu, dir einen Drink zu spendieren, tanz mit ihnen, versuch sie in die VIP -Lounge zu kriegen.« Sie hatte Mitleid mit mir gehabt. Ich muss verängstigt, verloren oder vielleicht auch nur dämlich ausgesehen haben. »Soll ich es dir zeigen?«
    »Ja, bitte.«
    »Okay«, hatte sie gesagt. »Aber falls einer meiner Stammgäste reinkommt, bist du auf dich allein gestellt, okay?«
    »Danke. Wie heißt du?«
    »Im Club nennt man mich Kitten«, hatte sie gesagt, »privat kannst du Caddy zu mir sagen.«
    »Caddy? Wie in dem Buch Schall und Wahn von William Faulkner?«
    Sie hatte mich angesehen und ihre geglossten Lippen zu einem perfekten O geformt. Ich hatte schon gedacht, sie würde mich fragen, wovon zum Teufel ich da redete, doch wie sich herausstellte, hatten wir einander unterschätzt. »Hast du es gelesen?«
    »Ja.«
    »Ich habe noch nie jemanden getroffen, der dieses Buch gelesen hat. Wie heißt du?«
    »Genevieve. Ich glaube, hier nennt man mich Viva.«
    »Viva. Ist das nicht der Name eines Oldtimers? Mein Dad hatte einen.«
    Wir hatten beide gelacht, und das war der Beginn unserer Freundschaft gewesen – Viva und Kitten. Die anderen Mädchen im Club kamen und gingen; Russinnen und Polinnen blieben unter sich, huschten in den Club und wieder hinaus und hielten sich nie an Regeln. Andere Mädchen bildeten Cliquen und gingen zusammen aus, wenn sie frei hatten. Ich freundete mich nicht mit ihnen an, nicht so wie mit Caddy.
    In dieser ersten Nacht war Caddy mit mir raus in den Club gegangen, wir hatten uns umgesehen, Leute begrüßt und uns mit manchen kurz unterhalten. Ich sah zu, lernte und fühlte mich wie eine Schülerin in einer neuen Klasse.
    »Habt ihr was dagegen, wenn wir uns zu euch setzen? … Das ist ein besonderer Anlass, was, Jungs? Aha! Glückwunsch! Tanzt ihr mit mir? … Ja, das ist Viva – sie ist neu. Ich weiß! … Keine Angst, ich weiß, dass ihr auf uns aufpasst … Aha, das überlass ich euch – ich bekomme eine Abmahnung, wenn ich zu lange hier rumsitze … Gut, kommt, wir gehen in den VIP -Bereich, dann habt ihr meine ungeteilte Aufmerksamkeit, so lange ihr wollt … Jungs, kippt ein paar Schnäpse auf seinen Geburtstag …«
    Bei dem Gedanken, dass ich mich in den nächsten zwei Stunden vor fremdem Publikum ausziehen musste, war mir schlecht geworden. Ich stand regelrecht neben mir und beobachtete die anderen Mädchen, die abwechselnd an der Stange tanzten. Doch das hatte alles nur schlimmer gemacht. Ich behielt die Bühne im Auge, saß neben Caddy, plauderte mit verschiedenen Leuten und versuchte herauszufinden, wie alles funktionierte. Jemand kündigte in fast unverständlichem Jahrmarktston ein Mädchen auf der Bühne an, es folgte Applaus, der gerade noch über die Musik hinweg zu hören war. Das Mädchen tanzte zu zwei Stücken, zuerst mit Kleidung, dann ohne. Sie bekam Beifall, als sie von der Bühne kam und sich eine kleine Gruppe um die Stange gebildet hatte. Das zweite Mädchen war schlecht – sie lief fast nur um die Stange, bückte und wand sich ein paar Mal, machte eine halbherzige Drehung und ging wieder ab.
    Das hatte ich irgendwie als beruhigend empfunden. Das bekam sogar ich besser hin.
    Wie sich

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