Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)
Drinks zu holen. »Ich nehme an, er ist Fitz’ Problemlöser.«
12
Nachdem ich Joanna verlassen hatte, ging ich hoch zum Büro, um meinen Briefkasten zu leeren. Es regnete nicht mehr, die Sonne schien wieder, und es war ziemlich warm geworden.
Cam saß im Büro, hatte die Füße auf den Schreibtisch gelegt und redete mit Maureen, die mit verschränkten Armen in der Tür stand. Sie unterhielten sich regelmäßig auf diese Weise: Maureen beklagte sich über irgendwas, Cameron beruhigte sie und unternahm rein gar nichts, und alles blieb wie gehabt.
»… Ich sage nur, dass du was unternehmen und nicht einfach nur hier rumsitzen sollst.«
»Ich sagte doch schon, dass ich mir ein paar Kostenvoranschläge besorgt habe, aber die Sache erledigt sich nicht über Nacht.«
Ich steckte meinen Schlüssel in den Briefkasten, und Maureen bemerkte mich.
»Oh, Genevieve! Findest du nicht, dass wir die Tore absperren sollten?«
»Äh – na ja, ich …«
»Nach allem, was passiert ist! Jeder von uns könnte wie dieses arme Mädchen im Bett ermordet werden.«
»Sie ist nicht in einem Bett ermordet worden«, hob Came ron an.
Mein Briefkasten steckte wie immer voller Müll – Pizzawerbung und Käseblätter –, obwohl ich extra einen Aufkleber mit der Aufschrift »Keine Werbung« angebracht hatte. Ich sichtete alles für den Fall, dass irgendwas Wichtiges dazwischengerutscht wäre.
»Wo ist das Problem?«, fuhr Maureen nun schon etwas lauter fort. »So etwas muss sofort erledigt werden. Wir bezahlen weiß Gott genug hier. Da könntest du wenigstens für ein Mindestmaß an Sicherheit sorgen. Und dieser Mann letzte Nacht! Der hat das Fass endgültig zum Überlaufen gebracht.«
»Was für ein Mann?«, fragte ich.
Maureen wandte sich wieder an mich. »Pat hat gestern Abend auf dem Parkplatz einen Mann rumhängen sehen. Sie hat die Polizei gerufen, aber bis die hier war, war es bereits stockdunkel; von ihm fehlte jede Spur.«
»Wie sah er aus?«
»Sie hat ihn nicht gut gesehen. Er stand in der Nähe des Büros und hat irgendwie einen finsteren Eindruck gemacht. Der führte bestimmt nichts Gutes im Schilde.«
»Vermutlich irgendein Journalist«, sagte Cameron.
»Ist doch egal, wer das war!«, rief Maureen. »Tatsache ist, dass er sich einfach so Zugang verschaffen konnte. Hätten wir anständige Tore, wäre das nicht passiert!«
»Was hat die Polizei gesagt?«, fragte ich. »Hat sie Nachforschungen angestellt?«
»Na ja, nicht wirklich. Sie war höchstens zwanzig Minuten hier und will die Gegend nachts im Auge behalten. Das reicht zwar nicht, aber was soll sie auch sonst tun?«
»Ich habe das Licht repariert und Kostenvoranschläge für die Tore angefordert. So was ist nicht gerade billig«, sagte Cameron.
»Sicherheit ist unbezahlbar«, schnaufte Maureen.
Camerons Handy klingelte, und ich dachte, damit sei die Auseinandersetzung beendet, doch Maureen machte keine Anstalten zu gehen. Während er am Telefon über einen Kran und die Inspektion eines Schiffsrumpfs sprach, wandte Maureen sich an mich.
»Wir sollten gemeinsam einen Antrag stellen«, sagte sie.
»Einen Antrag. An Cameron?«
»Damit er richtige Tore besorgt!«
Ich überließ sie ihrem Schicksal, obwohl Cameron mir einen flehentlichen Blick zuwarf. Als ich meinen Briefkasten wieder zugesperrt hatte, drehte er sich auf seinem Sessel zur Wand.
Kater Oswald lag ausgestreckt und mit zuckender Schwanz spitze auf dem Ponton in der Sonne. Er hatte die Augen halb geschlossen, aber ich wusste genau, dass er die junge Möwe beobachtete, die auf dem Dach der Scarisbrick Jean saß. Als ich näher kam, flog die Möwe davon, Oswald sprang auf und strich mir um die Beine, so wie immer, wenn sich jemand näherte. Ich kraulte ihn am Kopf.
»Hallo, alter Kumpel«, sagte ich. »Ist schon fast Abendessenszeit?«
Er folgte mir zur Revenge , setzte sich an die Bootsleiter, drehte sich um und leckte seinen Rücken.
Obwohl die Sonne schien, war es kühl in der Kabine. Ich stellte den Kessel auf den Herd und machte das Radio an.
Pat hatte gestern Abend einen Mann in der Nähe des Büros gesehen. Konnte das Dylan gewesen sein? Vielleicht hatte er deshalb nicht reden können, als er mich letzte Nacht angerufen hatte. Vielleicht war er draußen gewesen und hatte auf den richtigen Moment gewartet, um auf mein Boot zu kommen. Dann hatte Pat die Polizei gerufen, und er hatte verschwinden müssen.
Ich ging nie wieder zum Üben ins Barclay. Ich hatte mich an die Arbeit gewöhnt,
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