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Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)

Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)

Titel: Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haynes
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herausstellte, musste ich schon meinen ersten lap dance absolvieren, bevor ich zur Stange ging. Zum Glück hatte ich vorher Caddy bei ihrem zuschauen können. Mein Versuch endete kläglich, doch zum Glück war der junge Kerl, den ich unterhielt, so betrunken, dass er kaum bei Bewusstsein war.
    »Mit der Zeit wird es dir leichter fallen«, hatte Caddy mir zugeflüstert, als wir in den großen Clubraum zurückgegangen waren, um neue Opfer zu finden. »Der Trick dabei ist, sich an die zu halten, die schon betrunken, aber noch nicht zu betrunken sind, um zu vergessen, warum sie hier sind. Der Grat ist schmal.«
    Danach war ich an der Stange an der Reihe. Mein Herz hämmerte wie wild, als ich vor der Bühne stand und wartete, bis ich aufgerufen wurde. Das ist bloß ein Job , hatte ich mir immer wieder gesagt. Du schaffst das.
    »Bitte begrüßen Sie mit einem Applaus Viva – das ist ihr erster Abend!«
    In den ersten Minuten schien mich niemand sonderlich zu beachten. Ich begann mit ein paar einfachen Aufwärtsdrehungen, aber das machte mir keinen Spaß. Schwierigere Drehungen und Figuren erforderten eine gewisse Aufmerksamkeit. Es war schwieriger als gedacht, beim Tanz um die Stange mein Kleid auszuziehen – aber das schien offenbar keinen zu interessieren. Bald hatte sich ein kleines Grüppchen um die Bühne gebildet, man applaudierte mir halbherzig. Und so wurde ich mutiger und wagte mich an schwierigere Figuren heran. Das Lied war zu Ende. Ich griff nach meinem Kleid und den Schuhen und eilte von der Bühne.
    Als ich kurz darauf aus der Umkleide kam, traf ich auf Caddy. »Komm, ich stelle dir Nigel und Tom vor«, hatte sie gesagt. »Sie waren von deinem Tanz begeistert und haben nach dir gefragt.«
    Ich war völlig außer Atem gewesen und schwitzte ein wenig, mein Adrenalinspiegel war hoch. Ich konnte nicht aufhören zu lächeln. Ich hatte es getan, und so schlecht war ich gar nicht gewesen – es hatte mir sogar Spaß gemacht. Ich hatte in der Menge ein paar Leute entdeckt, die mir zugesehen hatten – und ich hatte ihnen gefallen, dabei hatte ich gerade erst angefangen.
    Stunden später war ich so müde, dass ich kaum noch einen klaren Gedanken fassen konnte. Ich saß neben Caddy in der Umkleide, während sie sich die falschen Wimpern von den Augenlidern zog. »Dafür, dass es dein erstes Mal war, warst du wirklich gut«, hatte sie gesagt.
    »Danke. Aber wenn du nicht gewesen wärst, hätte ich keine Ahnung gehabt.«
    »Das war doch keine große Sache. Soll ich dir noch einen Tipp geben?«
    »Klar.«
    »Lass dich ordentlich bräunen«, hatte sie gesagt und mit einem schmutzigen Abschminktuch voller Make-up in meine Richtung gezeigt. »Unter den Scheinwerfern blendest du richtig.«
    Ich hatte Caddy viel zu verdanken. Nicht alle Mädchen waren so hilfsbereit gewesen wie sie – schließlich konkurrierten wir alle jeden Abend um das Geld, das die Männer im Club in ihren Taschen hatten. Irgendwie glich dieser Job auf eine erschreckende Art und Weise dem, den ich tagsüber ausübte. Unser Spielfeld war die Bühne. Da zeigten wir, was wir konnten, und steigerten unseren Wert,, indem wir vorführten, dass wir auch tolle Körper hatten. Währenddessen suchten wir den Raum nach potenziellen Kunden ab, die wir uns später vorknöpfen konnten. Sobald wir von der Bühne gingen, drehte sich alles nur noch darum, Kontakt mit den Kunden herzustellen, mit ihnen zu plaudern und dann den Deal abzuschließen, indem wir sie in den VIP -Bereich lotsten, der für uns finanziell am interessantesten war. Gelang das nicht, brachte man sie erst einmal dazu, für einen privaten Tanz zu bezahlen.
    Immerhin kannte ich mich mit Verkaufsstrategien aus. Wenn ich die auf den Barclay Club übertrug, konnte ich richtig gut Geld verdienen. Nach den ersten paar Malen machte es mir nichts mehr aus, mich auszuziehen. Auch das war reine Schauspielerei, wie der Verkauf an sich. Man fand heraus, welcher Kerl einem besondere Aufmerksamkeit schenkte oder Blickkontakt aufnahm, dann gab man denen den Vorrang, die bereits Champagner und Schnaps tranken, also viel Geld hatten und schon halb betrunken waren. Der Rest war ein Kinderspiel.
    »Die Hälfte der Kerle hier erwartet von dir, dass du dafür sorgst, dass sie kommen«, hatte Caddy gesagt. »Die andere Hälfte wartet darauf, dass du von der Stange fällst. Darum sind wir hier. Unterhaltung, egal wie man’s nimmt.« Caddy gab gerne ab und zu solche Weisheiten von sich. Ihre Anmerkungen brachten die Arbeit

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